Mit unterschiedlichsten Lebensthematiken ist der Justizvollzug ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Darin spiegeln sich Menschen unterschiedlicher Kulturen, Religionen, Überzeugungen sowie abgründigen und freudigen Geschichten. “Seelsorge” ist die Sorge um den ganzen Menschen, der mehr ist, als gängige Trends aussagen, gesellschaftliche Verhältnisse widerspiegeln oder das zugängliche Bewusstsein eines Menschen zeigt.
Gefängnisseelsorge ist den Lebensthemen und persönlichen Biografien ausgesetzt. Kann Gefängnisseelsorge, die manches Mal in die Reihe eines “salbungsvollen Gutmenschen” eingeordnet wird, ein loyales Gegenüber anbieten? Solche Vermutungen beschäftigen manchen Gefangenen oder umgekehrt entsprechend die Vollzugsbediensteten. Ist Gefängnisseelsorge “Vollzugsstörer” oder Öl im Getriebe? Beides sind Merkmale des “Fachdienstes Seelsorge” in den staatlichen Einrichtungen des Justizvollzuges.
Aktiv zuhörend
Die Einzelgespräche machen den größten Teil der seelsorgerlichen Arbeit aus. Hier kann der Gefangene seinen Gedanken und Gefühlen Ausdruck verleihen, ohne befürchten zu müssen, dass es vollzugliche Nachteile oder Repressionen im Zusammenleben mit Mitgefangenen gibt. Ebenfalls sind GefängnisseelsorgerInnen für Bedienstete da.
Ressourcenorientiert
Das Freitagsgebet kann in der Kirche gefeiert werden. Ein Problem sei das nicht, meint Gefängnisseelsorger Stefan Ehrlich in der JVA Köln-Ossendorf: “Die Kirche ist sowieso nicht geostet. Da gibt es kein Problem wegen des Bilderverbots.”
Vor Gott tragend
Diesem zu begegnen und auf den Boden der Realität des Lebens sowie des Wortes Gottes mit den unterschiedlichsten Lebenswahrheiten und seiner Botschaft zu verkünden ist Herausforderung und Chance.
Für die inhaftierte Menschen sind mit der Seelsorge viele Hoffnungen verbunden, was ein seelsorgerlicher Dienst für sie alles erreichen kann. Allgemein wird erwartet, dass sie einen Menschen mit Verständnis und Mitgefühl antreffen. Der Vertrauensvorschuss mit unserer seelsorgerlichen Schweigepflicht ist kostbar und schutzbedürftig. Das Gefängnis ist mit all den harten Geschichten ein Ort der permanenten Krise, wo alle, Inhaftierte, Fachdienste und VollzugsmitarbeiterInnen, oft unter Anspannung arbeiten und leben.