Die Jahreszahl des gregorianischen Kalenders springt auf 2000 und es beginnt gleichzeitig das 21. Jahrhundert und das 3. Jahrtausend. In den 2000er Jahren wurden ältere Justizvollzugsanstalten, die sich vor allem im Innenstadtbereich stehen, aufgegeben. Neue moderne Gebäude sind auf freier Fläche oft außerhalb der Stadt gebaut und in Betrieb genommen worden. 2002 wurde auf dem Gelände eines ehemaligen DDR Gefängnisses zwischen Halle/Saale und Leipzig die neue Jugendanstalt (JA) Rassnitz errichtet. In Arnstadt baute das Land Thüringen die neue Jugendstrafanstalt (JSA) 2014. In Düsseldorf ging die neue Anstalt in Ratingen 2012 ans Netz.

 

Auf dem 14 Hektar großen Grundstück am Rande von Münster-Wolbeck im Osten der Stadt laufen archäologische Bodenuntersuchungen. Die alte Justizvollzugsanstalt in der Stadtmitte musste wegen Einsturzgefahr 2017 teilweise geräumt werden. Die neue Anstalt im Grünen soll 2025 in Betrieb gehen. An anderen Orten regt sich massiver Widerstand seitens der Bevölkerung. So wurde in Baden-Württemberg der bereits festgelegte Standort einer neuen JVA Rottweil wieder verworfen und an einem anderen Ort mitten im Naturschutzgebiet geplant. Der Landesrechnungshof hatte 2018 darauf hingewiesen, dass in Rottweil wohl die bundesweit teuerste JVA entstehen werde: Nach der bisherigen Kostenermittlung – Stand 2018 – wird der Bau 182 Millionen Euro kosten, das sind 64 Millionen mehr als der ursprüngliche Kostenrahmen.

Die Neubauten haben den Vorteil, dass sie besser konzipiert sind und sich nach heutigen Gegebenheiten orientieren. Kritik kommt von Bürgerinitiativen, die meinen, für Straftäter würde ein Luxushotel gebaut. Die JVA Regis-Breitingen in Sachsen hätte beispielweise eine weitaus bessere Sporthalle als die kleine Gemeinde vor Ort. Der Nachteil von JVA-Neubauten ist vor allem, dass die Einrichtungen weit außerhalb von Orts- und Stadtzentren liegen. Manch neues Gefängnis wird als kalt beschreiben. Zudem sind die Sicherheitsvorkehrungen weit aus höher angesetzt als in älteren Gefängnisbauten.

 

Rassnitz

Knastkirchen heute

Arnstadt

Gefängnisarchitektur

Neue Strafvollzugsgesetze der Länder

Das Strafvollzugsgesetz (StVollzG) ist ein deutsches Bundesgesetz, das seit 1977 den Vollzug der Freiheitsstrafe Erwachsener in Justizvollzugsanstalten und der freiheitsentziehenden Maßregeln der Besserung und Sicherung regelt (§ 1 StVollzG). Das StVollzG wurde am 16. März 1976 erlassen und trat am 1. Januar 1977 in Kraft, nachdem das Bundesverfassungsgericht im Strafgefangenen-Urteil eine gesetzliche Regelung des Strafvollzuges angemahnt hatte. Seit die Gesetzgebungskompetenz für den Strafvollzug im Rahmen der Föderalismusreform mit Wirkung zum 1. September 2006 vom Bund auf die Länder übergegangen ist, gilt das StVollzG gem. Art. 125a Abs. 1 GG als Bundesrecht weiter, kann aber durch Landesrecht ersetzt werden. Von dieser Möglichkeit haben die Landesgesetzgeber sukzessive Gebrauch gemacht. So entstand ein "Flickenteppich" aus einzelnen Strafvollzugsgesetzen der 16 Bundesländer.

18. November 2022
Altes Messbuch aus dem Zellengefängnis wird bestaunt
In der Justizvollzugsanstalt Herford befinden sich an den Eingangstüren der Seelsorgebüros in der Anstaltskirche Schaukästen. Hier tummeln sich bei Veranstaltungen Jugendliche und schauen gerne die “alten Dinge” dort an. Sie fragen meist, was dies oder jenes sei. Neben einer Monstranz, Schellen zum klingeln, einem Weihrauchfass und […]
3. Mai 2020
Die Gefängnisseelsorge ist unerforschtes Gebiet
Geschichtlich ist die Gefängnisseelsorge weitestgehend ein unerforschtes Gebiet. Es gibt zwei ältere Arbeiten zur evangelischen Gefängnisseelsorge in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus. Eine Arbeit zu deren Geschichte in ganz Deutschland steht noch aus. Martin Fischer, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Erfurt, arbeitet gegenwärtig zur Geschichte der […]
16. April 2019
Entlohnung jüdischer Seelsorger durch den Staat
Die Seelsorge jüdischer Strafgefangener war im Hamburger Gefängnis Fuhlsbüttel bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts eine gängige Praxis, doch erst mit dem Vertrag vom Januar 1914 wurde dafür eine rechtliche Grundlage geschaffen. Der zweiseitige, aus den Beständen des Hamburger Staatsarchivs stammende Vertrag zwischen der Deutsch-Israelitischen Gemeinde […]
9. Juni 2022
1938 gab es im Herforder Zuchthaus jüdische Seelsorge
Erich Lewin (mitte) mit einigen Schülern. Foto: Herforder Kommunalarchiv, Gedenkstätte Zellentrakt aus Privatbesitz Thekla Schiff. Erich Lewin war Prediger und Kantor der Herforder Gemeinde. Nebenbei arbeitete er aber immer wieder als Volkslehrer für Hebräisch und kümmerte sich um die Betreuung von jüdischen Gefangenen in der Justizvollzugsanstalt. […]
12. März 2024
Theologe Karl Rahner 1961 zu “Christus in den Gefangenen”
Zur 50. Fachtagung von “Kirche im Justizvollzug” mit NeueinsteigerInnen im Tagungshaus in Wiesbaden-Naurod zitiert der Gefängnisseelsorger Michael Kullinat von der JVA Schwalmstadt einen großen Theologen des 20. Jahrhunderts: Karl Rahner. Hintergrund ist die Frage der Rolle des/der GefängnisseelsorgerIn im Vollzug. Im Grunde hat sich in all […]
3. September 2018
Schicksal eines der 50 Priester in Bochum
Ein Flur einer Abteilung der Justizvollzugsanstalt in der JVA Bochum. Anton Steinhoff war in den Kriegsjahren Kaplan im Dortmunder Kreuzviertel. Ein noch lebender Zeitzeuge, damals Messdiener, sprach ihn einmal auf seinen immer traurig wirkenden Blick an. Schließlich habe Steinhoff ihm anvertraut, dass es zu tun habe […]
Knastschlüssel