Der Kontakt zur Gefängnisseelsorge kann Gespräche, Gottesdienste und Anregungen zum Nachdenken ermöglichen. In der Eintönigkeit des Knastalltags spielen Musik, Kunst und Kultur eine große Rolle. Daher ist die Kooperation mit dem Ausdruck durch künstlerische Betätigung, Theater, Musik und Sport wichtig. Kunst im Strafvollzug kann ganz unterschiedliche Facetten haben.

 

Die Kunst soll den Häftlingen vor allem einen Anstoß dazu geben, das eigene Verhalten zu reflektieren und die Antwort auf das „Wozu“ zu finden. Kunst und Kreativität ist dabei eine der Möglichkeiten der Inhaftierten, sich frei zu entfalten und sich für einen Augenblick vielleicht so zu fühlen. „Durch die Kunst sollen die Gefangenen lernen eigenverantwortlich zu handeln, um stabiler im Leben zu stehen. Viele haben in ihrem Leben noch nie echte Wertschätzung für ihre Leistungen erfahren. Die Bilder sind daher für alle sichtbare Erfolgserlebnisse von Gefangenen, denen die Gesellschaft diese Leistung so nicht zutrauen würde“, sagt Sabine Schnee, Betreuerin der Kunstgruppe in Nürnberg.

 Meine Therapie war die Kunstgruppe

Es ist zwar schon über zehn Jahre her, aber ich will erzählen, wie die Kunstgruppe mit Kraft gegeben hat und noch heute in der Freiheit gibt. Wer in Untersuchungshaft sitzt hat natürlich meiste eine Straftat begangen. In der Einzelzelle beginnt dann die Grübelei. Die Gerichtsverhandlung steht bevor, deren Ausgang oft ungewiss ist. Die schlimmste Strafe für mich in dieser Zeit war die Langeweile. Da fragte mich Pfarrer Frank Baumeister, ob ich an der Kunstgruppe teilnehmen möchte. Einmal wöchentlich traf ich mich mit der Gruppe.

Wir sprechen dort über unsere Sorgen und Probleme. Danach richten sich anschließend die Themen unserer Bilder. Gemalt und gezeichnet haben wir in unserer Zellen. Die Ergebnisse besprachen wir dann in der Gruppe. Viele Häftlinge haben nie gelernt Emotionen zu zeigen. Beim Malen ist das anders. Plötzlich war ich nicht mehr der nutzlose Verbrecher, sondern hatte auch eine sensible Seite und wurde dafür sogar gelobt. Ich male auch heute noch – lange nach meiner Entlassung aus dem Gefängnis.

gez. Helmut | Kunstgruppe Nürnberg

 

 

11. Dezember 2021
Das Unerwartete einer Knast-Krippe irritiert
Ein Inhaftierter sitzt mittig auf einer Pritsche, umringt von seiner Mutter und dem Großvater. Eine Darstellung aus dem Haftraum eines Gefängnisses, von einem Holzbildhauer trefflich in Figuren umgesetzt. Irgendwie gleicht das Bild im Aufbau , das zum Sinnbild der Weihnachtszeit geworden ist. Die Konturen der Krippe […]
25. Januar 2022
Niemand darf diskriminiert oder kriminalisiert werden
Der Aachener Bischof Helmut Karl Dieser hat am Rande der Sitzung des Ständigen Rats in Würzburg die Aktion „#OutInChurch“ begrüßt. Im Namen der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) erklärte der Vorsitzende des Forums „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ beim Synodalen Weg, die […]
16. April 2021
Die lebensechte Figur ist wie ein Spiegelbild
„Wer sitzt denn da in der Anstaltskirche?“ fragt verwundert ein junger Gefangener, als er mit dem Seelsorger in die Kirche der Justizvollzugsanstalt Herford kommt. Neugierig wie er ist geht der Inhaftierte Marc in den Gottesdienstraum und will den Mitgefangenen ansprechen. Ob der betet? So ganz allein? […]
7. August 2023
Zwischen den Zeilen denken: Schwarz UND Weiß
Mit Textbildern möchten die GefängnisseelsorgerInnen des Bistum Mainz Menschen für die Situation der ihnen anvertrauten Gefangenen sensibilisieren und ermutigen, „zwischen den Zeilen zu denken“. Eben nicht „Schwarz ODER Weiß“, sondern „Schwarz UND Weiß“. Nicht „Entweder ODER“, sondern „Entweder UND oder“. Menschen urteilen häufig schnell und machen […]
10. Dezember 2021
Was kann unsere Phantasie noch beflügeln?
„Denk mal anders… was kann unsere Phantasie noch beflügeln?“ Die Weihnachtszeit im Gefängnis galt in den letzten Jahren als ein Höhepunkt im Jahr, doch dann kam die Pandemie und schaffte viele Feierlichkeiten und Aktivitäten ab, auch hinter den Mauern. Seitdem gibt es aufgrund der Corona-Maßnahmen, Mindestabstände, […]
26. Mai 2025
100 Jahre Straffälligenhilfe: Vermittlung von Briefkontakten
Am 9. Januar 1925 gründete der Jurist Johannes Muntau in Celle das heutige „Schwarzes Kreuz Christliche Straffälligenhilfe e.V.“, mit einer damals wegweisenden Idee: Ehrenamtliche sollten Gefangene begleiten und ihnen helfen beim Weg zurück in die Gesellschaft. Eine gezielte Förderung des Ehrenamts in der Justiz – was […]
Knastschlüssel