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Leben: Andere Bedingungen, anderes Saatgut

16. Juni 2024

Hitze, Trockenheit und damit verbunden der Borkenkäfer haben die Bestände der Fichte in den vergangenen Jahren geringer werden lassen. Großflächig sterben sie ab – und die klimatischen Veränderungen lassen manches mehr befürchten. flanzen und Säen allein reichen nicht. Das Beachten von sich verändernden Bedingungen ist notwendig, wenn das Gedeihen Aussicht auf Wachstum haben, dem Leben dienen und gut tun soll. Das gilt auch für unser religiöses Leben.

Es braucht nicht nur eine virtuelle Brille, sondern der Blick auf das eigene Leben. Stand der Gefängnisseelsorge beim 103. Katholikentag in Erfurt.

Weil die Fichten durch ihr schnelles Wachstum wirtschaftlich so interessant sind und ein vielseitig einsetzbares Holz liefern, haben Forstwirte noch in den 1960er und 1970er Jahren viele Landschaften großflächig mit Fichtenmonokulturen bepflanzt, wohl wissend, dass sie es gern kühler und nass haben. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass diese Rechnung nicht mehr aufgeht. Arbeitende in der Land- und Forstwirtschaft müssen sich anpassen und Sorten finden, die den sich verändernden Klimabedingungen standhalten und weg von Monokulturen. Niemand forstet jetzt wieder erneut mit Fichten auf bei den gewonnenen Erkenntnissen.

Das Saatgut muss geändert werden

Pflanzen und Säen allein reichen nicht. Das Beachten von sich verändernden Bedingungen ist notwendig, wenn das Gedeihen Aussicht auf Wachstum haben und dem Leben insgesamt dienen und gut tun soll. Ich glaube, das gilt auch für unser religiöses Leben. Es geht nicht ohne Säen und Pflanzen – aber was wir säen und pflanzen, ist ebenso abhängig von der Umgebung, von der Aussicht auf Wachstumschancen. Das Saatgut muss geändert werden – spätestens wenn erkennbar wird, dass es nichts mehr bringt oder sich nicht mehr entfalten kann und wenn das wenige, das heranwächst, vom Aussterben bedroht ist. Dazu zählt in unserer Zeit eine wichtige Erkenntnis, nämlich die Anerkennung, dass es sich auch ohne Gott gut leben lässt.

Was wir für Gott halten

Das beinhaltet zum einen die Frage, wo wir Menschen wirklich mit Gott leben oder mit dem, den wir für Gott halten. Das werden wir gar nicht sauber beantworten können, denn stets verschleiern unsere Vorstellungen und Bilder und die anderer Menschen – auch in der Verkündigung – Gott selbst, den Unbegreiflichen. Immer ist sein Bild verschmutzt und verzerrt von menschlichen Projektionen. Vor gut achthundert Jahren formulierte ein Konzil im Lateran darum: Wann immer etwas über Gott ausgesagt wird, ist die Unähnlichkeit bleibend größer als die Ähnlichkeit.

Zeugnis des Lebens entscheidend

Und zum anderen beinhaltet es die Frage, ob wir „Gott bringen“ oder vermitteln können, ob das Zeugnis unseres Lebens nicht allein entscheidend ist, nicht das der Worte. Das Saatgut muss geändert werden – darum ringen wir in unserem Leben, suchen die richtigen Kniffe und Methoden – aber vielleicht ist die Frage im Raum des Glaubens falsch, was denn jetzt das Richtige sei und Wachstum verspricht und in unserer Zeit nicht mehr angreifbar ist und darum standhält. Jesus hat weniger eine Lehre verkündet als eine Praxis gelebt. An seinen Worten rätseln Menschen herum, wie was zu verstehen sei, und es bleibt vielfach bei Deutungen und Ungewissheiten. Eindeutig ist sein Leben, sein Leben hielt und hält stand. Auferstehung nennen wir das bis heute. Eine vielversprechendere Saat als das eigene Leben gibt es nicht.

Bernd Mönkebüscher | Markus 4, 26-34

 

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