Nicht jeder wird gleich verstehen, was Sache ist, wenn der „Jenseitsinspektor“ oder „Himmelskomiker“ mit dem „Sittich“ spricht. Des Rätsels Lösung, nämlich ein Gespräch zwischen dem Gefängnisseelsorger und einem Sexualstraftäter. So kann dort nachgelesen werden, dass sich „Gittermäuse“ gelegentlich „Sargnägel und Fensterkitt einpfeifen“, also weibliche Häftlinge Karotten und Kartoffelpüree essen. Sie wissen nicht, was „auf Transport“ oder „auf Piste“ heißt?

 

Die Welt hinter den Mauern und deren Ausdrücke kann man nicht kennen. Es sei denn, man war selbst inhaftiert oder arbeitet in der JVA. Im geschlossenen System eines Gefängnisses existieren Begriffe, Wörter und Sätze, die „draußen“ in ihrer Bedeutung nicht eingeordnet werden können. In den Gefängnissen existiert je nach Region eine eigene „Knacki“-Sprache. Der Würzburger Richter, Kriminologe und Strafrechts-Professor, Klaus Laubenthal, hat ein Lexikon der Knastsprache dazu veröffentlicht: Von Affenkotelett bis Zweidrittel.

Die knasttypischen Ausdrücke leiteten sich teilweise von der alten deutschen Gaunersprache, dem Rotwelschen, her. Vor allem kam der Zufluss von Gruppen, die innerhalb der Strafanstalten dominierten: Zuhälter und Prostituierte, Nichtsesshafte, jugendliche Randgruppen und die Drogenszene. Manche russischsprachige Gefangene meinen „Solidarität“ zu zeigen. Der „Abschtschjak“ ist ein mafiöses System, das seine Wurzeln in den düsteren Gefängnissen der früheren Sowjetunion hat. Die Strukturen und deren Sprache zu erkennen und aufzudecken ist nicht einfach.

Das „Ulmer Echo“, die Gefangenenzeitung der Justizvollzugsanstalt Düsseldorf, hat ebenfalls ein Wörterbuch mit Ausdrücken zusammengestellt. Gefängnis bedeutet, es gibt offizielle und inoffizielle Regeln. Im Sprachjargon der Gefangenen stellen manche Wörter eine Beleidigung dar. Der mit der Inhaftierung verbundenen Lebenssituation in Justizvollzugsanstalten (JVA) lassen subkulturelle Gegenordnungen mit spezifischen Normen, einer gewissen Organisation und besonderen Gebräuchen, entstehen.

 

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