Weihnachten ist das Fest der Freude und Liebe, das Fest der Sehnsucht nach der Familie, nach Geborgenheit und nach Gott, der als Mensch auf die Erde gekommen ist, es sind die Tage der Hoffnung auf ein besseres Leben bei vielen Menschen. So erging es den Eheleuten Toedt aus Hammelburg bei Würzburg vor vielen Jahren. Sie hatten alles verloren, ihr Vermögen, ihr Zuhause, ihren Sinn für das Leben überhaupt und ihren einzigen Sohn, der mit Eltern, die sein vermeintliches Erbe durchgebracht hatten, nichts mehr am Hut hatte. Henry und Monika Toedt erzählen davon.
Unser einziger Freund hieß Nepomuk, ein kleiner Westi-Hund, der uns und sein Fressen über alles liebte. Ach ja, es war noch JEMAND da, den wir nicht sehen, dessen Nähe wir jedoch fühlen konnten, nicht wissend wer ER war, den wir aber noch kennenlernen sollten. Der Postkasten quoll über, weil wir die Drohungen der Geldeintreiber nicht ertragen konnten Wir machten die Nacht zum Tag, um den gehässigen und schadenfrohen Bemerkungen der Nachbarn aus dem Weg zu gehen. Wir fühlten uns so verlassen und einsam. Nach vielen Monaten der Irrungen und Wirrungen stellten wir fest, dass es so nicht weitergehen konnte, so hatte das Leben für uns keinen Sinn.
Ehemaliger Gefängnisseelsorger hilft
Wir erinnerten uns an unsere vielen Urlaube, die wir früher in Franken verbracht hatten. Über eine Hilfsorganisation gelangten wir an einen katholischen Pfarrer, der früher einmal Gefängnisseelsorger gewesen war. Er besuchte uns in Schleswig-Holstein und lud uns über die Weihnachtstage in seine Gemeinde hier in Unterfranken ein. Zum ersten Mal in unserem Leben besuchten wir die Christmette am Heiligen Abend, welch ein Gefühl! Die Kirche war weihnachtlich geschmückt, gefühlt tausend Kerzen brannten, alles war so hell, so wunderbar, und der Pfarrer predigte von Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Hoffnung auf bessere Zeiten. Wir waren ebenso begeistert wie sprachlos, zumal er uns später seinem Freundeskreis vorstellte, der uns helfen würde, hier anzukommen.
Das war es, nach dem wir uns die ganze Zeit gesehnt hatten. Drei Monate später zogen wir in unsere neue Heimat, Gott, der Herr, hatte uns ein zweites Leben geschenkt. Zu unserem vermeintlichen Glück fehlte jetzt nur noch eine christliche Aufgabe. Wir versuchten einige Dinge, doch nichts sagte uns zu, weil plötzlich Gerüchte über uns aufkamen, wir wären auf der Flucht vor den Gläubigern, seien bei Nacht und Nebel getürmt, wir würden den Pfarrer nur ausnutzen. Ja, wir hätten sogar eingesessen. Schnell erfuhren wir, wer dahinter steckte, es waren die Mitglieder des Freundeskreises, die uns aus der Nähe des Pfarrers weg ekeln wollten. Alles Katholiken, die jeden Sonntag beim Gottesdienst in der zweiten Reihe saßen und laut sangen. Der Pfarrer reagierte mit den Worten: “Kopf hoch und durch.” Seltsam, mit Empathie hatte das aber gar nichts zu tun.
Ich kenne einen Mörder…
“Ihr sucht doch eine Lebensaufgabe, ich kenne einen Mörder, der seine Frau im letzten Jahr umgebracht hat und nun Briefbekanntschaften sucht, wollt Ihr dem nicht schreiben?” Auch das noch, einem Mörder? Das war vor 10 Jahren unser Einstieg in eine neue, andere Welt. Es blieb nicht bei diesem Briefkontakt, heute schreiben wir uns mit Strafgefangenen weltweit, viele von ihnen sind unsere Freunde geworden, die in den Todeszellen auf ihre Hinrichtung warten. Dem Freundeskreis des Pfarrers waren Nächstenliebe, Barmherzigkeit und christliches Verhalten völlig fremd, jeder von denen tanzte auf dem Jahrmarkt der eigenen Eitelkeiten, der Egoismus hatte Hochkonjunktur. Die Sehnsucht, die uns damals an Weihnachten überkam hatte sich erfüllt. Nicht über diesen Freundeskreis, oh nein, sondern über Menschen, die sich hinter dicken Mauern befinden, die vor Schmerzen über ihre begangene Tat und über das Verhalten der sogenannten Gesellschaft in dieselbe Sehnsucht gefallen sind, wie wir damals. Einsam und verlassen.
Heute sind wir inmitten einer Gemeinschaft von Menschen hinter den erbarmungslosen Mauern und von Unterstützern, denen Nächstenliebe, Barmherzigkeit und christliches Verhalten als Teil ihres Lebens sehr wichtig sind. Heute kennen Gebete noch immer keine Grenzen und Entfernungen, und auf den Wellen des Internets surfen nicht nur Wichtigtuer und Gauner sondern auch Menschen, die es mit dem Evangelium unseres Herrn Jesus ernst meinen. Es ist die Liebe, die uns alle trägt. Amen! Wir wünschen Euch allen in diesen so schweren Zeiten das helle Licht der Hoffnung, das am Ende eines jeden Tunnels leuchtet.
Monika und Henry Toedt aus Hammelburg in Unterfranken