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Gefängniskirche 1959 in der Landesstrafanstalt Freiburg

5. März 2021

In der ARD Mediathek ist in der Reihe der Retro-Abendschau des SWR ein Filmbeitrag von der neuen Gefängniskirche der Landesstrafanstalt Freiburg im Breisgau entdeckt worden. Der Nachrichten-Beitrag des ehemaligen Süddeutschen Rundfunks (SDR) zeigt die neue Kirche 1959 mit großen Farbfenstern ohne ersichtliche Gitter. Der damalige Anstaltsgeistliche predigt, wie in den 1950 er und 60 er Jahren üblich, dass durch den gottesdienstlichen Raum den Gefangenen „den Weg gewiesen werden soll.“

Es war ein Novum. So viel Platz und Freiheit in der Knastkirche. Das enge mönchsartige Holzgestühl wie in den preußischen Zuchthäusern gibt es nicht. Darin saß der Gegangene isoliert, damit er kein Kontakt zu anderen Mitgefangenen aufbauen konnte. Die großen Farbfenster sollen dem neuen Zeitgeist entsprechen. Die Vergitterung verbirgt sich hinter Milchglasscheiben. Es soll kein Mehrzweckraum mit Kinoleinwand und Altar sein. Eine Kirche für die katholische und evangelische Konfession. Der damalige Anstaltsgeistliche erzählt, dass sie für die moderne Kirche abstrakte Formen gewählt haben. „Unsere Leute fühlen sich von den Fenstern und unseres Altarwandteppichs angesprochen. Sie spüren die Sprache der Symbolik. Sie finden darin in ihren vielen Fragen, die sie bedrängen, Antworten nach Sinn ihres Lebens, nach der Größe ihrer Schuld und nach der rechten Ordnung ihres Lebens“, so der Pfarrer in seinen beschwörenden Predigtworten vor der Kamera.


Der Verwaltungsflügel der Anstalt, in dessen oberstes Stockwerk die Kirche ist, war der einzige Flügel, der beim Bombenangriff der Engländer im November 1944 getroffen wurde. Die Kirche war zerstört und wurde erst 1959 gänzlich renoviert. Sie ist heute weitgehend unverändert, auch das Altarkreuz ist noch dasselbe. Lediglich den Wandteppich ist in Absprache mit dem katholischen Kollegen vor ein paar Jahren entfernt worden, da er mehr ein ergrautes Staub- und Mottennest war und genau die Idee da war, eventuell Filme zu zeigen, was ja laut der Historie gerade nicht stattfinden sollte.

Es gab mehrmals Umbau- und Renovierungspläne, es wurden sogar KünstlerInnen- und ArchitektInnen-Wettbewerbe ausgeschrieben. Im Mai 2013 fand in Freiburg die evangelische Bundeskonferenz zum Thema „Räume“ statt, mit Workshops in der Kirche. Seitdem gab es ein paar Gespräche mit den Bauverantwortlichen der JVA und des Landes und seit drei Jahren ist Stille… Der katholische Kollege im Film fand den evangelischen Kollegen damals wohl als nicht würdig, mit ihm die Sakristei zu teilen. Also wurde nach der offiziellen Einweihung für den evangelischen Kollegen unter der Orgelempore ein 2 qm großer Bretterverschlag als evangelische Sakristei errichtet, den es auch heute noch gibt.

Michael King, Michael Philippi

 

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