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31 Jahre im kirchlichen Dienst, davon 27 Jahre in der JVA Diez

22. Dezember 2023

Manfred Jarmer war 31 Jahre im kirchlichen Dienst und 27 Jahre in der JVA Diez tätig. Zur Abschiedsfeier im Sozialhaus der Justizvollzugsanstalt (JVA) Diez kamen zahlreiche Gratulanten zusammen – neben Vorgesetzten und Kollegen auch sehr viele langjährige Weggefährten, Freunde sowie Mitarbeitende der Einrichtung. „1985 hatte er sich erstmals bei uns für diesen Posten beworben, 1990 ein zweites Mal“, verriet Beate Greul, Diözesanreferentin für KategorialseelsorgerInnen beim Bischöflichen Ordinariat in Limburg.

Und das, obwohl es damals eine solche Stelle noch gar nicht gab. Die wurde erst 1992 geschaffen – und besetzt mit, logisch, Manfred Jarmer. Der hatte damit seine Berufung gefunden – nach Theologiestudium und einigen Jahren Umweg als Industriekaufmann und Managementberater. „Unter drei Bischöfen und mehreren Päpsten hat er seitdem alle Höhen und Tiefen der katholischen Kirche miterlebt. Mit seinem Tun hat er der Kirche ein Gesicht gegeben“, fasste Beate Greul zusammen. Dabei dankte sie auch Jarmers Ehefrau Beate, die selbst vor Kurzem ihre Dienstjahre beendet hat und sich nun auf die gemeinsame Zeit mit ihrem Gatten freut und ihm attestierte: „Er hat seinen Dienst immer mit dem Herzen versehen.“

Bei der Verabschiedung (von links): Josef Weingarten, Beate Jarmer, Volker Fleck, Manfred Jarmer, Rupert Lotz, Beate Greul, Manfred Heitz und Claudia Gierke-Heinrich. Foto: Thorsten Kunz

„Unter drei Bischöfen und mehreren Päpsten hat er seitdem alle Höhen und Tiefen der katholischen Kirche miterlebt.“

Diözesanreferentin Beate Greul über Manfred Jarmer

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Klar Position bezogen

Das konnte JVA-Leiter Volker Fleck nur bestätigen, der den Dank und die Grüße und besten Wünsche der Mitarbeitenden und des Justizministeriums in Mainz überbrachte. „Mit seiner gewinnenden Art hat er seine Position nicht nur voll ausgefüllt, sondern unseren Strafvollzug weiterentwickelt als Beitrag der Kirche zu einem menschenwürdigen Umgang mit den Gefangenen und Sicherungsverwahrten“, berichtete Fleck. „Es war Ihnen wichtig, immer klar Position zu beziehen und dabei auch selbst Verantwortung zu übernehmen. Durch eine offene und vertrauensvolle Zusammenarbeit haben wir uns immer gegenseitig für unsere jeweilige Verantwortung sensibilisieren können. Das galt insbesondere auch in der Begleitung der Strafgefangenen, um ihnen den Übergang in die Freiheit und bei der Reintegration zu erleichtern.“

Grußworte von KollegInnen

Manfred Heitz, Sprecher der Regionalkonferenz Südwest der katholischen Gefangenenseelsorge, hatte Jarmer ebenfalls als treuen und verlässlichen Partner erfahren, der immer den Blick auf das Ganze geworfen habe, um dabei trotzdem immer jeden Einzelnen zu sehen. Auch seine JVA-Kollegin Pfarrerin Claudia Gierke-Heinrich würdigte ihn als jemanden mit „immer dem Schwachen, dem Mitmenschen im Blick, der im Alltag kaum zu sehen ist“. Nach launigen Dankesworten seines Freundes Rupert Lotz, früher Gefängnisenseelsorger im Jugendvollzug in Wiesbaden, und einem kurzen Grußwort vom Vorsitzenden des Diezer Fördervereins zur Unterstützung der Arbeit in der JVA Diez, Josef Weingarten, ergriff Manfred Jarmer noch einmal selbst das Wort.


Ort der Erinnerung für Gefangene

Neben dem Dank und besten Wünschen unter anderem an alle Gefangenen und JVA-Bediensteten, denen er in den fast drei Jahrzehnten zur Seite stehen durfte, lag ihm ein besonderer Wunsch und auch Ärgernis noch am Herzen: „Die Strafgefangenen hier sind auch Diezer Bürger. Bei aller Sorge um die Erkrankten und Sterbenden hier, sollte man nicht vergessen: Es ist auch für die Gefangenen wichtig, von Mitgefangenen Abschied nehmen zu können und einen Ort der Erinnerung zu bekommen. Derzeit dürfen die hier Verstorbenen jedoch leider immer noch nicht in Diez beerdigt werden.“ Jarmer hofft, dass sich in dieser Beziehung bald etwas ändern und darüber hinaus natürlich seine jetzt offene Stelle in absehbarer Zeit neu besetzt wird.

Thorsten Kunz | Mit freundlicher Genehmigung: Westerwälder Zeitung

 

2 Rückmeldungen

  1. Laurent sagt:

    Ich bin 27 Jahre alt und war im Jahr 2016 in Wiesbaden in Untersuchungshaft. Während meiner Zeit dort, an einem düsteren Sonntag im März, hätte ich eigentlich Besuch bekommen sollen von meinen Eltern. Doch niemand kam, weil es Probleme mit der Staatsanwaltschaft und meinem Anwalt gab. Stattdessen klopfte es an diesem kalten, dunklen Nachmittag an meiner Zellentür. Als sie sich öffnete, stand dort ein sehr großer Mann mit einer angenehmen Stimme. Er fragte mich, ob es mir gut gehe, wie ich mich fühle und ob ich Lust hätte, mit ihm in seinem Büro ein Gespräch zu führen. Bis zu diesem Tag wusste ich nicht das so etwas existiert, also ging ich mit. Das Büro war in dem Gebäude in dem die Bediensteten sind ich meine einen Stock die Treppen nach oben und dann waren wir da.

    Aus diesem einen Gespräch wurde – ich würde nicht sagen eine Freundschaft – aber doch eine sehr gute Verbindung. Wir haben uns oft getroffen, und Herr Rupert Lotz hat meiner gebrochenen Seele in der Untersuchungshaft unglaublich gutgetan. Während dieser Zeit konnte ich vieles vergessen. Wir haben uns über Fußball unterhalten und gemeinsam Tee getrunken. Dank Herrn Rupert Lotz weiß ich seit diesem Tag, was Ingwer-Zitronen-Tee ist – denn genau diesen hat er mir bei jedem Gespräch serviert. Bis heute trinke ich ihn sehr oft.

    Ich erinnere mich nicht mehr an alles genau, aber ich meine, Herr Lotz hatte damals ein Entspannungsprogramm für Häftlinge, an dem ich immer und sehr gerne teilgenommen habe. Es war genau die Hilfe, die ich damals gebraucht habe, um die Zeit gut zu überstehen. Vielen, vielen Dank, Herr Lotz! Bald sind es zehn Jahre, seit ich Sie das letzte Mal gesehen habe, aber ich werde Sie immer in meinem Herzen tragen – Sie gute Seele. Ich hoffe, es geht Ihnen gut, und ich wünsche Ihnen von Herzen viel Gesundheit und alles Gute für Ihr weiteres Leben.

  2. Rudolf Hotz sagt:

    Hallo zusammen, mit großem Interesse habe ich diesen Artikel gelesen. Gefunden auf der Suche nach Rupert Lotz. Ich heisse Rudolf Hotz und wohne in 63486 Bruchköbel. Falls es zutrifft, hat Rupert Lotz als Wehrpflichtiger/Soldat in Schöneck/Kilianstädten im Feuerleitbereich / Supply der 2. / FlaRak Btl. 23 seinen Dienst gemacht und war Bestandteil meiner Crew. Ich würde mich sehr freuen, wenn er einmal mit mir Kontakt aufnehmen könnte. Ich bitte sie ganz herzlich, Herrn Lotz dieses Mail weiter zu leiten und bin ihnen hierfür sehr dankbar. Vielen herzlichen Dank!
    Rudolf Hotz
    http://www.rudolf-hotz.com
    esox.h@t-online.de
    01778066358

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