Angehörige müssen die Konsequenzen einer Inhaftierung mittragen. Den damit verbundenen psychischen, sozialen und materiellen Problemen stehen sie in der Regel allein gegenüber. Betroffen sind vor allem Frauen und Kinder. Im Strafvollzug rückten Familie und Partnerschaft oft nur ins Blickfeld, wenn sie ein verursachender Faktor einer Straftat waren oder wenn bei der Resozialisierung des Inhaftierten auf die Unterstützung der Angehörigen gesetzt wurde.

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Mittlerweile trägt der Strafvollzug dem verfassungsmäßig vorgeschriebenen Schutz von Ehe und Familie (Art. 6 Abs. 1 GG) in begrenztem Umfang Rechnung: durch Ehe-, Partnerschafts- und Familienseminare, Langzeitbesuche und durch einzelne Angebote seitens der Gefängnisseelsorge und der Freien Straffälligenhilfe. Familie ist im Sinne der Definition des Strafgesetzbuches für Menschen Bestandteil der Lebensplanung und Lebenswirklichkeit. Unter dem Familienbegriff wird meist das Vorhandensein von Kindern subsumiert.

Aber Familie wird in vielfältiger Form gelebt: Verheiratete oder nicht verheiratete Eltern leben mit oder ohne Kinder zusammen; Mütter und Väter erziehen ihre Kinder; Kinder leben in Patchwork-Familien, Pflegefamilien, Adoptionsfamilien oder gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften.

 

Väter und Mütter können zu einer Gefängnisstrafe verurteilt werden, wenn sie gegen Recht und Gesetz verstoßen haben. Sind deren Kinder noch klein, haben sie besondere Fragen: Warum kommt jemand ins Gefängnis? Wie lebt man dort? Warum müssen Gefangene auf vieles verzichten? Wie gehen die Freundinnen und Freunde damit um, wenn ein Elternteil im Gefängnis ist? Wie lässt sich die Trennung aushalten? Thomas Engelhardt und Monika Osberghaus begleiten in diesem Buch die achtjährige Sina, deren spielsüchtiger Vater wegen eines Überfalls auf eine Tankstelle für zwei Jahre inhaftiert wurde.

Unter Beachtung der Fülle an Lebensentwürfen kann nicht mehr von „der Familie“ gesprochen werden, da jede Familienform ihre eigene Wirklichkeit darstellt. Aber auch die verschiedenen Formen von Familie sagen nicht unbedingt etwas über die emotionalen Bindungen aus. Die individuelle emotionale bzw. soziale Dimension zwischen Erwachsenen und Kindern kann mehr Gewicht haben als der Verwandtschaftsgrad, die Eheschließung oder das Generationenverhältnis.

30. März 2020
Besuchszeiten für Häftlinge und Angehörige
Freunde treffen, mit Bekannten zusammen ein Eis essen – solche Unternehmungen waren für die Bevölkerung vor der Corona-Krise pure Selbstverständlichkeit. Mittlerweile sind wir nicht nur in unseren sozialen Kontakten extrem eingeschränkt: Corona ist schuld. Um das Virus in den Griff zu bekommen, sind größere Ansammlungen vorerst […]
26. März 2020
Ich habe dem Mörder meiner Tochter verziehen
Beim Amoklauf von Winnenden verliert Gisela Mayer ihre damals 24-jährige Tochter. Sie hat dem Mörder verziehen und dadurch zurück ins Leben gefunden. Gisela Mayer lächelt, wenn sie über ihre älteste Tochter Nina spricht. „Wir haben über jeden Blödsinn gequatscht“, erzählt sie. Immerhin sei Nina Lehrerin gewesen, […]
3. Februar 2020
Kontakt von Kindern zum inhaftierten Elternteil
Die Inhaftierung eines Elternteils bedeutet für Kinder einen massiven Einschnitt in ihr Leben. Untersuchungen zeigen, dass der regelmäßige persönliche Umgang mit ihren inhaftierten Eltern Kindern helfen kann, besser mit der Situation umzugehen. Wie viele Kinder in Deutschland von der Inhaftierung eines Elternteils betroffen sind, kann nur […]
15. Dezember 2019
Wann kommt Papa wieder? Noch viermal singen…
In einem Kinospot der Kampagne gegen Raupkopierer sind drei Kinder und eine Mutter zu sehen, die vor dem Gefängnis dem darin sitzenden Vater ein Geburtstagsständchen singen. Eines der Kinder fragt, wann der Papa wieder kommt. Die Mutter entgegnet trocken: „Noch viermal singen.“ Vor Jahren habe ich […]
27. November 2019
Weihnachten für mitgefangene Angehörige
Die Frage der Beziehung zu Familienangehörigen von Gefangenen, die durch deren Inhaftierung selbst „mitgefangen“ sind, stellt sich besonders in der Advents- und Weihnachtszeit. Das Fest Weihnachten zeichnet ein Spiegelbild des gelebten Lebens ab. In dieser Zeit zeigen sich besonders die Brüche und Abgründe, trotz des so […]
8. November 2019
Die Situation der Kinder inhaftierter Eltern
Eine initiierte Arbeitsgruppe zum Thema des Schutzes von Kindern inhaftierter Menschen hat ihren Bericht vorgelegt. Gut ein Jahr lang tauschten sich 14 Bundesländer unter Federführung Mecklenburg-Vorpommerns über die Situation von Kindern inhaftierter Eltern aus. Der Abschlussbericht mit 56 Handlungsempfehlungen liegt nun vor. Justizministerin Hoffmeister aus Mecklenburg-Vorpommern […]