The Wildside: Beeindruckende und unverfälschte schwarze Blues aus den USA verzauberten kurz vor Nachtverschluss den Andachtsraum der JVA Fulda. Die Inhaftierten erlebten ein herausragendes musikalisches Ereignis: Der legendäre Stargast heißt Archie Lee Hooker, der auf Vermittlung von Theater hinter Gittern mit seiner Band im Fuldaer Gefängnis zu Gast war. „Die besten Knast-Blues aller Zeiten“, sagte Organisator Markus Stein, „ein großer Erfolg!“ Auch der stellvertretende Anstaltsleiter Claus-Peter Mihm und der Gefängnisseelsorger Diakon Dr. Meins Coetsier freuten sich sehr den sympathischen Neffen von dem weltberühmten und einflussreichen US-amerikanischen Bluesmusiker John Lee Hooker in Fulda willkommen zu heißen.
„Guten Abend, meine Herren,“ sagte Claus-Peter Mihm, „wir freuen uns, Ihnen heute eine besondere Band präsentieren zu dürfen: Archie Lee Hooker & the Coast to Coast Blues Band.“ Es dauerte nicht lange und die kräftigen Blues aus Mississippi, mit Einflüssen von Boogie, Soul und Funk verwandelten den Kirchenraum hinter Gittern in ein lebendiges Blues Café. Ohne Pause gab das Combo erdige Sounds mit einer leichten Rock’n’Roll-Würzung. In allen Tönen war ihr musikalischer Mentor, der unvergessene John Lee Hooker, zu spüren. Er lehrte seinen Neffen alles über den Blues: Archie Lee Hooker lebt den Blues mit ganzem Herzen und ganzer Seele. Und mit seiner rauen Stimme hat er es nun geschafft auch die Gefangenen in der JVA Fulda zu begeistern. Zusammen mit seinen musikalischen Freunden, der Coast to Coast Blues Band, sind sie ein „Blues-Dream-Team“. Die Band vereint erstklassige Musiker aus Brasilien, Frankreich und Luxemburg: Fred Barreto (Gitarre), Nicola Fageot (Bass) und Yves Ditch (Drums).
Hervorragende Blues mit Gitarrenriffs, Schlagzeug und Bass: Livemusik, die einfach imponiert. Inhaltlich war das Konzert eine brilliante Vertonung der Lebensgeschichte der legendären Bluesdynastie der Hookers. Und so waren Sechzig rockige Minuten wie im ‚Flug-Blues‘ vergangen und Archie Lee Hooker kam nicht umhin den lautstarken jubelnden Zugabe-Wunsch zu erfüllen. Mit dem bekannten Blues „Boom Boom“ von seinem Onkel und einer anschließenden kurzen Groove-Party endete die vom Theater hinter Gittern finanzierte Veranstaltung, die für eine willkommene Abwechslung in einem so oft zähen und tonlosen „Knast-Alltag“ sorgte.
Archie Lee Hooker ließ es sich nicht nehmen im Anschluss noch großzügig Sticker und Plakate für die Gefangenen und Bediensteten zu unterschreiben. Zum Schluss dankte Diakon Meins Coetsier unter dem tosendem Beifall der Zuschauer den Musikern für ihren legendären Auftritt, ihre großartige Präsenz und vor allem für ihr seelisches Engagement für die Gefangenen. Worauf Archie Lee Hooker zusammenfassend sagte: „We all make mistakes, my friend. And I thank the Lord!“ „Wir machen alle Fehler, mein Freund. Und ich danke dem Herrn!“