Es ist ein Tod, der kaum vorstellbar ist: Ein Mann ist in einem US-Gefängnis laut seiner Familie von Bettwanzen „bei lebendigem Leib aufgefressen worden“. Das berichtet unter anderem der US-Sender ABC News. Der Fall, der sich bereits im September 2022 im Gefängnis von Fulton Countyin Atlanta im Bundesstaat Georgia ereignete, schlägt in den USA hohe Wellen.
Bilder des verwahrlosten toten Afroamerikaners Lashawn Thompson und seiner verdreckten Gefängniszelle gingen in den sozialen Netzwerken viral. Nun liegt ein unabhängiger Autopsie-Bericht vor, der das ganze Ausmaß des grausamen Todes offenlegt. Demnach sei der 35-jährige Häftling durch schwere Vernachlässigung gestorben, wie der US-Nachrichtensender schreibt. Konkret werden als Ursachen für den Tod Dehydrierung, Unterernährung, schwerer Insektenbefall sowie eine unbehandelte dekompensierte Schizophrenie genannt. In dem Bericht sei von Mord die Rede. Eine frühere Autopsie habe zwar ergeben, dass der Verstorbene stark von Bettwanzen befallen war, die Todesursache sei jedoch als „unbestimmt“ angegeben worden.
Medinzinische Bedürfnisse ignoriert
„Dieser Mann hat einen qualvollen Tod erlitten“, sagte ein Anwalt der Familie. „Es ist unfassbar, dass niemand, der in dieser Einrichtung arbeitete, einen Finger rührte, um Lashawn zu helfen, während er drei Monate lang unter Aufsicht langsam starb. Ihre Untätigkeit, Grausamkeit und Unmenschlichkeit töteten ihn.“ Das Personal habe die medizinischen Bedürfnisse des Häftlings schlichtweg ignoriert, so der Anwalt. Nach dem Tod des 35-Jährigen habe das Atlanta Police Department laut Medienberichten eine Untersuchung eingeleitet. Thompson sei bei Weitem nicht der einzige Häftling gewesen, der 2022 im Gefängnis von Fulton County starb. Laut „Insider“ fanden 14 weitere den Tod in einer der Gefängniszellen. Ein Polizeisprecher erklärte auf Nachfrage zu den Ursachen, dass „eine Reihe von Faktoren zum Tod von Insassen beigetragen haben“. Konkret nannte er unter anderem die bröckelnde Infrastruktur der baufälligen Einrichtung.
Maria Lentz | Mit freundlicher Genehmigung: Neue Osnabrücker Zeitung 25.5.2023