Mit unterschiedlichsten Lebensthematiken ist der Justizvollzug ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Darin spiegeln sich Menschen unterschiedlicher Kulturen, Religionen, Überzeugungen sowie abgründigen und freudigen Geschichten. „Seelsorge“ ist die Sorge um den ganzen Menschen, der mehr ist, als gängige Trends aussagen, gesellschaftliche Verhältnisse widerspiegeln oder das zugängliche Bewusstsein eines Menschen zeigt.

 

Gefängnisseelsorge ist den Lebensthemen und persönlichen Biografien ausgesetzt. Kann Gefängnisseelsorge, die manches Mal in die Reihe eines „salbungsvollen Gutmenschen“ eingeordnet wird, ein loyales Gegenüber anbieten? Solche Vermutungen beschäftigen manchen Gefangenen oder umgekehrt entsprechend die Vollzugsbediensteten. Ist Gefängnisseelsorge „Vollzugsstörer“ oder Öl im Getriebe? Beides sind Merkmale des „Fachdienstes Seelsorge“ in den staatlichen Einrichtungen des Justizvollzuges.

Für die inhaftierte Menschen sind mit der Seelsorge viele Hoffnungen verbunden, was ein seelsorgerlicher Dienst für sie alles erreichen kann. Allgemein wird erwartet, dass sie einen Menschen mit Verständnis und Mitgefühl antreffen. Der Vertrauensvorschuss mit unserer seelsorgerlichen Schweigepflicht ist kostbar und schutzbedürftig. Das Gefängnis ist mit all den harten Geschichten ein Ort der permanenten Krise, wo alle, Inhaftierte, Fachdienste und VollzugsmitarbeiterInnen, oft unter Anspannung arbeiten und leben.

21. Dezember 2022
Gleichzeitig heulen und lachen in der Anstaltskirche
Die Anstaltskirche der Justizvollzugsanstalt Herford erzählt Geschichten aus vergangener Zeit, die bis heute nachwirken. Es sind authentische Erzählungen des Schauspielers Edgar Selge aus seinem Leben: Der Zwölfjährige erzählt die Geschichten aus seiner Sicht. Eine Kindheit um 1960 in Ostwestfalen. Ein bürgerlicher Haushalt in der Direktorenvilla vor […]
27. Oktober 2021
Heilige auf meinem Sofa​: Was sie uns sagen würden
„Unter Hitler“ im Bochumer Gefängnis: Links drei Priester, ein Küster und ein junger Belgier, die in Haft verstarben. Rechts Pfarrer Reuland aus dem Bistum Trier. Länger habe ich mich mit NS-Häftlingen in Strafanstalten des Reiches beschäftigt. Darunter waren viele wegen widerständiger Handlungen. An Allerheiligen denke ich […]
1. April 2019
Eine zweite und dritte Chance erhalten können
Im Religionsunterricht der Liebfrauenschule in Geldern am Niederrhein (ein Berufskolleg des Bistum Münster) hat sich eine Schulklasse mit dem Thema „Schuld und Versöhnung“ beschäftigt, wo es unter anderem um das Schuldigwerden und den Umgang mit Schuld und Sünde und um eine Auseinandersetzung mit den gängigen sowie […]
13. Oktober 2021
Große Freiheit ist ein Zeugnis der Geschichte des § 175
Hans (Franz Rogowski) ist schwul. Was im gegenwärtigen Deutschland in den meisten Fällen kaum der Rede wert wäre, ist im Westdeutschland der Nachkriegszeit der Grund für immer wiederkehrende Haftstrafen. Nach dem Paragraphen 175 des Strafgesetzbuchs sind sexuelle Handlungen unter Männern strafbar. Sich zu verstecken oder seine […]
5. April 2024
Justizterror und Strafvollzug im NS-Staat: Gefangen unter Hitler
Gefängnisseelsorger Alfons Zimmer beschreibt im Stadtarchiv Bochum ein Exemplar der Ausstellung Schicksalsort Gefängnis. Opfer der NS-Justiz in der Krümmede. Foto: Imago. „Ohne zu wissen, woher ich komme, weiß ich nicht, wohin ich gehe.“ Dieser Satz wird dem französischen Schriftsteller Alphonse de Lamartine zugeschrieben. Er gilt für […]
26. Februar 2020
In der Familie haben wir auch solch einen Judenstern
Mucksmäuschenstill ist die Atmosphäre, als Harry Rothe, ehemaliger Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde im ostwestfälischen Herford, das Wort ergriff. Besonders daran ist, dass er an einem Ort ist, an den er nicht so einfach hinkommen kann. Inmitten der Stadt Herford liegt die JVA Herford. Hierhin wurde der […]