Ein Heiliges Jahr oder ein Jubiläumsjahr hat seinen Ursprung im biblischen Erlassjahr im Ersten Testament, bei dem alle fünfundzwanzig Jahre Schulden erlassen und versklavte Menschen sowie Gefangene freigelassen wurden. Auf diese Weise sollten ungerechte Strukturen aufgebrochen und ein Neuanfang ermöglicht werden. Einen neuer Anfang zu wagen ist die Hoffnung vieler Gefangener. Das Heilige Jahr kann für sie zur Gelegenheit werden, sich auf den Weg zu machen und dabei die Unterstützung Gottes und der Gemeinschaft der Kirche zu erfahren. Hier werden Möglichkeiten der Beteiligung als Ideensammlung aufgeführt.
Papst Franziskus legt Wert auf die Beteiligung der Gefangenen am Heiligen Jahr und bietet dadurch die Möglichkeit, den Blick der Kirche auf deren Situation zu lenken und von ihnen mehr über das Leben zu lernen. So möchte er, dass eine fünfte Heilige Pforte in einem römischen Gefängnis eröffnet wird. Die Gefangenen bekommen einen eigenen Jubiläumstag am 14. Dezember 2025, an dem der Papst einen Gottesdienst mit römischen Gefangenen im Petersdom feiern wird. Der Vatikan hat mit der Stadt Rom und dem italienischen Justizministerium ein Abkommen geschlossen, aufgrund dessen Gefangene bei praktischen, handwerklichen oder baulichen Maßnahmen zur Vorbereitung des Heiligen Jahres mithelfen dürfen, um eine Arbeit zu erlernen oder sich auf die Entlassung vorzubereiten.
Initiativen in Justizvollzugsanstalten
- Mit Bischof, Weihbischof oder SeelsorgeamtsleiterIn das Heilige Jahr in Gefängnis eröffnen (und evtl. beschließen) oder den Tag der Gefangenen gestalten.
- Während des Jahres auswärtige Zelebranten für Gottesdienste einladen.
- Kirchliche MitarbeiterInnen in den Gottesdienst oder einer andere Veranstaltung einladen (evtl. entsteht ein Interesse an zukünftiger Mitarbeit in der Gefängnisseelsorge).
- Ehrenamtliche und Kontaktpersonen aus Kirchengemeinden einladen.
- Einen Gottesdienst mit einer Kirchengemeinde oder einer Gruppe gemeinsam vorbereiten, denselben Gottesdienst drinnen und draußen feiern, evtl. mit gegenseitigem Gottesdienstbesuch (Gefangene mit Lockerungen und/oder jemand aus dem Seelsorgeteam, Entlassene nehmen draußen teil, VertreterInnen der Kirchengemeinde drinnen oder über Videoschalte teilnehmen lassen).
- Fürbittentausch bei Gottesdiensten zwischen drinnen und draußen.
- Chor oder Musikgruppe zum Gottesdienst oder für ein Konzert in die JVA einladen.
- Postkartenaktion an Weihnachten und/oder Ostern zwischen (einer Gruppe von oder einzelnen) Gefangenen und einer Gruppe oder einzelnen Menschen draußen.
- Virtuellen Gang durch eine JVA erstellen (könnte für den Katholikentag in Würzburg verwendet werden).
Eine Veranstaltung für Bedienstete planen als Zeichen der Wertschätzung, evtl. im kleinem Rahmen von Bediensteten einladen.
- Kunstwettbewerb zum Thema „Pilger der Hoffnung“ oder zum Thema: „Was ist mir heilig?“
- Spenden sammeln für die Entlassung von Gefangenen im afrikanischen Mosambik: Gefangene spenden durch Antrag ein bis zwei Euro oder Briefmarken oder stellen durch Bastelarbeiten Dinge her, die verkauft werden können.
Bundesweite Aktionen
- Hoffnungsbuch erstellen, das während des Jahres von Anstalt zu Anstalt wandert und überall etwas zum Thema Hoffnung gestaltet wird. Könnte ein Geschenk aus Deutschland für den Papst werden zum Tag der Gefangenen.
- Wallfahrt von Bediensteten nach Rom zum Jubiläum der MitarbeiterInnen in der Justiz.
- Wallfahrt von Entlassenen nach Rom zum Jubiläum der Gefangenen.
- Öffentlichkeitsarbeit: Berichte, Videoclips in Medien zu bestimmten Einzelthemen oder zur Bedeutung der Gefangenen im Heiligen Jahr, zum Tag der Gefangenen sowie zu einzelnen Aktionen.
- Geschenk für Bischöfe, Pfarreien oder andere Gruppen und Einzelpersonen (Lesezeichen, Aufstellkalender oder ein Symbol, hergestellt durch Gefangene), das sie an die Gefangenen in diesem Jahr erinnern soll.
- Mit anderen Akteuren, die sich um Gefangene oder Entlassene kümmern (Caritas, BAGS, Drogenberatung) eine Aktion planen.
- Mit Richtern, Staatsanwälten, Verteidigern Kontakt aufnehmen (z.B. einen Brief zu Ostern schreiben).
- Eine Arbeitshilfe erstellen mit einer Sammlung von Bibeltexten, Liedern, Texten, Gottesdienstvorlagen, anderem Material oder Hinweisen zu Filmen zum Thema Hoffnung oder für den Tag der Gefangenen.
Vorschläge mit Gefangenen
- Exerzitien im Alltag oder ein Exerzitientag (eventuell nicht am Wochenende als Freizeitveranstaltung, sondern in Absprache mit der Anstaltsleitung als Arbeitstag mit Vergütung).
- Eine Art Heilige Pforte in der Anstalt oder Anstaltskirche gestalten.
- Hinweis, dass der Papst im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit im Jahr 2016 jede Zellentüre zur Heilligen Pforte erklärt hat.
- Zum Tag der Gefangenen eine Videoschalte zum vatikanischen Gottesdienst.
- Zum Tag der Gefangenen einen besonderen Gottesdienst in der Anstalt gestalten.
Gefangenen-Hoffnungsbuch
Gefangene aller deutschen Haftanstalten sind eingeladen, sich bis Pfingsten mit dem Thema des Heiligen Jahres zu beschäftigen und das Ergebnis dieser Beschäftigung in verschiedenen Ausdruckformen umzusetzen. Es können Zeichnungen, Texte, Gedichte, Plastiken oder Lieder zu diesen Leitfragen sein:
-
Was macht mir Hoffnung?
-
Wen oder was brauche ich, um wieder neu Hoffnung schöpfen zu können?
-
Welche innerlichen Bilder habe ich zum Thema Hoffnung? Was ist mir heilig?
Diese Einzel- oder Gemeinschaftswerke sollen – maximal in DIN A 4 Format als Original oder kopiert, gescannt bzw. abfotografiert – bis spätestens Pfingsten an Doris Schäfer in die JVA Würzburg geschickt werden. Aus all den Werken soll ein Buch der Hoffnung zusammengestellt werden. Dieses Buch wird am Ende des Heiligen Jahres Papst Franziskus überreicht als Dank für sein Engagement für die Gefangenen. Eine Kopie des Buches wird am Katholikentag 2026 in Würzburg ausgestellt.
Zeichnungen: Gefangene der JVA Würzburg
Redaktion: Doris Schäfer, Layout: Georg Ruhsert
Bilder für das Heilige Jahr 2025
Für die Katholische Kirche beginnt an Weihnachten 2024 ein Heiliges Jahr. Papst Franziskus hat dieses Jahr unter das Leitwort „Pilger der Hoffnung“ gestellt. Er hat bei den Feierlichkeiten im Lauf von 2025 viele Menschen besonders im Blick, die in unseren Gesellschaften am Rande leben. Die Kirche will sie in den Mittelpunkt stellen. Sie erhofft sich in der Begegnung mit ihnen neue Kraft und neue Ideen. Die Gefangenen sind dem Papst seit vielen Jahren ein besonderes Anliegen. So wird er erstmalig eine Heilige Pforte in einem römischen Gefängnis eröffnen. Welche Hoffnung brauchen Gefangene? Wie können wir ihnen Mut machen, wenn sie sich von Dunkelheit und Verzweiflung umgeben fühlen? Aber auch die Gefangenen selbst können sehr viel Hoffnung schenken. Es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen.
Gefangene zeichnen
In der JVA Würzburg haben sich vor allem inhaftierte Frauen zusammen mit der Gefängnisseelsorge Gedanken gemacht, von welcher Hoffnung sie leben und wie sie sie weitergeben können. Daraus ist ein Kalender entstanden, der für viele Menschen jenseits der Mauern eine Inspiration sein soll. Gefangene hoffen nicht nur auf ein baldiges Ende der Haft und einen gelingenden Neuanfang. Sie wissen auch, wie man wieder aufstehen und weitergehen kann, wenn man gestolpert und gefallen ist. Sie hoffen, Gutes tun zu können, im Sturm nicht zu resignieren, sondern die Segel neu setzen zu lernen; sie hoffen, dass es ihren Angehörigen gut geht, dass sie von ihrer Schuld nicht erdrückt werden, dass morgen bei der Briefausgabe auch ihr Name aufgerufen wird, dass es Friede gibt, dass man sich ändern kann und sich vieles zum Guten wendet. Das sind Hoffnungen, die sich von denen der Menschen jenseits der Mauern nicht allzu sehr unterscheiden.
Die Bilder sind mit der Bitte verbunden, die Gefangenen im Heiligen Jahr im Herzen zu tragen, für sie zu beten und sich von ihrer Kreativität und Hoffnung anstecken zu lassen. Möge 2025 ein Jahr der Hoffnung für alle Menschen und Völker dieser Welt werden!
2 Rückmeldungen
Für den kranken Papst zu beten, ist völlig in Ordnung. Gebet ist eine Kraft, die wirksam ist. Doch schleicht sich in mir das Gefühl an, dass das Rosenkranzgebet auf dem Vatikanplatz und die Liveübertragung dieses Gebetes medial überzogen ist. Der Papst ist ein Mensch. Er hat Gebrechen und ist mit 88 Jahren nicht mehr der Weltverbesserer. Was erhoffen sich die Menschen von diesem alten Mann? Er ist nicht der Retter und der Hoffnungsträger. Auch wenn vieles dafür sprechen würde. Die katholische Kirche ist die größte Sekte, die es jemals gab. Warum ist alles abhängig von diesem einen Mann?
Letztlich ist es eine Randnotiz in den täglichen Nachrichten. Außer natürlich in den katholischen Medien. Der größte Teil der Menschen scheint es noch zu faszinieren. Allerdings bewegt es kaum jemand (mehr) wirklich ins Innerste. Dieser Papst, der so menschenfreundlich scheint und wirkt und leutselig ist, wird die sektiererischeren Tendenzen in der katholischen Kirche nicht auflösen. Das Jubeljahr 2025 soll Fenster öffnen. Allerdings nicht intern in den Kreisen des Vatikan und deren engstirnig moralischen Gegebenheiten.
Manche regen sich auf über den Wagen im Kölner Karneval, in dem der sexuelle Missbrauch in dieser Kirche dargestellt wird. „Jesus liebt dich“ – steht darauf – und ein Priester wird dargestellt, der einen Ministranten in den Beichtstuhl lockt. Es zeigt zugespitzt, dass Diskrepanzen zwischen Lehre, der Realität und der biblischen Botschaft existieren. Es ist nicht allein der schwerwiegende sexuelle Missbrauch in der katholischen Kirche. Daneben gibt es den geistlichen und spirituellen Missbrauch mit Einflussnahme und Manipulation. Darunter leiden Menschen. Wenn bestimmte Glaubensformen für die ganze Wahrheit gehalten werden, ist das besorgniserregend. Papst Franziskus wird in die Geschichte eingehen. Er wird vielleicht als „menschlicher“ Papst in Erinnerung bleiben. Doch das wird die Fenster der katholisch-(erz)konservativen Kirche nicht öffnen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen in der Gefängnisseelsorge in vielen Ländern der Welt,
ich möchte euch heute dazu aufrufen, zusammen mit den Gefangenen, die euch anvertraut sind, für Papst Franziskus und seine Gesundheit zu beten. Viele Gefangene – auch anderer Konfessionen und Religionen – fühlen sich dem Papst sehr verbunden und sind ihm dankbar für seine Zuneigung und sein Interesse ihnen gegenüber.
Überall auf der Welt sind im Moment Menschen im Gebet vereint, um dem Papst in diesem für seine Gesundheit kritischen Moment beizustehen und um Gottes Schutz und Hilfe für ihn zu bitten. Geben wir den Gefangenen die Möglichkeit, sich dieser Gebetsbewegung anzuschließen. Das Gebet von Schwachen, Armen und Ausgegrenzten zählt vor Gott in besonderer Weise. Darauf hat Papst Franziskus selbst beim letzten Welttag der Armen im November 2024 hingewiesen, den er unter das Motto gestellt hat: „Das Gebet der Armen steigt zu Gott auf“ (vgl. Sir 21,5).
Ich weiß, dass viele von euch diesen Aufruf nicht brauchen, weil sie bereits selbst und auch zusammen mit Gefangenen für Papst Franziskus gebetet haben. Es wäre jedoch schön, wenn wir in dieser Woche diese weltweite Gebetsgemeinschaft noch einmal erweitern und verstärken könnten und auch die Gefangenen wissen lassen, dass sie zu einer Gebetsgemeinschaft gehören, die das Gebet der Schwachen braucht, um das Ohr Gottes unmittelbar erreichen zu können.
Für alle, denen es eine Unterstützung sein könnte, füge ich ein kurzes Gebet an, das man so oder ähnlich mit den Gefangenen beten könnte.
Herr, du Gott des Lebens, du willst nur Gutes für die Menschen, du sorgst dich darum, dass wir Menschen friedlich, gesund und glücklich leben können. Unzählige Male hast du im Lauf der Geschichte auf das Gebet deiner Gläubigen gehört.
Deshalb bitten wir dich heute für Papst Franziskus, der uns bei vielen Gelegenheiten seine Zuneigung und Liebe bezeugt hat: Sei bei ihm in seiner Krankheit. Gib seinem geschwächten Körper neue Kraft, gib ihm einen starken Atem und schenke ihm eine baldige Gesundung! Höre auf das Gebet deiner DienerInnen und breite über ihn und alle Kranken deine segnenden Hände aus! Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen.
Bitte gebt den Aufruf anhand Eurer Verteiler an viele in der Gefängnisseelsorge Tätige in Euren Ländern weiter. Ganz herzlichen Dank und Gottes Segen für Eure Bemühungen!