Damit ein friedliches Zusammenleben möglich ist, benötigen alle menschlichen Gemeinschaften eine Basis an Grundwerten. Von dieser Erkenntnis geht der Theologe Hans Küng bei der Formulierung eines globalen Ethos aus. Er stellt fest: Alle Religionen und Kulturen haben einen gemeinsamen Bestand elementarer Werte und Moralvorstellungen – etwa die Goldene Regel: “Was du nicht willst, dass man dir tu – das füg auch keinem anderen zu!”
Die Goldene Regel, nach der man sich seinen Mitmenschen gegenüber so verhalten soll, wie man selbst behandelt werden möchte, findet sich in allen Traditionen. Ebenso die Forderung, dass alle Menschen menschlich behandelt werden müssen, und Werte wie Gewaltlosigkeit, Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit sowie Partnerschaft von Mann und Frau. Themen, die ebenso in einem Gefängnispräsent sind.
Dieser gemeinsame Wertekanon findet seinen Niederschlag in der Wanderausstellung mit 15 Tafeln, die von der Stiftung Weltethos konzipiert und realisiert wurde. In der JVA Herford ist die Ausstellung bis Ende April zu Gast. In der Vorbereitung werden Gefangene zu “Guides” ausgebildet, die die Bediensteten und Mitgefangenen durch die Ausstellung führen und Rede und Antwort stehen. Initiatoren dieser Ausstellung sind der katholische und evangelische Seelsorger. In Zusammenarbeit mit dem “Integrationsdienst” und dem Imam des Verbandes “Shems” soll in diesem Rahmen ein Zeichen für Integration und Toleranz gesetzt werden.
Im Jahr 1990 publiziert Kümg seine Gedanken zum “Projekt Weltethos”; 1993 entwirft er die “Erklärung zum Weltethos” des Parlaments der Weltreligionen; 1995 gründet er die Stiftung Weltethos. Die Stiftung mit Sitz in Tübingen fördert den Dialog der Religionen und Kulturen mittels Forschung, Bildung und Begegnung. Sie setzt sich ein für eine kulturübergreifende Werteerziehung, für ethische und interkulturelle Kompetenz in Wirtschaftsunternehmen, für eine in Recht und Ethos verankerte internationale Politik. Ziel all dessen ist: “Kooperation und Integration statt gewaltsamer Konfrontation!”