Der Verein für Gefangenenseelsorge Herford e.V. wurde im Jahr 2001 gegründet. Der Zweck des Vereins ist die seelsorgerliche Betreuung von inhaftierten Jugendlichen und jungen Erwachsenen des Jugendvollzuges der Justizvollzugsanstalt Herford. Gründungsmitglieder sind die Gefängnisseelsorger Matthias Wasmuth und Paul Kenter. Der Verein ist ökumenisch ausgerichtet. Neben einem JVA Bediensteten engagieren sich Menschen aus verschiedenen Bereichen für den Verein.

 

Was mit der Beschaffung einer Hammondorgel für die Anstaltskirche in Herford begann, entwickelte sich sehr bald zu einem größeren Aufgabengebiet. Über den Dienst der beiden Gefängnisseelsorger ist die Förderung der Gefangenenarbeit in den Mittelpunkt gerückt. So werden individuelle und gruppenorientierte Projekte mit den jungen Gefangenen gefördert. Dies können Autorenlesungen, Ausstellungen oder ein Rap-Projekte sein. Der Verein ist als gemeinnützig anerkannt. Im Strafvollzug sollen die Gefangenen befähigt werden, zukünftig ein Leben ohne Straftaten zu führen. Die Resozialisierung steht im Vordergrund, nicht Vergeltung oder Sühne.

 

JVA Herford

Die Justizvollzugsanstalt Herford wurde in den Jahren 1879 bis 1882 als preußischer Kreuzbau errichtet. Die integrierte Kirche aus dieser Zeit befindet sich am Kopfende dieses Gebäudekomplexes. Die JVA Herford ist eine von vier Justizvollzugsanstalten des geschlossenen Jugendvollzugs in Nordrhein-Westfalen. Sie ist für die sichere Unterbringung junger Untersuchungsgefangener im Alter zwischen 14 und 21 Jahren und zur Vollstreckung von Jugendstrafe für Gefangene im Alter zwischen 14 und 24 Jahren zuständig. Die Anstalt verfügt über 355 Haftplätze, wovon die Untersuchungshaft etwa 25% belegt. Der Vollzug gliedert sich in fünf so genannte Flügeln mit der Aufnahmeabteilung, Untersuchungshaft, der Sozialtherapeutischen Abteilung (SoThA) und einer Abteilung für die Vorbereitung zur Suchtherapie (TvA) mit vorzeitiger Entlassung in eine entsprechende Einrichtung außerhalb des Vollzuges.

Seelsorgerliche Aufgaben im Jugendvollzug Herford

Haftalltag

Trotz des expliziten Erziehungsauftrages im Jugendvollzug ist im System eine hierarchische Struktur vorgegeben. In der JVA Herford ist beispielsweise eine Gitarre auf dem Haftraum erlaubt. Ein Wasserkocher und eine echte Pflanze anstelle von Plastikblumen können die inhaftierten Jugendlichen ebenso erwerben. Dennoch: Trotz aller „Vorzüge“ und Zugeständnissen ist der Gefängnisalltag in "Mangelverwaltung" geprägt.

Auch wenn in der JVA Herford sozialarbeiterische und psychologische sowie ausbildungsbegleitende Maßnahmen stattfinden, können diese nicht darüber hinweg täuschen, dass es ein Gefängnis ist, in der bestimmte Freiheiten fehlen. Die "soziale Sicherheit" ist ein wichtiges Thema.

Vereinsbeitritt

29. April 2023
Große Traurigkeit in seinen Augen – Suizid im Gefängnis
Studien und Erhebungen zeigen, dass die Suizidrate bei Gefangenen weltweit durchschnittlich drei- bis zwölfmal so hoch ist wie „draußen“. Besonders hoch ist die Suizidgefahr für Untersuchungsgefangene. Inhaftierte Menschen bringen oft Risikofaktoren für einen Suizid mit in die Haft. Vorerfahrungen und Persönlichkeitsstrukturen, die schon vor der Inhaftierung […]
22. April 2023
Ein König, zwei Königinnen und ein Hirte auf dem Weg
Der Holzbildhauer Rudi Bannwarth (rechts) mit dem typischen Knastpullover der Inhaftierten aus Nordrhein-Westfalen und Gefängnisseelsorger Michael King. Die Herforder Knastkrippe ist 2021 mit inhaftierten Jugendlichen und dem Holzbildhauer Rudi Bannwarth aus Ettlingenweier bei Karlsruhe entstanden. Jetzt kommen die Dreikönige und ein Hirte neu hinzu. In der […]
11. April 2023
Gefängnisseelsorge als Hermeneutik des Lebens
„Jeder Mensch befindet sich in einem endlos variierten Versuch, glücklich zu werden.“ Der Satz soll von Karl Barth stammen. Ganz unabhängig, ob er tatsächlich vom Giganten der dialektischen Theologie stammt: Der Aussage stimmen wir intuitiv zu, beziehungsweise hat ihr in all den Jahren, in denen ich […]
30. März 2023
Strafmündigkeit: Prävention und außerstrafrechtliche Intervention
Das Tötungsdelikt von Freudenberg in Nordrhein-Westfalen durch strafunmündige Kinder hat die Diskussion um die Herabsetzung der Strafmündigkeitsgrenze wieder neu angestoßen. Als die Ermittlungen der Polizei ergeben, dass mutmaßlich zwei Mädchen im Alter von 12 und 13 Jahren die Täterinnen sind, wird wieder eine Herabsetzung des Strafmündigkeitsalters […]
12. März 2023
Eine Rechtsanwältin als eine der drei Könige zur Knastkrippe
Die Rechtsanwältin als eine der drei Könige sowie ein kartenspielender Inhaftierter als einer der Hirten.  Die Herforder-Knastkrippe wurde 2021 mit inhaftierten Jugendlichen geplant und mit dem Holzbildhauer Rudi Bannwarth aus Ettlingenweier bei Karlsruhe umgesetzt. Bis dato fehlen die drei Könige. Schnell war klar, wer diese für […]
1. März 2023
Ob der junge Mann im Knast gute Karten hat?
Jugendvollzug will auf die Delinquenten positiv einwirken, damit die Jugendlichen und jungen Erwachsenen zukünftig einen straffreien Weg gehen. Doch das System Strafvollzug hat einige Nebenwirkungen, die sich nicht verhindern lassen. Der Künstler Rudi Bannwarth drückt dies in der Herforder Knast-Krippe mit den Figuren der Hirten aus. […]