Geschichtlich ist die Gefängnisseelsorge weitestgehend ein unerforschtes Gebiet. Es gibt zwei ältere Arbeiten zur evangelischen Gefängnisseelsorge in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus. Eine Arbeit zu deren Geschichte in ganz Deutschland steht noch aus. In der Weimarer Republik gab es bereits „Anstaltsgeistliche“, die in der preußischen Justizreform ihre Rolle in der geistlichen Erziehung spielten.

 

Ergebnisse einer Umfrage zum Priesterbild der Gefangenen 1977 

Die ehemalige Vereinigung der „Konferenz der Katholischen Geistlichen“ in den Gefängnissen geht auf eine Initiative eines Gefängnispfarrers in den zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts zurück. Aus bescheidenen Anfängen entwickelte sich bald der „Verband der Katholischen Gefängnisgeistlichen“. Im Jahr 1953 ist der erste Bundeszusammenschluss der Straffälligenhilfe gegründet worden. Von den 35 Verbänden ist die Konferenz der Katholischen Geistlichen im Strafvollzug maßgeblich eine der Mitbegründer. In deren „Mitteilungen“ von 1978 ist das 25 jährige Jubiläum hierzu im Rechenschaftsbericht des damaligen Vorstandes erwähnt. Später wurde aus der Geistlichen-Konferenz die Personenkörperschaft „Konferenz der Katholischen Seelsorge bei den Justizvollzugsanstalten in der Bundesrepublik Deutschland“.

Die Regierung der DDR wollte den Zugang von Seelsorgern in den Strafvollzug weitestgehend gering halten. Um aber nach außen hin sagen zu können, dass die Seelsorge gewährleistet sei, warb sie zu Beginn der 1950er Jahre drei „fortschrittliche“, also linientreue Pastoren von der evangelischen Kirche ab und stellte sie in den Staatsdienst ein.

 

Pol. Häftlinge

Politische Häflinge während des Nationalsozialismus

Kirchen

Gefängnisseelsorge ist unerforschtes Gebiet

Bericht der Seelsorge im Jahresbericht der Anstaltsleitung der JVA Rockenberg 1975, S. 28 - 32

Im 71-seitigen Jahresbericht des damaligen Anstaltsleiters der Justizvollzugsanstalt Rockenberg in Hessen aus dem Jahre 1975 haben die "Anstaltsgeistlichen" der beiden Konfessionen zur Seelsorge folgendes geschrieben:

"Im Jahre 1975 habe ich im Rahmen der Arbeit insgesamt 53 Ausführungen mit zusammen 179 Jugendlichen durchgeführt. Es ist meines Erachtens nicht richtig, die Beteiligung von jugendlichen an derartigen Veranstaltungen nur unter dem Gesichtspunkt der Vergünstigung zu zu sehen. [...] Es ist zu 5 Entweichungen gekommen. Drei der Jugendlichen haben kurze Zeit später mir mir Verbindung aufgenommen und sich selbst wieder in der JVA gestellt. Straftaten sind von keinem der entwichenen Jugendlichen bekannt geworden."

Pfarrer Otto Seesemann evang.

"Spürbar verliert in unserer Kultur der christliche Glaube an gesellschaftlicher Prägekraft; immer mehr Menschen handeln, als ob es Gott nicht gäbe. Dies macht sich in den Anstalten deutlich bemerkbar. [...] Ein besonderer Akzent legte ich auf Einzelgespräche. Gerade die Situation der Inhaftierung, das Erlebnis des Scheiterns im Leben erfordert den Jugendlichen zur Frage nach dem Sinn des Lebens heraus."

Pfarrer Alois Degen kath.

 

1978 - 1984

Mitteilungen 1985 - 1996

Mitteilungen 1997 - 2001

Mitteilungen 2002 - 2011

Archiv ab 2011

Der bundesweite und überdiözesane Zusammenschluss als eingetragener und kirchlicher Verein zählt heute von über 300 tätigen GefängnissseelsorgerInnen aus allen kirchlichen Berufsgruppen etwa 170 MitgliederInnen, die in den Justizvollzugsanstalten (JVA), Justizvollzugskrankenhäusern (JVK), Jugend(straf)- und Arrestanstalten (JA, JAA, JSA), der Sicherungsverwahrung (SV) und im Abschiebegewahrsam in Deutschland ihren Dienst tun. Der Maßregelvollzug ist überwiegend der Krankenhausseelsorge zugeordnet..

11. Juli 2025
Erinnerung ist zugleich eine Verpflichtung für die Zukunft
Die Justizvollzugsanstalt Bochum wurde als Preußisches Zentralgefängnis gebaut und 1897 in Betrieb genommen. Zur Zeit des Nationalsozialismus waren zwischen 1933 und 1945 in der Krümmede –wie die JVA in Bochum genannt wird- viele politische Gefangene aus Deutschland, Belgien, Holland und Frankreich inhaftiert. An dieser Stelle wurde […]
1. Juli 2025
Katholische Arbeiter leisten Widerstand im NS-Regime (Teil I)
Das Zuchthaus Herford und seine Häftlinge 1934-1939 (Folge 25). Im Rahmen der Artikelserie über das Zuchthaus Herford und seine Häftlinge wurden bisher Tausende von Häftlingskarteikarten verschiedener Strafanstalten überprüft, die im Arolsen Archiv einsehbar sind. Aufgrund dieser Recherchen konnten etwa 600 Strafhäftlinge ermittelt werden, die aus unterschiedlichen […]
1. Juni 2025
Vom Gerichtsgefängnis Hamm ins Zuchthaus Herford
Das Zuchthaus Herford und seine Häftlinge 1934-1939 (Folge 24). Die politischen Häftlinge, die im „Dritten Reich” im Zuchthaus Herford ihre Strafen verbüßen mussten, waren vor allem durch die Strafsenate des Oberlandesgerichts (OLG) Hamm verurteilt worden, wobei die Gerichtsverfahren sowohl in Hamm selbst als auch in anderen […]
8. Mai 2025
Stolperschwelle an der Justizvollzugsanstalt „Krümmede“
Am 5. Juni 2025 um 12 Uhr wird am Eingang der Justizvollzugsanstalt Bochum in der Krümmede 3, vom Künstler Gunter Demnig die vierte Bochumer STOLPERSCHWELLE verlegt. Sie erinnert an politische Häftlinge im Justizgefängnis Krümmede 1933-1945. Bisherige Stolperschwellen stehen für Häftlinge des KZ-Außenlagers Buchenwald beim Bochumer Verein, […]
6. Mai 2025
Schicksalsort Gefängnis in der NS-Zeit am Beispiel Bochum
Die Entdeckung des Themas der „politischen“ Gefangenen in den beiden Bochumer Justizgefängnissen zur Zeit der NS-Diktatur ist für Alfons Zimmer mit starker persönlicher Erschütterung verbunden. Die „Krümmede“ war sein Arbeitsplatz. Als er im Sommer 2013 erste Hinweise auf „nicht-kriminelle“ Inhaftierte im damaligen Strafgefängnis erhielt, war er […]
30. April 2025
Zur Zwangssterilisation nach Düsseldorf verlegt (Teil II)
Das Zuchthaus Herford und seine Häftlinge 1934-1939 (Folge 23). Wie bereits in Folge 22 der Serie über das Zuchthaus Herford und seine Häftlinge festgestellt wurde, konnten anhand von Häftlingskarteikarten des Gefängnisses Düsseldorf-Derendorf, die im Online-Archiv der Arolsen Archives einsehbar sind, insgesamt 28 zwangssterilisierte Häftlinge des Zuchthauses […]