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Häftlinge des Zuchthauses Herford im KZ Auschwitz ermordet

29. Januar 2025

Das Zuchthaus Herford und seine Häftlinge 1934 – 1939 (Folge 20).

Am 27. Januar 1945, vor achtzig Jahren, wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. Den Befreiern bot sich damals ein Bild des Schreckens: Mehr als 7.000 ausgemergelte Überlebende in teilweise lebensbedrohlichem Gesundheitszustand und zahllose Leichen fanden sie bei ihrer Ankunft vor. Auschwitz war das größte Vernichtungslager des NS-Regimes gewesen; mehr als eine Million Menschen wurden dort von den Nazis ermordet, vor allem Juden, aber auch Sinti und Roma, Homosexuelle, Kriegsgefangene und politische Häftlinge.

1996 wurde auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog der Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz offizieller deutscher Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Neun Jahre später erklärten die Vereinten Nationen den 27. Januar zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. Trotz dieser Initiativen schwindet das Wissen um den Holocaust und die Schoah zusehends: „In einer Umfrage der Jewish Claims Conference gaben rund 40 Prozent der Befragten in Deutschland zwischen 18 und 29 Jahren an, nicht gewusst zu haben, dass etwa sechs Millionen Jüdinnen und Juden in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden. Zwei Prozent der deutschen Befragten vertraten die Auffassung, der Holocaust habe nicht stattgefunden.“ Vor diesem Hintergrund soll in der vorliegenden Folge aufgezeigt werden, dass auch mindestens elf ehemalige Häftlinge des Zuchthaus Herford später in das KZ Auschwitz deportiert wurden. Auf ihr jeweiliges Verfolgungsschicksal soll im Folgenden näher eingegangen werden.

Gottfried Ballin

Gottfried Ballin, geboren am 9. April 1914 in Berlin, wohnte Anfang der 1930er Jahre in Köln, wo er Mitglied der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD), einer linken Abspaltung der SPD, war. Wegen seiner Aktivitäten in einer Kölner Gruppe der illegalen SAPD wurde er 1934 festgenommen und am 12. November 1934 mit einem Sammeltransport in das Gestapo-Gefängnis Steinwache in Dortmund verbracht. Am 31. Mai 1935 wurde Ballin vom IV. Strafsenat des Oberlandesgerichts Hamm im Verfahren gegen Richard Rosendahl und andere wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu einer Zuchthausstrafe von fünf Jahren verurteilt. Die Strafverbüßung erfolgte zunächst im Zuchthaus Münster, später in den Zuchthäusern von Herford und Siegburg. Im Oktober 1939 wurde er in das KZ Sachsenhausen überführt; im Winter 1942 wurde er in das KZ Auschwitz verschleppt, wo er am 4. März 1943 ermordet wurde. In Köln, Steinfelder Gasse 8 und Vogelsanger Straße 1, erinnert je ein „Stolperstein gegen das Vergessen“ an Gottfried Ballin; allerdings wird auf beiden „Stolpersteinen“ fälschlicherweise als Haftort „Gefängnis Herford“ angegeben, obwohl Ballin damals nachweislich im Zuchthaus Herford inhaftiert war. Ausdrücklich sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass derartige Fehler nicht dem Künstler Gunter Demnig anzulasten sind.

Arnold Freireich

Unter anderem über vier Mitglieder der aus Ungarn stammenden jüdischen Familie Freireich hat der Wuppertaler Historiker Armin Schulte biographische Skizzen veröffentlicht, von denen die über Arnold Freireich von besonderem Interesse ist, da dieser als politischer Gefangener sowohl im Zuchthaus Herford als auch später im KZ Auschwitz eingesperrt war. Schultes biographische Skizze enthält allerdings keinerlei Hinweise auf die Haft von Arnold Freireich im Zuchthaus Herford. Der Bürstenmacher Adolf Freireich, der am 13. oder 23. Dezember 1868 in Böszörmény/Ungarn geboren wurde, hatte 1891 Gisela Brodi geheiratet. Die Kinder von beiden, Frieda und Arnold, waren ebenfalls in Ungarn geboren worden. Sowohl Adolf Freireich als auch sein Sohn Arnold (am 9. Januar 1896 in Böszörmény/Ungarn geboren) kämpften im Ersten Weltkrieg für Österreich-Ungarn. 1919 zog die Familie Freireich erneut nach Solingen, wohin sie bereits 1899 erstmals ausgewandert war. Dort betrieben Adolf und Arnold Freireich ein Bürstengeschäft. Während Adolf Freireich 1920 Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) geworden war, sympathisierte sein Sohn Arnold mit dieser Partei, wahrscheinlich ohne auch deren Mitglied gewesen zu sein. Bereits 1933 befand sich Arnold Freireich von März bis Juli in „Schutzhaft“. Aufgrund einer Denunziation wurde die gesamte Familie Freireich am 16. März 1936 festgenommen und in das Polizeigefängnis Düsseldorf überführt, wo sie in „Schutzhaft“ genommen wurde.

Einer Häftlingskarteikarte zufolge wurde Arnold Freireich am 31. März 1936 in das Bezirkskrankenhaus des Gefängnisses Düsseldorf-Derendorf eingeliefert. Der Aufenthalt in jenem Krankenhaus dürfte ein Indiz dafür sein, dass er bei den Verhören schwer misshandelt worden war; denn im Dezember 1939 beschwerte er sich während seiner Haft im Zuchthaus Siegburg in einem Schreiben an den Königlichen Ungarischen Generalkonsul über die Methoden der Geheimen Staatspolizei. Am 10. Dezember 1936 wurden Adolf und Arnold Freireich in das Gerichtsgefängnis Hamm eingeliefert. Sieben Tage später wurden vor dem Oberlandesgericht Hamm die Urteile gegen Arnold Freireich und sieben weitere Angeklagte wegen Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens verkündet (Aktenzeichen: 6 O.Js. 200/36). Arnold Freireich wurde als Hauptangeklagter wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu einer Zuchthausstrafe von sechs Jahren und fünf Jahren Ehrverlust verurteilt.

Während Adolf Freireich am 21. Dezember 1936 vom Gefängnis Hamm aus in das Zuchthaus Herford überführt wurde, wurden sein Sohn Arnold und seine Tochter Gisela am selben Tag von Hamm aus in das Zuchthaus Münster bzw. in das Frauenzuchthaus Ziegenhain überführt, um dort ihre verhängten Strafen zu verbüßen. Arnold Freireich, der ausschließlich die ungarische Staatsbürgerschaft besaß, war auch noch 1937 im Zuchthaus Münster inhaftiert. Dort erhielt er laut Armin Schulte während seiner Haft „den Bescheid, dass er aus dem Gebiet des Deutschen Reiches ausgewiesen worden ist, was jedoch erst nach der Haftentlassung geschehen kann.“ Vom Zuchthaus Münster aus wurde Arnold Freireich zu einem bisher unbekannten Zeitpunkt in das Zuchthaus Herford überführt und von dort aus am 20. Juni 1939 im Rahmen der bevorstehenden Umwandlung dieses Zuchthauses in ein Jugendgefängnis in das Zuchthaus Siegburg eingeliefert. Einige Monate später, im Dezember 1939, beschwerte er sich während seiner Haft in Siegburg in einem Schreiben an den Königlichen Ungarischen Generalkonsul über die Methoden der Geheimen Staatspolizei:

„Ich bitte Sie höflichst mir Mitteilung zukommen zu lassen, ob Sie schon die nötige (sic!) Schritte unternommen haben, betr. der Mißhandlung[,] Folterung [u.] der gewaltsam erzwungenen Unterschriftsleistung zu einer Beschuldigung, die ich nicht begangen habe. Ich habe Ihnen ja bei Ihrem Besuch am 13. Mai d. Jahres [u.] auch in meinem Schreiben vom 9.7. mitgeteilt, daß ich die Eltern gebeten habe, sie möchten für den eventuell notwendigen Rechtsanwalt [u.] Arzt den entsprechenden Betrag bei Ihnen hinterlegen, den Betrag sollten die Eltern, durch den Verkauf eines Teils unserer Einrichtung ermöglich[en]. (…) aus dem Erlös [wollte ich] mir ein Gebiß machen lassen[,] nach dem Sie sich davon überzeugt haben bei Ihrem Besuch, daß mir die Zähne bis auf ein paar links unten (selbige sind auch locker) ausgeschlagen worden sind.

Vorerst wollte ich mir von einem Zahnarzt (…) erst die Bestätigung geben lassen, daß ich die Zähne durch einen gewaltsamen Eingriff verloren habe, 4 Wurzeln habe ich noch oben, verschiedene Zähne besitze ich noch, die anderen habe ich beim Ausschlagen verschluckt. Ich weiß nicht mehr genau, ob ich Ihnen auch den Anlaß (…) unterbreitet habe, bei Ihrem Besuch (…) folgende[s] kurz gefaßt. Nachdem ich in der Nacht vom 16. auf 17. März ins Polizei-Präsidium in Düsseldorf eingeliefert worden bin[,] wurde mir eine Menge Fotos einzeln vorgelegt, man frug, kennst du den, den, den, u.s.w. (…) wie ich Ihnen erklärt habe, hatte ich mit niemandem in Verbindung gestanden, mithin mußte ich die Fragen verneinen, bei jedem nein wurde ich auf dem Kopf, Gesicht, u.s.w. geschlagen, in ununterbrochener Folge[;] bei dieser Gelegenheit verlor ich die Zähne. […]“

 

Am 19. Dezember 1941, also noch während seiner Haft, wurde Freireich wegen angeblich „wissentlich falscher Anschuldigung“ zu einer Gesamtstrafe von sechs Jahren und sieben Monaten Zuchthaus verurteilt; das geplante Strafende wurde nunmehr unter Anrechnung der Untersuchungshaft auf den 16. Oktober 1942 festgelegt. Einige Zeit vor der bevorstehenden Entlassung von Arnold Freireich aus dem Zuchthaus Siegburg schrieb der dortige Anstaltsleiter folgende Beurteilung über ihn: „Freireich hat sich während der Strafverbüßung schlecht geführt und war bei der Arbeit faul. Als Jude wird er immer staatsfeindlich eingestellt bleiben.“ Nachdem Arnold Freireich am 16. Oktober 1942 seine Strafe in Siegburg restlos verbüßt hatte, wurde er noch am selben Tag von dort in das Gefängnis Düsseldorf-Derendorf überführt, wo er sich in „Schutzhaft“ befand, bis er einige Wochen später, am 21. Dezember 1942, zum KZ Auschwitz überstellt wurde. Der Transport dorthin dauerte insgesamt sieben Tage, wie ein Schreiben der dortigen Kommandantur an die Geheime Staatspolizei(leit)stelle Düsseldorf, datiert vom 7. Januar 1943, dokumentiert. Noch keine vier Wochen später, am 21. Januar 1943, starb Arnold Freireich angeblich um 9.30 Uhr im Häftlingskrankenbau des KZ Auschwitz an einer Nierenentzündung.

Etwa ein halbes Jahr nach Kriegsende wandte sich Arnold Freireichs Sohn, anscheinend noch in Unkenntnis vom Schicksal seines Vaters, mit der Bitte an die Vereinigung ehemaliger Konzentrationäre und politisch Inhaftierter (VVN), den Verbleib seines Vaters zu ermitteln. In dem Schreiben der Solinger VVN vom 21. November 1945 an die Zuchthausverwaltung Siegburg, wurde irrtümlicherweise davon ausgegangen, dass Arnold Freireich „zuletzt nachweisbar im Jahre 1943“ im Zuchthaus Siegburg inhaftiert war. Wie bereits dargestellt, war Arnold Freireich aber bereits am 16. Oktober 1942 vom Zuchthaus Siegburg aus in das Polizeigefängnis Düsseldorf überführt worden. In Solingen, Kirchplatz, erinnern seit 2004 „Stolpersteine gegen das Vergessen“ an Adolf, Arnold, Gisela und Frieda Freireich. Die Inschriften auf diesen vier „Stolpersteinen“ sind allerdings teilweise fehlerhaft, was die Dauer der „Gestapohaft“ anbelangt. Außerdem ist das für Adolf Freireich angegebene Todesdatum falsch: er starb nicht 1941, sondern erst am 4. März 1942.

Izchock (Izchok, Yzchok) Gerszt

Der jüdische Schneider Izchock Gerszt aus Wuppertal-Elberfeld, der am 16. Oktober 1901 in Brzeziny bei Lodz geboren wurde und in Polen im sozialistisch-jüdischen „Bund“ organisiert war, wanderte 1920 nach Deutschland aus, weil er sich in seinem Heimatland dem Wehrdienst entziehen wollte. In Deutschland arbeitete er zunächst in der Landwirtschaft und später in seinem erlernten Beruf als Schneider. Gerszt, der 1925 ein eigenes Schneidergeschäft eröffnet hatte, trat zusammen mit seiner Ehefrau Rita der KPD bei und war im jüdischen Arbeiterkulturverein aktiv. Zusammen mit Jukiel Jakob Gilberg übernahm er die Finanzierung des geheimen Nachrichtendienstes der KPD (AM-Apparat) in Wuppertal. Gerszt und Gilberg gelang es bis zu ihrer Verhaftung, durch Geldsammlungen bei antifaschistisch eingestellten Geschäftsleuten und Angestellten die illegale Arbeit des Wuppertaler AM-Apparats sicherzustellen. Wegen dieser Aktivitäten wurde Gerszt am 30. Juni 1936 festgenommen. Am 6. März 1937 wurde er vom III. Strafsenat des Oberlandesgerichts Hamm in einem Massenprozess mit insgesamt 74 Angeklagten (Prozess Bruckner und andere) zu einer Zuchthausstrafe von vier Jahren verurteilt, die er im Zuchthaus Herford verbüßen musste. Am 3. August 1937 wurde er von dort wegen eines Termins als Zeuge in das Gerichtsgefängnis Hamm eingeliefert und am 12. August 1937 wieder in das Zuchthaus Herford zurückgeschickt. Später war Gerszt im Zuchthaus Siegburg inhaftiert, in das er vermutlich im Rahmen der bevorstehenden Umwandlung des Zuchthauses Herford in ein Jugendgefängnis im Juni 1939 von Herford aus eingeliefert worden war.

Am 30. Juni 1939 bat Gerszts Ehefrau Rita in einem Gnadengesuch an den Generalstaatsanwalt in Hamm, ihrem Mann den letzten Rest seiner Strafe zu erlassen, damit sie mit ihm und dem Kind in die USA auswandern könne. Dieses Gnadengesuch wurde jedoch trotz der guten Führung von Izchock Gerszt im Zuchthaus Herford abgelehnt: „G. ist staatenloser Jude: er hat noch mehr als 1 Jahr Strafe zu verbüßen.“ Nach Strafverbüßung wurde er in „Schutzhaft“ genommen und zunächst in das KZ Sachsenhausen transportiert, von dort wurde er in das KZ Auschwitz eingeliefert. Am 13. Januar 1945, wenige Tage vor der Befreiung dieses Konzentrationslagers durch die Rote Armee, wurde Gerszt vermutlich auf dem Todesmarsch erschossen. Gerszts Ehefrau Rita war bereits am 29. Mai 1942 in der Vergasungsanstalt Bernburg ermordet worden. Die Tochter, Stephanie Gerszt, überlebte das „Dritte Reich“ und konnte 1948 in die USA auswandern. In Wuppertal-Elberfeld, Reiterstraße 3, erinnern nicht nur „Stolpersteine gegen das Vergessen“ an Izchock und Rita Gerszt, sondern sie werden auch auf dem „Denkmal der Namen für die Wuppertaler Opfer des Nationalsozialismus“, das sich in Wuppertal-Elberfeld befindet, erwähnt.

Ludwig Hess

Der Mechaniker Ludwig Hess, geboren am 3. Mai 1913 in Frankfurt/Main und dort auch wohnhaft, war von 1929 bis 1933 Mitglied der KPD gewesen. Er gehörte keiner Religionsgemeinschaft mehr an, wurde jedoch in verschiedenen Haft-Dokumenten als „Jude“ oder „Halbjude“ bezeichnet. So weist zum Beispiel seine Häftlingskarteikarte des Zuchthauses Remscheid-Lüttringhausen nicht nur einen in der rechten oberen Ecke mit einem roten Stift vorgenommenen Vermerk „Jude“ auf, sondern außerdem den Stempel „Moorunfähig“, das heißt, dass Hess für die Überstellung in eines der berüchtigten Moorlager des Emslandes (wie zum Beispiel Börgermoor und Esterwegen) als nicht geeignet eingeschätzt worden war.

Hess, der im „Dritten Reich“ in Frankfurt Widerstand gegen das NS-Regime geleistet hatte und deshalb auch in dem Buch von Barbara Mausbach-Bromberger „Arbeiterwiderstand in Frankfurt am Main“ erwähnt wird, wurde am 23. Februar 1935 festgenommen. Wegen Vorbereitung zum Hochverrat wurde er am 17. Mai 1935 vor dem Oberlandesgericht Kassel in einem Verfahren mit dem Aktenzeichen O.Js. 52/35 zu einer Zuchthausstrafe von fünf Jahren verurteilt. Als geplantes Strafende wurde der 24. Februar 1940 festgelegt. Er gehörte zu den 22 im Zuchthaus Münster inhaftierten Strafgefangenen jüdischen Glaubens, die am 21. September 1935 vom Zuchthaus Münster wegen eines anstaltsinternen Vorfalls zur weiteren Strafverbüßung in das Zuchthaus Herford verlegt worden waren. Dort war er mit den jüdischen politischen Gefangenen Paul Bloch und Richard Rosendahl in einer Zelle eingesperrt, die normalerweise nur für einen Häftling vorgesehen war. Wie die Häftlingspersonalakte von Paul Bloch belegt, war Hess mindestens bis zum 9. Juni 1936 im Zuchthaus Herford inhaftiert.

Weitere Haftstationen von Ludwig Hess waren das Bezirkskrankenhaus des Straf- und Gerichtsgefängnisses Düsseldorf-Derendorf, die Strafanstalten Frankfurt und Kassel und das Zuchthaus Remscheid-Lüttringhausen. Die bereits erwähnte Häftlingskarteikarte des Zuchthauses Lüttringhausen weist unter anderem einen handschriftlichen Vermerk auf, dass Hess auf Anordnung der Geheimen Staatspolizeileitstelle Frankfurt/Main nach Strafverbüßung in „Schutzhaft“ zu nehmen und in das Polizeigefängnis Frankfurt/Main zu überführen sei. Vermutlich wurde er über das Polizeigefängnis Frankfurt/Main am 3. September 1940 als „jüdischer Schutzhäftling“ in das KZ Dachau eingeliefert, wo er die Häftlingsnummer 16948 erhielt. Am 12. Juli 1941 wurde er von dort in das KZ Buchenwald eingeliefert, wo er die Häftlingsnummer 8427 zugeteilt bekam. Am 17. Oktober 1942 wurde er von dort in das KZ Auschwitz überführt und erhielt dort die Häftlingsnummer 68486. Später war er als politischer jüdischer „Schutzhäftling“ mit der Häftlingsnummer 106756 im KZ Mittelbau, wo er als Pfleger beschäftigt war. Vermutlich gegen Kriegsende befand er sich als „Schutzhäftling“ im KZ Dora (2. Februar 1945). Ludwig Hess überlebte zwar das „Dritte Reich“, starb aber bereits am 29. Januar 1949 in Frankfurt.


Aron Mozes Kater

Der jüdische Händler Aron Mozes Kater, geboren am 23. November 1893 in Amsterdam und um 1920 mit seiner Familie nach Essen verzogen, wurde am 21. Dezember 1934 wegen Verdachts auf Vorbereitung zum Hochverrat als Untersuchungshäftling in das Straf- und Gerichtsgefängnis Essen eingeliefert. Auf seiner Häftlingskartekarte wurde vermerkt, dass es sich bei ihm um einen „Holländer“ handelt. Am 2. September 1935 wurde er von dort in das Untersuchungsgefängnis in Berlin-Alt-Moabit überführt.

Am 28. September 1935 wurde er vom Volksgerichtshof wegen Landesverrats in Tateinheit mit Vorbereitung zum Hochverrat zu einer Zuchthausstrafe von 12 Jahren verurteilt (Aktenzeichen: 14 J 114/34). Er musste seine Strafe zunächst im Zuchthaus Herford verbüßen, bevor er 1938 oder 1939 in das Zuchthaus Münster und am 25. März 1940 von dort in das Zuchthaus Butzbach verlegt wurde. Später wurde er in das KZ Auschwitz deportiert, wo er am 14. Februar 1943 umkam bzw. ermordet wurde. Seine Ehefrau und seine vier Kinder wurden ebenfalls in Auschwitz ermordet.

Kurt Levi

Der jüdische Viehhändler Kurt Levi wurde am 17. Juni 1912 in Essen geboren, wo er auch zuletzt noch wohnhaft war. Häftlingskarteikarten zufolge wurde er 1938/39 als Untersuchungshäftling in das Gefängnis Düsseldorf-Derendorf und von dort am 21. Januar 1939 in das Gefängnis Essen eingeliefert. Anfang 1939 wurde Kurt Levi wegen eines „Devisenvergehens“ zu einer Zuchthausstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten verurteilt, wobei als Strafbeginn der 24. Februar 1939 festgelegt wurde. Am 22. Mai 1939 wurde er von Essen in das Zuchthaus Herford überführt, also wenige Wochen vor dessen Umwandlung in ein Jugendgefängnis. Im Zusammenhang mit dieser Umwandlung dürfte er im Juni 1939 in ein anderes Zuchthaus überstellt worden sein. Zu einem unbekannten Zeitpunkt wurde Kurt Levi aus der Haft entlassen und konnte zu seiner Ehefrau zurückkehren. Kurt Levi und seine Ehefrau Melitta, geb. Oss, wohnten in Essen zuletzt in dem „Judenhaus“ Hindenburgstraße 22, wo auch Gottesdienste und Sprachkurse für die Auswanderung von Juden durchgeführt wurden. Auf der Meldekarte von Kurt Levi, auf der auch seine Frau Melitta erfasst ist, befindet sich der zynische Eintrag, dass am 28. Februar 1943 „beide abgewandert“ seien. Tatsächlich gehörten aber beide zu den am 1. März 1943 nach dem Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz überführten Juden. Auch Kurt und Melitta Levi kamen dort um bzw. wurden dort umgebracht.


Alex Philipp

Der jüdische Kaufmann Alex Philipp wurde am 22. September 1881 in Köln geboren, wo er auch später noch wohnte. Am 29. Juni 1934 wurde er vom Reichsgericht in Leipzig wegen Verrats militärischer Geheimnisse und hochverräterischer Umtriebe zu einer Zuchthausstrafe von 12 Jahren und zu zehn Jahren Ehrverlust verurteilt; das geplantes Strafende für ihn war der 29. Dezember 1945. Über Alex Philipp existiert im Bundesarchiv eine Prozessakte, die aber im Rahmen der vorliegenden Arbeit noch nicht ausgewertet werden konnte. Wie eine im Online-Archiv der Arolsen Archives einsehbare Liste ehemaliger Häftlinge der Strafanstalt Münster dokumentiert, gehörte auch Alex Philipp zu den zahlreichen Häftlingen, die vom Zuchthaus Münster aus zur weiteren Strafverbüßung in das Zuchthaus Herford überstellt wurden; möglicherweise geschah dies am 21. September 1935.

Im Juni 1939, also kurze Zeit vor der Umwandlung des Zuchthauses Herford in ein Jugendgefängnis, wurde er in das Zuchthaus Hameln überführt, aus dem er am 2. Dezember 1939 in das Zuchthaus Brandenburg-Görden überstellt wurde. Etwa zwei Jahre später, am 16. Dezember 1941, wurde er (zusammen mit elf Gefangenen, darunter vier weitere jüdische Häftlinge) vom Zuchthaus Brandenburg-Görden erneut in das Zuchthaus Hameln überführt Nachdem er dort etwa weitere elf Monate seiner Strafe verbüßt hatte, wurde er von dort zusammen mit 25 anderen jüdischen Häftlingen und einem „Zigeuner“ in die Strafanstalt Celle verlegt. Am 22. Mai 1943, also noch vor seinem geplanten Strafende, wurde er von Celle in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Sein weiteres Schicksal ist bisher nicht bekannt; vermutlich wurde Alex Philipp, der weder im 2006 vom Bundesarchiv herausgegebenen „Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945“, noch in der Online-Version dieses Gedenkbuchs erwähnt wird, im KZ Auschwitz ermordet.

Richard Rosendahl

Der Jude Richard Rosendahl, der 1915 in Illingen/Saar geboren wurde und später in Köln-Nippes wohnte, hatte nach dem 1933 absolvierten Abitur eine kaufmännische Lehre begonnen. Durch Gottfried Ballin bekam er Kontakt zum Jugendverband der SAPD und war vermutlich ab 1934 an der Verbreitung illegaler Schriften beteiligt. Bereits im September 1934 wurde er im Rahmen der Ermittlungen gegen den Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) festgenommen und am 12. November 1934 mit einem Sammeltransport (darunter befanden sich auch seine jüdischen Mitstreiter Gottfried Ballin und Ernst Hirsch) in das Gestapo-Gefängnis Steinwache in Dortmund überführt. Am 31. Mai 1935 wurde er in dem oben erwähnten Prozess wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu einer Zuchthausstrafe von zehn Jahren verurteilt; außerdem wurden ihm die bürgerlichen Ehrenrechte für die Dauer von zehn Jahren aberkannt. Das geplante Strafende wurde auf den 10. September 1944 festgesetzt.

Einige Zeit nach der Verurteilung wurde er dem Zuchthaus Münster überstellt. Richard Rosendahl gehörte zu den 22 dort inhaftierten Strafgefangenen jüdischen Glaubens, die am 21. September 1935 zur weiteren Strafverbüßung in das Zuchthaus Herford verlegt wurden. Von dieser Maßnahme waren unter anderem auch seine Mitangeklagte Gottfried Ballin, Ernst Hirsch, Ernst Ransenberg, Alfred Schnog und Rafael Weiß betroffen. Im Zusammenhang mit der bevorstehenden Umwandlung dieser Strafanstalt in ein Jugendgefängnis wurde er am 20. Juni 1939 von dort in das Zuchthaus Siegburg eingeliefert. Noch vor dem Ende der geplanten Strafhaft wurde er von Siegburg am 12. Februar 1943 in das KZ Auschwitz überführt. Ende Januar 1945 musste er an einem Todesmarsch zum KZ Groß-Rosen teilnehmen; im Februar (?) 1945 wurde er in Zittau befreit. Richard Rosendahl starb 1974 in Hemer/Sauerland. In Köln, Vogelsanger Straße 1, erinnert ein „Stolperstein gegen das Vergessen“ an ihn.


Jukiel (Johann, Jakob, Jacob, Juckiel) Gilberg

Über Jacob (Jukiel) Gilberg, einen in Wuppertal-Elberfeld wohnenden Juden mit polnischer Staatsangehörigkeit, hat der Historiker Stephan Stracke im Rahmen seiner Veröffentlichung über die Wuppertaler Gewerkschaftsprozesse eine biografische Skizze verfasst, der unter anderem die folgenden Angaben entnommen sind: „Jacob (Jukiel) Gilberg wurde am 12. Juni 1906 im polnischen Szernow (Kreis Lask) geboren und war als selbständiger Schneider tätig. Er war bereits am 21. Juni 1933 verhaftet worden. In einem Prozess mit 68 Angeklagten wurde sein Verfahren nach acht Monaten Untersuchungshaft am 7. Februar 1934 eingestellt. Er hatte seine Geschäftsadresse als Post- und Anlaufstelle der KPD zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus vermittelte er Adressen für illegale Quartiere und Arbeitsstellen für die Abfassung und Vervielfältigung von illegaler Literatur. Nach der Haft eröffnete Gilberg wieder eine Herrenkleiderfabrik mit 40 Angestellten.“

Zusammen mit Izchock Gerszt übernahm Gilberg die Finanzierung des geheimen Nachrichtendienstes der KPD (AM-Apparat) in Wuppertal. Beiden gelang es bis zu ihrer Verhaftung, durch Geldsammlungen bei antifaschistisch eingestellten Geschäftsleuten und Angestellten die illegale Arbeit des Wuppertaler AM-Apparats sicherzustellen. Und Stephan Stracke weiter: „Zusätzlich zu dieser gefährlichen Widerstandstätigkeit waren vor allem Gilberg und Gerszt als Geschäftsinhaber vom wachsenden Antisemitismus bedroht. So standen die Schneidereien von Gerszt und Gilberg auf der Boykottliste ‚Juden in Wuppertal‘. Auch in den Gestapo-Verhören nach den Verhaftungen 1936 spielte die jüdische Herkunft der politischen Aktivisten eine zunehmend wichtigere Rolle. Insbesondere staatenlose und ausländische Juden wurden für besonders gefährlich und ‚zersetzend‘ gehalten und zu hohen Haftstrafen verurteilt. Auch einzelne Widerstandskämpfer entsolidarisierten sich in der Haftsituation“.

Wegen seiner  Aktivitäten gegen das NS-Regime wurde Gilberg am 29. Juni 1936 erneut  festgenommen, um anschließend bis zum 12. Februar 1937 bei der Gestapo bzw. im Untersuchungsgefängnis Wuppertal-Elberfeld inhaftiert zu sein. Am 6. März 1937 wurde er vom III. Senat des Oberlandesgerichts Hamm in einem Massenprozess mit insgesamt 74 Angeklagten (Prozess Bruckner und andere) wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu einer Zuchthausstrafe von vier Jahren und sechs Monaten (unter Anrechnung von acht Monaten und sechs Tagen Untersuchungshaft) verurteilt (Aktenzeichen: 6 O.Js. 250/36); das geplante Strafende für ihn wurde auf den 31. Dezember 1940 festgelegt. In seiner Urteilsbegründung betonte der III. Senat des Oberlandesgerichts die jüdische Herkunft von Gilberg: „Der Angeklagte muss streng bestraft werden, weil er als Ostjude das ihm gewährte Gastrecht verletzt hat.“ Insgesamt wurden in dem Verfahren gegen Bruckner und andere 254 Jahre und zwei Monate Strafhaft verhängt.

 

Nach eigenen Angaben wurde Gilberg am 20. April 1937 in das Zuchthaus Herford überführt. Im Zusammenhang mit der geplanten Umwandlung des Zuchthauses Herford in ein Jugendgefängnis wurde er am 20. Juni 1939 zusammen mit mehreren anderen Häftlingen in das Zuchthaus Siegburg eingeliefert. Seine für ihn erstellte Häftlingskarteikarte des Zuchthauses Siegburg enthält unter anderem einen Stempelaufdruck „Ausländer!“ und den handschriftlichen Vermerk „Gilberg nicht entlassen, in Pol. Gefgs. Düsseldorf überführen“. Nach Strafverbüßung wurde Gilberg also nicht freigelassen, sondern am 3. Januar 1941 der Wuppertaler Gestapo übergeben. 19 Tage später, am 22. Januar 1941, wurde er in das KZ Sachsenhausen eingeliefert, wo er unter dem Namen Jukel Gilberg registriert wurde und die Häftlingsnummer 35187 erhielt; untergebracht wurde er im Häftlingsblock 39. Nach Auskunft des Stadtarchivs Wuppertal wurde Gilbert am 22. Oktober 1942 in das KZ Auschwitz deportiert, wo ihm nach seiner Registrierung seine Häftlingsnummer auf den linken Unterarm tätowiert wurde.

Von Auschwitz aus wurde er am 25. Januar 1945 in das KZ Mauthausen eingeliefert, wo er die Häftlingsnummer 116748 zugeteilt bekam. Gilberg selbst gab später an, dass er am 18. Januar 1945 nach „Mordhausen“, wie das KZ Mauthausen damals in Häftlingskreisen genannt wurde, evakuiert und später in das KZ Melk (ein Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen) überführt worden sei. An anderer Stelle gab Gilberg allerdings an, er sei vom KZ Mauthausen am 22. März 1945 nach Ebensee evakuiert worden, wo er am 6. Mai 1945 durch die Amerikaner befreit wurde. Ab Mai 1945 sei er wieder in Wuppertal gewesen. Im Mai oder Juni 1945 kehrte er nach Wuppertal-Elberfeld zurück, wo er in der Uellendahler Straße eine Herren-Kleiderfabrik betrieb. Vermutlich um 1950 wanderte er mit seiner Familie nach Kanada aus, wo er später in Toronto starb.


Bernhard (Baruch) Schreier

Bernhard (Baruch) Schreier, der am 9. Januar 1894 in Gwozdziec/Polen geboren wurde und nach dem Ersten Weltkrieg nach Frankfurt/Main gezogen war, betrieb dort einen Zigarrenladen. Schon lange vor 1933 hatte er sich in der Gewerkschaftsbewegung betätigt. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 engagierte er sich in Frankfurt in der Revolutionären Gewerkschaftsopposition (RGO). Er war deren Kassierer und soll angeblich als Bezirksleiter mit allen kommunistischen Funktionären in Frankfurt in Kontakt gestanden haben. Außerdem war er an der Verbreitung illegaler Schriften beteiligt. Schreier, der im März 1935 festgenommen worden war, wurde im November 1935 im Prozess gegen Glaab und andere durch Urteil des Strafsenats des Oberlandesgerichts Kassel zu einer Zuchthausstrafe von acht Jahren verurteilt; außerdem erfolgte die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von zehn Jahren.

Nach einer von der Stadt Frankfurt am Main online veröffentlichten „Stolperstein“-Biographie über Bernhard (Baruch) Schreier verbüßte dieser seine Strafe in Kassel-Wehlheiden, später im Zuchthaus Werl, im Zuchthaus Herford und bis 1942 wieder in Kassel-Wehlheiden; die jeweiligen Haftzeiten werden allerdings nicht genannt. Bekannt ist aber, dass Schreier am 9. Juni 1936 zusammen mit Paul Bloch und 15 anderen jüdischen Strafgefangenen im Zuchthaus Herford inhaftiert war Der erwähnten „Stolperstein“-Biographie zufolge wurde er am 1. Dezember 1942 als „Schutzhäftling“ in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert; er kam dort oder in einem anderen KZ ums Leben, während es seiner Frau gelang,1939 zusammen mit den beiden Kindern nach England zu flüchten. Seit 2010 erinnert vor dem Haus Bäckerweg 19 in Frankfurt-Nordend ein „Stolperstein gegen das Vergessen“ an Baruch Schreier.

Bruno Spiero

Der Jude Bruno Spiero, der am 31. August 1891 in Königsberg/Ostpreußen geboren wurde, wohnte später in Köln und Berlin. 1938 wurde er festgenommen und am 25. November 1938 vor dem Landgericht Hagen wegen „Rassenschande“ zu einer Zuchthausstrafe von fünf Jahren und außerdem zu fünf Jahren Ehrverlust verurteilt (Aktenzeichen: 2 K.Ls 2/38). Wann genau und wo er festgenommen worden war, konnte bis jetzt noch nicht ermittelt werden. Nach schriftlicher Auskunft des Landesarchivs NRW, Abteilung Ostwestfalen-Lippe, Detmold, wurde er am 2. Januar 1939 in das Zuchthaus Herford eingeliefert und am 20. Juni 1939 zusammen mit anderen Häftlingen in das Zuchthaus Münster überführt. Später war Spiero in einem der Moorlager bei Papenburg inhaftiert, bevor er am 17. November 1941 von dort nach Kassel, vermutlich in das Zuchthaus Kassel-Wehlheiden, verlegt wurde. Von dort wurde er am 1. Dezember 1942 in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Nur sieben Tage später kam Bruno Spiero dort um bzw. wurde dort ermordet.

Zusammenfassung

Nach derzeitigem Forschungsstand wurden mindestens elf ehemalige Häftlinge des Zuchthauses Herford während des Zweiten Weltkriegs in das KZ Auschwitz deportiert. Nur drei von ihnen (Jacob (Jukiel) Gilberg, Ludwig Hess und Richard Rosendahl) überlebten den Holocaust; im Fall von Alex Philipp ist das weitere Schicksal bisher nicht bekannt. Sieben ehemalige Häftlinge des Zuchthaus Herford (Gottfried Ballin, Arnold Freireich, Izchock Gerszt, Aron Mozes Kater, Kurt Levi, Bernhard (Baruch) Schreier und Bruno Spiero), die später nach Auschwitz verschleppt worden waren, fielen dem nationalsozialistischen Rassenwahn zum Opfer. An einige der genannten Häftlinge erinnern „Stolpersteine gegen das Vergessen“.

Armin Breidenbach | Fotos: Michael King


Quellen und Literatur

  • Albel, Ursula und Schott, Christian: Verfolgt, Angeklagt, Verurteilt. Politischer Widerstand und oppositionelles Verhalten in Wuppertal 1933 – 1945. Dokumentation biografischer Daten, Verfahren und Anklagen, Bocholt und Breedevoort 2001
  • Arolsen Archives, Online-Archiv: Verschiedene Dokumente
  • Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945, bearbeitet und herausgegeben vom Bundesarchiv, 2. Aufl., Koblenz 2006, Band I – IV
  • Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin: Schriftliche Auskunft vom 4.7.2024
  • Haus der Essener Geschichte / Stadtarchiv, Essen: Schriftliche Mitteilung vom 27.4.2021
  • Institut für Stadtgeschichte, Frankfurt/Main: Schriftliche Auskunft vom 19.4.2024
  • Keller-Holte, Mario: Schriftliche Auskunft vom 26.2.2024
  • Landesarchiv NRW, Abteilung Rheinland, Duisburg: Gerichte Rep. 0331 Nr. 3: Gefangenenkartei der Haftanstalt Remscheid-Lüttringhausen
  • Landesarchivs NRW, Abteilung Ostwestfalen-Lippe, Detmold: Schriftliche Auskunft vom 8.5.2024
  • Mausbach-Bromberger, Barbara: Arbeiterwiderstand in Frankfurt am Main. Gegen den Faschismus 1933 – 1945, Frankfurt am Main 1976
  • NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln (Hrsg.): August Sanders unbeugsamer Sohn. Erich Sander als Häftling und Gefängnisfotograf im Zuchthaus Siegburg 1935 – 1944, Berlin 2015
  • Schabrod, Karl: Widerstand an Rhein und Ruhr 1933 – 1945, Hrsg.: Landesvorstand der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 1969
  • Schröter, Hermann: Geschichte und Schicksal der Essener Juden. Gedenkbuch für die jüdischen Mitbürger der Stadt Essen, hrsg. von der Stadt Essen, Essen 1980
  • Schulte, Armin: „Man soll mich nur nicht vergessen!“ Stolpersteine in Solingen – Schicksale 1933 – 1945, hrsg. vom Stadtarchiv Solingen, Remscheid 2020
  • Stracke, Stephan: Die Wuppertaler Gewerkschaftsprozesse. Gewerkschaftlicher Widerstand und internationale Solidarität, Bremen und Wuppertal 2012
  • Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg
  • SWR | Stolpersteine, Frankfurt, Dokumentation 2020, Opfergruppen
  • NS Gedenkstätten | JVA Münster | Bundesarchiv

  • Stolpersteine erinnern an ehem. Häftlinge des Zuchthauses – Folge 1
  • Über das Zuchthaus Herford ist bisher nur wenig bekannt – Folge 2
  • Widerstand gegen das NS-Regime führte zu hohen Zuchthausstrafen – Folge 3
  • Einlieferung von Häftlingen in das Zuchthaus Herford – Folge 4
  • Zeitungen im „Dritten Reich“ über Prozesse gegen Antifaschisten – Folge 5
  • Über Ort und Dauer der Inhaftierung keine Informationen – Folge 6
  • Der Direktor des Zuchthauses Herford: Dr. Josef Wüllner – Folge 7
  • Kommunistische Häftlinge im Zuchthaus Herford – Folge 8
  • Solinger Kommunisten als Strafgefangene im Zuchthaus Herford – Folge 9
  • Sozialdemokratische Häftlinge im Zuchthaus Herford – Folge 10
  • Sozialdemokrat Fritz Steinhoff im Zuchthaus Herford – Folge 11
  • Jüdische Widerstandskämpfer im Zuchthaus Herford (Teil I) – Folge 12
  • Jüdische Widerstandskämpfer im Zuchthaus Herford (Teil II) – Folge 13
  • Jüdische Widerstandskämpfer im Zuchthaus Herford (Teil III) – Folge 14
  • Jüdische Häftlinge im ehemaligen Zuchthaus Herford – Folge 15
  • Vor 80 Jahren: Ehem. Häftlinge im KZ Sachsenhausen erschossen – Folge 16
  • „Gewöhnliche“ kriminelle Häftlinge im Zuchthaus Herford – Folge 17
  • Ausländische und staatenlose Häftlinge im Zuchthaus Herford – Folge 18
  • Online-Archiv erleichtert die Suche nach Häftlingen – Folge 19
  • Häftlinge des Zuchthauses Herford im KZ Auschwitz ermordet – Folge 20

 

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