Macht die erschlafften Hände wieder stark! (Jes 35,3). Unter diesem Arbeitstitel wird ein Angebot aufgenommen, das in Vergangenheit unter den Besinnungstagen in Münsterschwarzach „Ohnmacht im Vollzug“ ins Leben gerufen worden war. Die Tage dort waren zur geistlichen und physischen Erholung sowie zur Stärkung für alle Seelsorgenden, die im Gefängnis arbeiten.

 

Die Arbeit im Justizvollzug wird komplexer: Handlungsspielräume aller Involvierten werden enger gefasst. In manchen Anstalten werden Bedienstete gehalten, persönliche Handlungsabfragen für mögliche Ereignisse auszufüllen. Das Bedürfnis nach psycho-sozialer Begleitung wird manches Mal weniger beachtet. Zwar gibt es in vielen Anstalten die psychosoziale Notfallversorgung (PSNV), doch was tun die GefängnisseelsorgerInnen für sich und ihrer Psychohygiene?

Durch den sukzessiven Abbau von Behandlungsangeboten wie Gruppenveranstaltungen oder kulturellen Zusammentreffen mit Menschen von "draußen", werden die Inhaftierten oft mit ihren Sorgen und ihrem Wohlbefinden alleine gelassen. Sie sind darauf angewiesen, sich selbst Lösungen in subkulturellen Tätigkeiten zu suchen. Ein „unauffälliger“ Vollzug soll sichergestellt sein, der dokumentiert werden muss. Dies erhöht indirekt den Druck auf die Gefängnisseelsorge. 

Binnenkirchliche Missstände wie die Missbrauchsdebatte belasten zusätzlich, da sich die Seelsorgenden oft in einem Rechtfertigungszwang für ihre Tätigkeiten wiederfinden und diesen Druck konstant durchhalten müssen. Wie können Seelsorgende im Gefängnis täglichen Nöten nachgehen, wenn sie latenter Unterstellungen oder offenen Vorwürfen ausgesetzt fühlen?

Das Angebot wurde in den letzten Jahren durch eine kleine Gruppe von GefängnisseelsorgerInnen gerne wahrgenommen. Es deutete sich an, dass der TeilnehmerInnen-Kreis kleiner wird. Dies hat unterschiedliche Gründe. Vielleicht liegt ein Grund darin, dass sich KollegInnen anderweitig spirituell stärken. Das spirituelle Angebot in Münsterschwarzach wird weiter für GefängnisseelsorgerInnen fortgeführt.

7. April 2021
Dem Jesuskind der Marienstatute fehlt die Hand
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6. April 2021
Ceelen: Erst im Knast so richtig verstanden
Im Gefängnis, bei den Ausgeschlossenen, bin ich Jesus nähergekommen als durch mein Theologiestudium. Im Bunker, in der Isolierzelle habe ich ihn sagen hören: „Ich war gefangen und du bist zu mir gekommen.“ Und sonntags beim Knastgottesdienst ließ er durch mich vor der Kommunion sagen: „Kommet zu […]
1. April 2021
Ein Sympathieträger, der trotz allem da ist und mitgeht
Gerhard Lüssing, Gefängnisseelsorger in Schleswig-Holstein, schreibt in seinem Meditationstext vom „Sympathieträger“. Jemand, der trotz aller Dunkelheit, Widersprüchen und Notlagen da ist und mitgeht, der Mut macht und neue Zuversicht ausstrahlt. Es gibt viele solcher Sympathieträger. Auch im Knast. Dort sind nicht nur die Bösen und die […]
1. April 2021
Gott am Tatort. Der Straffall Jesus von Nazareth
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23. März 2021
Ceelen: Unverschämt katholisch nicht nur textlich
Inspiriert durch den Widerstand gegen das römische Dekret der Glaubenskongregation zur Verweigerung der Segnung von homosexuell liebenden Menschen schreibt Petrus Ceelen unverschämt katholische Texte. Dies hat er eigentlich immer schon getan. Er ist ehemaliger Aids- und Gefängnisseelsorger sowie Autor vieler Bücher. Prägnant und ohne ein Blatt […]
19. März 2021
Auch schwere Jungs im Knast wollen beten
Pfarrer Reiner Spiegel ist seit 1984 Gefängnisseelsorger in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Düsseldorf, in der etwa 850 Männer inhaftiert sind. In fast 40 Berufsjahren hat er die unterschiedlichsten Menschen und deren Schicksale kennengelernt. Im Interview gibt der Gefängnisseelsorger einen Einblick, wie Menschen hinter Gefängnismauern leben. Die Gesprächsanfrage […]