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Alles Verbrecher! Wie die Hirten der Weihnachtsgeschichte

19. Oktober 2022

„Alles Verbrecher!“ So beginnen nicht selten die Sätze am Stammtisch, wenn es wieder hoch hergeht. „Alles Verbrecher!“ so sicherlich auch die Vorurteile damals über die Hirten. Ob sie stimmten oder nicht. Zum Hüten der Schafe waren die Männer gut genug. Und wenn ein Schaf fehlte waren „die da“ sowieso schuld, auch wenn sie sich nichts zu Schulden kommen ließen.

Sie machten diesen Job nur, weil es für sie keinen anderen gab. Oder weil er eine zweite Chance bot, ein neues Leben zu beginnen. Zu den Hirten von damals gehören diese Vorurteile genauso wie ihr derbes Aussehen. Und dann das: „In der Gegend von Bethlehem … draußen auf den Feldern. … Auf einmal trat ein Engel des Herrn zu ihnen.“ Und dann diese Botschaft: „Fürchtet euch nicht! Hört doch: Ich bringe euch eine gute Nachricht.“

Sehnsucht nach etwas anderes

In unserer Knast-Krippe, die wir im vergangenen Jahr erstmals aufstellen konnten, fehlten bislang die Hirten. In diesem Jahr kommen sie erstmals dazu. Sie sind geschnitzt nach einer Vorlage von drei jugendlichen Inhaftierten der JVA Herford, die in der Freistunde draußen miteinander Karten spielen. So wollen wir im Jugendvollzug die Geschichte von damals weitererzählen: „Im ostwestfälischen Herford waren junge Intensivstraftäter in der Freistunde und spielten Karten. Auf einmal wurde ihnen klar, dass es noch etwas anderes im Leben gab als Straftaten. Sie verspürten eine Sehnsucht nach einer guten Nachricht, nach Eltern, die ihnen Liebe gaben, nach der Freundin, die bei ihnen bliebt, nach Freunden, die sie nicht ausnutzten, nach einer zweiten, dritten oder vierten Chance. Sie wollten gesehen und anerkannt werden. Aber sie fürchteten sich. Konnten dies aber keinem zeigen.“

Hirten nicht übersehen

„Alles Verbrecher!“ Aber genau an ihnen können wir erkennen, was an Weihnachten passiert: „Denn heute ist in der Stadt Davids für euch der Retter geboren worden.“ Unsere Hoffnungen haben einen Grund. Unsere Sehnsucht ist nicht vergeblich. Und auf unser altes Leben wartet ein Neuanfang, der diesen Namen auch verdient. Für die kommende Advents- und Weihnachtszeit wünschen wir, dass wir die Hirten von damals und heute nicht übersehen, um zu verstehen: „Gottes Herrlichkeit erfüllt die Himmelshöhe! Sein Frieden kommt auf die Erde zu den Menschen, denen er sich in Liebe zuwendet!“ Die Entstehung des artenspielenden Hirten…

Stefan Thünemann | JVA Herford

 

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