Der heilige Leonhard ist Schutzpatron der Gefangenen und wird als „Kettenheiliger“ bezeichnet. Er gilt bei alpenländischen Bauern als Schutzpatron für das Vieh, insbesondere für die Pferde. Leonhard wird als Abt mit Stab und mit Ketten als Symbol für befreite Gefangene dargestellt.

Leonhard soll als Kind einer fränkischen Adelsfamilie im französischen Orléans geboren und von Bischof Remigius von Reims getauft worden sein. Er wurde Einsiedler und lebte in der Einsamkeit seiner Zelle in einem Wald nahe Limoges. Eigentlich sollte er Bischof werden und ein Bistum leiten, einige Quellen erwähnen sogar seine Bischofsweihe durch Remigius. Doch weil er sich von dieser Aufgabe überfordert fühlte, blieb Leonhard ein einfacher Diakon, ein Diener Gottes im wahrsten Sinne des Wortes.

Leonhard erwirkte Freilassung

Viele Hilfesuchende kamen zu ihm, er predigte und heilte. Besonders um die Gefangenen kümmerte er sich. Leonhard konnte für viele beim König ihre Freilassung erwirken. Manchmal riefen Gefangene nur seinen Namen an, und schon fielen die Fesseln ab, die sie dann Leonhard in seine Klause brachten. Diese Ketten wurde später als Viehketten gedeutet, weswegen Leonhard zum großen Vieh- und Bauernpatron wurde. Leonhard wird im Mönchsgewand mit Stab, Buch, Ketten, Ochsen oder Pferden dargestellt.

Gefangene zu Handwerkern ausgebildet

Einmal soll Leonhard der Königin, die während einer Jagd nahe seiner Behausung in die Wehen kam, durch sein Gebet zur glücklichen Geburt eines Sohnes verholfen haben. Daraufhin bekam er als Dank vom König ein Waldstück, in dem er ein Kloster errichtete – die Gemeinschaft von Noblat, heute das Städtchen Saint Léonard de Noblat. Dort wurden ehemalige Gefangene zu Handwerkern ausgebildet, damit sie ihren Lebensunterhalt auf ehrliche Weise verdienen. Bis zu seinem Tod, der im Jahr 559 erfolgt sein soll, leitete er seine Gemeinschaft.

Bayerischer Hergott

Als im 11. Jahrhundert die Reliquien des Heiligen öffentlich zur Schau standen, verbreitete sich die Verehrung rasch von Frankreich auf große Gebiete Europas aus. Leonhardi ist bis heute ein Bauern-Festtag, an dem Mensch und Vieh den kirchlichen Segen bekommen. Leonhard wurde in der Klosterkirche bestattet, seine Gebeine wurden im 11. Jahrhundert erhoben und werden bis heute in der Kirche von Saint-Léonard-de-Noblat von vielen Pilgern besucht. Nachdem eine erste Lebensgeschichte um das Jahr 1030 in Umlauf kam, breitete sich seine Verehrung rasch aus. Seitdem gehört er in Bayern zu den meistverehrten Heiligen. Bis vor dem Zweiten Weltkrieg gab es über 150 Wallfahrten zum heiligen Leonhard – heute sind es immerhin noch etwa 50, meist verbunden mit Pferderitten. Zu den bekanntesten gehören Bad Tölz und, seit 1458, Inchenhofen. Dort bildet ein 150 Kilo schwerer Leonhardnagel, der früher als Zeichen der Buße um die Kirche getragen wurde, das Zentrum des Umritts. In Bayern gilt er gar als „der bayerische Herrgott“.


 

27. Dezember 2024
Heiliges Jahr 2025 verbunden mit dem Aspekt der Hoffnung
Dr.in Christine Drexler ist katholische Theologin in Österreich. Im Jahr 2006 hat sie ihre Promotion zum Thema „Im Gefängnis befreiend von Gott sprechen? Merkmale und Mechanismen eines disziplinären Systems als theologische Herausforderung“ verfasst. Der Schweizer Verlag für Gefängnisseelsorge wird die Studie neu in einem Buch veröffentlichen. […]
25. Dezember 2024
Unter den Engeln in Bethlehem ist einer, der schweigt
Weihnachtsmorgen 2024: Unter den Engeln von Bethlehem ist einer, der schweigt. Es hat ihm die Sprache verschlagen. Das Lied von der großen Freude, es scheint ihm unangebracht. Selbst in der Heiligen Nacht. Er hat das Elend gesehen. Unter den Engeln von Bethlehem ist einer, er weint […]
25. Dezember 2024
Gottes Bewegung ist entgegengesetzt, sie entflieht nicht
Manchmal möchte ich der Wirklichkeit entfliehen. Ich fühle mich zu stark gefordert. Ich habe Angst davor, Dinge erleben zu müssen, die ich nicht erleben will: Politische und gesellschaftliche Entwicklungen auf Basis von Künstlicher Intelligenz, Klimaveränderungen, nicht angemessene soziale Verhaltensweisen, der weitere Realitätsverlust von Kirche(n) und nachlassende […]
21. Dezember 2024
Nicht in der Reihe der Fortsetzung jetziger Könige
Du, Betlehem-Efrata, bist zwar klein unter den Sippen Judas… – lassen wir das anschließende „doch aus dir wird hervorgehen“ erstmal weg. Wer weiß schon, was aus Orten oder Menschen hervorgeht… Denn „bist zwar klein“… heißt für gewöhnlich: Du bist zu klein. Und wie du zu klein […]
14. Dezember 2024
Gegenwärtiges annehmen ohne es absolut zu setzen
Mathilde ist 83 Jahre alt und für eine Herzoperation in der Universitätsklinik. Von ihrer Tochter bekommt der Klinikseelsorger einen Anruf mit der Bitte, sie mit einer schlimmen Nachricht zur Mutter zu begleiten: der Sohn ist in seinem Zuhause plötzlich an einem Herzinfarkt gestorben. So gehen sie […]
28. November 2024
Gott selbst ist da, wo nichts mehr zu machen scheint
„Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen“ – so heißt es im Evangelium des Lukas. Wer sich in diesen Tagen den Fernsehnachrichten aussetzt, dem kann es tatsächlich so ergehen. Bisher als demokratisch, gerecht und freiheitlich angesehene politische […]
Knastschlüssel