In Deutschland gibt es an einigen Standorten Gefängnismuseen. Daneben eine Vielzahl von Gedenkstätten in ehemaligen Gefängnissen der DDR. Bekannt ist das ehemalige Untersuchungs- und Stasigefängnis Berlin-Hohenschönhausen oder die Gedenk- und Begegnungsstätte des ehemaliges KGB Gefängnisses in Potsdam. An begangenen Menschenrechtsverletzungen muss erinnert werden. Im Gegensatz dazu werden in anderen Gefängnismusseen die Geschichte des Justizvollzuges gezeigt. Wenige sind öffentlich zugänglich.

 

Seit 1993 gibt es in Hamburg das Gefängnismuseum, ein Museum, das geschichtlich über den Freiheitsentzug informiert und aufklärt. Das über zwanzigjährige leidenschaftliche Sammeln von Exponaten durch Bedienstete hatte eine eigene Dynamik entwickelt. Vor allem in den alten Gefängnissen ist neben Büchern, Utensilien und Arbeitsmaterialien einiges zu finden, das darauf wartet den BesucherInnen gezeigt und erzählt zu werden. Dazu braucht man konkrete Menschen, die sich dafür einsetzen.

Auf einer Fläche von 180 Quadratmetern spürt man im im ehemaligen Beamtenhaus der Justizvollzugsanstalt Glasmoor förmlich die Geschichte des Justizvollzuges. Das Gefängnismuseum zeigt das Leben hinter Gittern. Ausstellungsstücke sowie Kuriositäten zu den Themen Drogen und Sicherheit gibt es dort zu entdecken. Eine Vielzahl von Gegenständen wie Haschpfeifen, Tätowiergeräte und Waffen werden gezwigt, die Gefangene mit Alltagsgegenständen selbst hergestellt haben. Eine Sammlung der unterschiedlichsten Hand- und Fußfesseln kommen einem entgegen.

 

Die Informations- und Kommunikationsorte machen Justizvollzug anschaulich, verständlich und regen zur kritischen Auseinandersetzung mit "Freiheitsentzug" an. Im Vollzugsmuseum Wilhelmshaven z.B. kann man mehr als 200 Jahren Justizgeschichte aus ganz Niedersachsen ansehen. Ob skurril oder erschreckend, traurig oder lustig, die Sammlung gibt einen realen Einblick in die Geschichte des Strafvollzuges mit all seinen Facetten bis hin zum modernen Vollzug. Das Museum befindet sich in einem ehemaligen Luftschutzbunker, der durch die Kriegsmarine ca. 1941/42 errichtet wurde.

Im sachsen-anhaltinischen Dessau zeigte eine Ausstellung in der geschlossenen JVA die Ausstattung der Hafträume im 19. Jahrhundert und zu DDR-Zeiten. Erinnert wurde an Ausbrüche und Hinrichtungen. Die Sammlung wurde 1979 als Traditionskabinett von Justizvollzugsbeamten angelegt und bis 1990 ergänzt. Dann lag die Sammlung bis 2004 brach. Justizvollzugsbeamte bauten aus den vorhandenen Resten die Sammlung auf und gründeten 2013 den Verein "Das Gerichtsgefängnis zu Dessau e.V." Leider wurde aus Brandschutzgründen der ehemaligen JVA-Gebäude die Ausstellung aufgelöst. Sie steht vor ungewisser Zukunft.

Das Gefängnismuseum der rheinland-pfälzischen Justizvollzugsanstalt Wittlich hat mit seinen Stücken aus Geschichte und Alltag des Gefängnisses 2016 neue Räume im Keller der Justizvollzugsschule bezogen. An den weißen Wänden des langen Kellergangs, der wie ein Gewölbekeller wirkt und von dem alle Räume abgehen, hängen einige Schautafeln, die unter anderem über die Entwicklung der Wittlicher Anstalt informieren. Auf den gesamten Gang verteilt sind Vitrinen, in denen unter anderem ein alter Medizinschrank mit medizinischen Instrumenten und ein ausrangiertes Messgerät eines Optikers zu sehen sind. Eine Tätowiermaschine, die einst von einem Gefangenen unerlaubt hergestellt wurde, läuft auch nach Jahren als Museumsstück noch rund. 

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Der Berliner Künstler Roman Kroke hat in seiner Funktion als Organisator von „Living Memorials“, Gefängnisseelsorger Meins Coetsier mit der Musikgruppe „Divine Concern“ eingeladen, an dem internationalen Projekt „Lebendige Gedenkorte“ teilzunehmen und damit den Themenkreis „Geschichte und Erinnerungskultur” mitzugestalten. Das länderübergreifende Event findet digital Mitte August in […]
25. Juli 2021
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22. Juni 2021
Aus politischen oder “rassischen” Gründen inhaftiert
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Immer wieder werden Stimmen laut, die einen Resozialisierungserfolg durch den Aufenthalt im Gefängnis kritisch in Frage stellen. Der Autor und frühere Leiter der sächsischen Justizvollzugsanstalt Zeithain, Thomas Galli, fordert gar die Gefängnisse ganz abzuschaffen. Im Essay der Herder Korrespondenz sagt der Kirchenhistoriker, Hubertus Lutterbach, von der […]
11. Juni 2021
Leben als Zuchthauspfarrer. Bernhard Walter ist verstorben
Der katholische Pfarrer Bernhard Walter ist mehr als 30 Jahre Pfarrer im Zuchthaus Cottbus gewesen. 1999 ging er in den Ruhestand. Seitdem hat er nicht viel über diese Zeit gesprochen. Bis zur Wende war der monatliche Gottesdienst die einzige direkte Kontaktmöglichkeit mit den Strafgefangenen. Für seine […]