Im Gefängnis, bei den Ausgeschlossenen, bin ich Jesus nähergekommen als durch mein Theologiestudium. Im Bunker, in der Isolierzelle habe ich ihn sagen hören: „Ich war gefangen und du bist zu mir gekommen.“ Und sonntags beim Knastgottesdienst ließ er durch mich vor der Kommunion sagen: „Kommet zu mir, alle die ihr mühselig und beladen seid. Ich stoße keinen zurück!“ Und so legte ich den Leib Christi in die Hand, die siebzehnmal zugestochen hat. Ich gab das Brot des Lebens in die Hand, die einen Menschen erwürgt, erdrosselt, erstochen, erschossen hatte. Auch der Kindesmörder ist ein Kind Gottes. Wie provokativ, ja skandalös die Botschaft Jesu ist, habe ich erst im Knast so richtig verstanden.
Petrus, Jesus hat dich direkt zur Nachfolge gerufen. Ich war angeblich auch berufen und wollte Priester werden. Aber nach fünf Jahren im kleinen Priesterseminar wurde ich rausgeworfen, weil ich „einen verderblichen Einfluss“ auf die anderen hatte. Und als ich es mit 21 noch einmal im Seminar versuchte, wurde ich schon nach einigen Monaten vor die Tür gesetzt. „Zu rebellisch.“ Später war ich in Mainz und Speyer auch mehrere Jahre im Priesterseminar, aber der Speyrer Regens machte mir unmissverständlich klar: „Herr Ceelen, ich kenne in ganz Deutschland keinen Bischof, der Sie weihen würde.“ Allerdings war mir inzwischen selbst klar geworden, dass ich zum Zölibat sicher nicht geschaffen bin und ohne Frau nicht leben kann. Ohne meine Frau hätte ich meinen Weg nicht gehen können, sie stand mir stets zur Seite und ist mit zu den Aidskranken gegangen. Fast 52 Jahr lang sind wir miteinander durch Höhen und Tiefen gegangen. Wir haben uns beide immer gegenseitig Choupette genannt und nun haben wir auch den gleichen Lungenkrebs. So geht nun unser gemeinsamer Weg in absehbarer Zeit zu Ende… Denkzettel öffnen…
Petrus Ceelen