Mit meinem Namen bürgen, im Namen Gottes und die Dinge beim Namen nennen. Namen haben Geschichte. Den Familiennamen und den Vornamen kann ich mir nicht selbst aussuchen. Petrus Ceelen verbindet Namen mit Gesichter und Geschichten. Der Name ist Programm. Kevin oder Ali, Frau Meier und Franziskus, Gott und Gaby, Horst und Henne, Hanni und Manni. Vielfach verrückt, was ein paar Buchstaben ein Leben lang mit uns machen und andere daraus machen. Vor- und Familiennamen, Spaß- und Spitznamen sagen mehr als man denkt.
Die alten Juden wagten es nicht den Namen Gottes auszusprechen, weil sie das Geheimnis seines Namens nicht entheiligen wollten. Viele Muslime kennen die 99 schönsten Namen Allahs auswendig und sagen sie regelmäßig auf. Dafür benützen sie eine Gebetskette aus 99 oder 33 Perlen, die sie durch die Finger gleiten lassen. Bei jeder Perle sagen sie einen der 99 Namen Allahs. Und was ist mit dem 100. Namen?
Franziskus
„Quo nomine vis vocari? – Mit welchem Namen willst du genannt werden?“, wird der neue Papst gefragt. Franziskus antwortet der Jesuit Jorge Bergoglio. Wie kam er zu diesem Namen? Während des Konklaves sei er neben seinem Freund dem brasilianischen Kardinal, Claudio Hummes, gesessen. „Er hat mir Mut gemacht, als es für mich bei der Wahl angefangen hat, gefährlich zu werden. Als dann die zweite Drittelmehrheit der Stimmen erreicht worden ist und alle Kardinäle applaudiert haben, hat er mich umarmt und mich aufgefordert, nicht die Armen zu vergessen. In diesem Moment habe ich an Franz von Assisi gedacht.“ Eine arme Kirche für die Armen. Dafür steht Franziskus – in seinem weißen Habit. Auch die roten Prada-Schühchen seines Vorgängers hat er an Nagel gehängt und geht in Straßenschuhen zu den Bootsflüchtlingen von Lampedusa. Er wäscht Gefangene die Füße und küsst sie. Franziskus folgt Jesus einfach nach.
Jesses, Nee!
Dolores und José wollten, dass ihr Junge Jesus heißt. Zu ihrer großen Enttäuschung erklärte ihnen der Standesbeamte, dass der Name Jesus in Deutschland nicht zulässig sei. Denn dadurch könnte das religiöse Gefühl von Christen verletzt werden. „Aber wieso denn?“, wollten die aufgebrachten Eltern wissen. „In Spanien und Süd-Amerika ist Jesus doch ein normaler Name.“ – „Das ist mir durchaus bekannt. Aber wir sind hier in Deutschland. Und es ist meine Pflicht, darauf zu achten, dass Kinder keine anstößigen Namen bekommen. Wenn Sie sich zu Jesus bekennen möchten, dann nennen Sie Ihren Sohn doch Christian“, schlug der Beamte den Eltern vor. Doch Dolores und José wollten einen Jesus und keinen Christian.
So blieb dem Beamten am Ende nichts anderes übrig als beim zuständigen Amtsgericht einen entsprechenden Antrag zu stellen. Bis der Fall entschieden sei, so belehrte er die Eltern, habe das Kind allerdings keinen Namen. Doch das hinderte Dolores und José nicht daran, ihren Jungen Jesus zu nennen. Die Entscheidung dauerte länger als sechs Monate, weil die „Sache Jesu“ auch durch die nächste Instanz ging. Schließlich fasste das Landgericht den Beschluss, dass der Vorname Jesus nicht eintragungsfähig sein. Dolores und José verstanden die Welt nicht mehr. Sie könnten ihren Jungen Pumuckl oder Winnetou nennen, aber nicht Jesus!
Blieb dem verzweifelten Paar als letzte Instanz nur noch das Oberlandesgericht in Frankfurt. Und das entschied, dass keine rechtlichen Bedenken gegen die Vergabe des Namens Jesus bestehen. Und so wurde der Junge von Dolores und José der erste Jesus, der deutsch spricht.
Einmal der King sein
„Sie haben ja einen fetten Namen!“ – „King, so würde ich auch gerne heißen…“ sagen inhaftierte Jugendliche dem Seelsorger der JVA. Der King sein – davon träumen viele junge Kerle im Knast. Was tun sie nicht alles, um andere unter sich zu haben?! Der Name King weckt Begehrlichkeiten, macht auch Bedienstete neidisch, die oft nach oben schauen. Der Knastpastor Michael King richtet mit seinem Namen den Blick nach den da ganz oben, auch wenn man von ihm im Gefängnis nichts sieht. Wo ist er denn, der „mächtige König, der alles so herrlich regieret?“
Im Gesangbuch vielleicht, aber auf dem Stock herrschen die Starken, die Männer mit mächtigen Muckis. Und da kommt dann so ein Kirchenmann daher und trägt den Namen King. Er provoziert, redet vom Himmel in der Hölle, predigt Vergebung im Haus der Vergeltung. Und er hat auch noch den Mut, im Knast Lob- und Danklieder zu singen. Manchmal bleibt ihm die Stimme weg, verstummt. Aber auch wenn der Himmelskomiker nichts sagt und nur still dasitzt, sein Name gibt zu denken: King.
„Sie haben ja einen super Namen“, sagt die Kassiererin im Kaufhaus an der Kasse, als sie seine EC Karte studiert. „King – wie das klingt! Wenn Sie wollen können Sie mich heiraten…“ – Der Name King öffnet Türen, nicht nur im Knast. So einen ehrwürdigen Namen zu tragen, ist nicht immer nur ein Vergnügen. Eine Studienkollegin von Michael King hieß „Burger“. Freunde wollten ihn mit ihr verkuppeln. Doch der Doppelname „Burger-King“ gefiel ihm noch weniger als „King Kong“. Da bleibt er lieber einfach der King.
Petrus Ceelen