Aus dem Kreis von 14 Gefängnisseelsorger mit einer Seelsorgerin auf dem Gebiet des Erzbistum Paderborn werden zwei Kollegen bei ihrem Treffen in der JVA Schwerte verabschiedet: Andreas Altehenger von der JVA Iserlohn und Josef Tyc von den JVAen Dortmund und Hagen sowie der Jugendarrestanstalt (JAA) Lünen. Daniela Bröckl, diözesane Beauftrage für Gefängnisseelsorge im Erzbistum Paderborn findet die richtigen Worte des Dankes und der Würdigung.
Eine Menge von Anstaltsleitungen
„Wie viele AnstaltsleiterInnen habt Ihr in der Zeit Eures Dienstes erlebt? Ihr, die ihr mitgearbeitet, mitgedacht, mit organisiert und Eure Energie in die Arbeit mit den Gefangenen vor Ort in den Anstalten, mit den Bediensteten und mit uns Kollegen und Kolleginnen in diesem Kreis gesteckt habt, sage ich Danke. Wir beide, Andreas, haben bei einem gemeinsamen Mittagessen mal zusammengezählt wie viele Anstaltsleitungen Du in Deiner Laufbahn erlebt hast und da kamen wir schon auf 15 – 20 an der Zahl. Auch in den unterschiedlichsten Anstalten von Schwerte über Hamm, Fröndenberg und jetzt Iserlohn hast Du gearbeitet und nur einmal bist Du uns „abhanden“ gekommen als Du ein paar Jahr in der Forensik in Eickelborn warst.
Bei Dir Josef weiß ich das nicht so genau wie viele Anstaltsleitungen Du erlebt hast. Da kommt sicherlich aber auch eine gewaltige Zahl zusammen. Ich kann mich an einen Besuch bei Dir in Hagen erinnern, wo wir mit der Anstaltsleiterin – den Namen habe ich vergessen – von Dir mitgebrachten Mohnkuchen gegessen haben (wohlgemerkt dicken Mohnkuchen in der Einweisungsanstalt Hagen!). Genau das hat Dich ausgemacht bei Deiner Arbeit, lieber Josef, galant und diplomatisch oder auch bestechend mit Mohnkuchen, seelenruhig (zumindest nach außen war nichts anderes erkennbar), egal wer Dein Gegenüber war. Du hattest einen guten Draht zu allen, egal wie speziell die Menschen doch waren.“ Mir fallen dazu Deine Worte ein: „Was soll ich denn machen. Man muss die Menschen, auch die Anstaltsleitungen so nehmen wie sie sind.“ Und dafür sind Dir viele Gefangene, Kollegen und Kolleginnen in den Anstalten und wir sehr dankbar.
Krakau und Kreatives
Die Organisation von Fahrten nach Krakau, viele Male mit den Bediensteten unterschiedlicher Anstalten und als absoluter Höhepunkt für uns und hoffentlich auch für Dich die Krakau-Fahrt im September mit uns GefängnisseelsorgerInnen. Auch da hast Du das ein oder andere Bizarre erlebt als Du Kollegen mitten in der Nacht aus einer Diskothek in Krakau auslösen müssen, weil sie nicht mehr bezahlen konnten. Da könntest Du sicherlich noch das eine oder andere erzählen.
In Krakau warst Du, lieber Andreas leider nicht dabei, doch ansonsten bei allen Studientagen, die wir in unserem Kreis für uns durchgeführt haben und oft warst Du dabei auch in der Leitung. Da konnten wir Deine Leidenschaft für Kreatives mit allem möglichen an Material, ob Holz, Farbe, Leinwände, Schnüre, Naturmaterialien spüren und erleben. Das, was auch die Gefangenen erleben durften und wo sie Anteil daran haben durften, wenn Du mit ihnen (gerade mit den jungen weiblichen Inhaftierten in Iserlohn) kolorierte und mit Texten versehene Büchlein gestaltet hast. Du hast ein Händchen dafür und sie freuten sich, dies mit ihr tun zu dürfen und damit auch ihre Situation ein wenig verarbeiten zu können. Ich erinnere mich an einen Besuch bei Dir in Iserlohn, wo vom Ende eines langen Flures die Stimme einer jungen Frau ertönte: „Hallo Herr Altehenger!“ und sie Dir fröhlich zuwinkte. Du hast oft auch für die Gottesdienste eigene Texte geschrieben, Psalmen umformuliert und somit die Gedanken der Gefangenen mit hineingenommen. Und Dank Dir haben viele Menschen Bilder kennen– und lieben gelernt, die Du im Gottesdienst eingesetzt hat, mit denen sie sonst wahrscheinlich nie in Berührung gekommen wären.
Doch neben dem Kreativen und Künstlerischem hast Du lange Jahre Dein konstruktives, nachdenkliches Mitdenken und Tun in den Vorstand der Gefängnisseelsorge im Erzbistum eingebracht, am präventiven Schutzkonzept gegen sexuelle Gewalt mitgearbeitet, als Mentor für einige aus unserem Kreis gewirkt, bei der Gefangenen-Wallfahrt warst Du mit Deinen Ideen dabei. Du warst das Bindeglied zwischen uns und dem Wallfahrtsteam in Werl, als Referent bei unseren Studientagen und vieles mehr. Und für mich persönlich warst Du häufig derjenige, wo ich wusste, Andreas kann ich anrufen, weil er ganz viel aus der Geschichte der JVA Seelsorge im Erzbistum weiß und mir weiterhelfen kann. Oder ich auch in den gemeinsamen Zeiten im Vorstand mal knifflige Angelegenheiten mit Dir besprechen konnte. Danke dafür! Ihr werdet uns fehlen und wir werden Euch sicherlich nicht vergessen und damit ihr uns nicht vergesst ein kleines Geschenk: Einen kleinen Koffer voller Glück, der Euch in Eurem Ruhestand begleiten soll.
Ein Koffer voller Glück
Dich, Josef, für die vielen Flüge zwischen Dortmund und Krakau, Dich Andreas zu Fahrten zu Spielemessen, in den Urlaub mit Deiner Frau Uschi, aber natürlich für Euren Alltag und die Zukunft. Eingepackt als Zeichen für ganz viele schöne und sonnige Stunden und Momente eine kleine Sonne. Ein kleiner Marienkäfer, dass Euch kleine Wunder am Wegesrand auffallen, dass Euch kleine Bemerkungen, Gesten in der Begegnung mit Menschen froh machen. Ein Zuspruch von Gott, den Mirko einmal seinen Gefangenen vor einer Wallfahrt ausgeteilt hat: Ich bin immer da. Gott Diese Gewissheit und Hoffnung soll Euch nie verloren gehen. Ein Foto von uns allen, auf dass ihr hoffentlich immer wieder mal schaut und Euch dabei ganz viele Erinnerungen kommen, die Euch mit Freude erfüllen, vielleicht auch mit ein bisschen Wehmut, aber nicht mit Traurigkeit. Und zum Schluss ein Merci aus Schokolade, was genau das sagen soll, was es sagt: DANKE an Euch, lieber Andreas, lieber Josef.“
Daniela Bröckl | JVA Bielefeld-Senne
Hintergrund
Anfang 2025 soll der Abriss der JVA Iserlohn beginnen. Hier waren jugendliche und erwachsene Frauen nach langen Jahren des männlichen Jugendvollzuges untergebracht. Im Jahr 2029 soll der Neubau an gleicher Stelle fertiggestellt sein. Bis auf zehn Bedienstete, die bei der Abwicklung der alten JVA Iserlohn gebraucht werden, sind die 160 VollzugsbeamtInnen auf andere Haftanstalten abgeordnet. Der Nachfolger für Josef Tyc (69) in der JVA Hagen ist Johannes Lang, der mit 50 % noch im Offenen Vollzug der JVA Castrop-Rauxel tätig ist.