Der erste Termin seiner eng getakteten Vortrags- und Begegnungsreise in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz führte Kardinal Gerhard Ludwig Müller, ehemaliger Präfekt der Glaubenskongregation, zu den Gefangenen der Justizvollzugsanstalt Bochum. Wenige Stunden vorher war er angekommen aus den halloween-besessenen Vereinigten Staaten von Amerika (USA).
In seiner Predigt in der vollen Kirche der Justizvollzugsanstalt Bochum legte der Kardinal auf dem dunklen Hintergrund der Lust am Erschrecken, Grauen und Angstmachen das helle Evangelium vom Sünder und Zöllner Zachäus aus. “Heute ist diesem Haus Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist. Der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist”, heißt es im Evangeliumstext Lukas 19, 1-10. “Viel passender zu einem Gefängnisbesuch konnte das Schriftwort des Tages nicht ausfallen”, so der Gefängnisseelsorger Alfons Zimmer von der JVA Bochum. Auf dessen Einladung ist der Kardinal in die JVA Bochum gekommen.
Foto: Lamb
Der Kardinal lebt in Rom und ist Mitglied mehrerer Päpstlicher Räte und Kongregationen. In Interviews kritisiert der 71-Jährige häufig Entwicklungen im derzeitigen Pontifikat, die er im Widerspruch zur kirchlichen Tradition und Lehre sieht.
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Wie in einem Brennglas verdichtet sich in diesen Tagen eine Beobachtung, die sich schon während des bisherigen Verlaufs der Corona – Krise immer wieder gezeigt hat: Wie alle Religionen ist auch der christliche Glaube nicht einfach aus sich heraus heilsam und gut, menschen- und lebensfördernd. Im Gegenteil! Auch er hat ein mitunter doppeltes, durchaus zwiespältiges Gesicht. Und er kann in seiner Wirkung auf Menschen, Gesellschaft und Welt höchst verstörende und destruktive Energien entfalten. Weil das so ist, können und werden Religionen so gerne zur Überhöhung und Befeuerung politischer und schlicht menschlicher Gegensätze und Interessenkonflikte in Anspruch genommen und instrumentalisiert. Frei nach dem Motto „Gott will es – so und nicht anders!“
Dieses Grundmuster aktualisiert sich auch in den aktuellen gesellschaftlichen Debatten um die AnhängerInnen vermeintlicher Verschwörungstheorien, die dem bisherigen Corona – Krisenmanagement systematische Freiheitsberaubungen vorwerfen. Eigentlich beschämend und traurig, dass wir jetzt mit ansehen müssen, wie solche von Angst und Wut besetzten Schreckensszenarien (die im Einzelfall vielleicht sogar nachvollziehbar sind) jetzt auch von höchsten kirchlichen Würdenträgern befeuert und für durchsichtige Interessen in Anspruch genommen werden.
Ich lasse mich da nicht täuschen: Was da als Verteidigung christlicher Überzeugungen und kirchlicher Grundrechte auftritt, ist nichts anderes als wütendes Nachkarten einiger ehemals mächtiger „Kirchenfürsten“, die die Entwicklungen einer freiheitlichen Moderne und ihre unvermeidlichen Auswirkungen bzw. Transformationen auf und in der Kirche offensichtlich weder intellektuell noch (lebens-) praktisch verkraften. – Wie gesagt: Nicht alles, wo Religion bzw. Christentum „drauf“-steht, wirkt per se heilsam, menschenfreundlich und dienlich. Das gilt für die Glaubenspraxis einzelner Christenmenschen. Und das gilt natürlich auch im Ringen um glaubwürdige und zukunftsfähige Sozialformen unseres kirchlichen Lebens.
Kardinal Gerhard Ludwig Müller kritisiert die Corona-Maßnahmen und greift dabei auf weitverbreitete Verschwörungstheorien zurück. Er sieht den “Auftakt einer Weltregierung”. Die Deutsche Bischofskonferenz übt – Gott sei Dank – scharfe Kritik. In einem in mehreren Sprachen veröffentlichten Aufruf warnt er vor dem “Auftakt zur Schaffung einer Weltregierung, die sich jeder Kontrolle entzieht.“ Müller bedient sich dabei einer leider weit verbreiteten Verschwörungstheorie.
Der Aufruf ist eine Initiative des früheren Päpstlichen Botschafters in den USA, Erzbischof Carlo Maria Vigano, und wurde außer von Kardinal Müller auch von Kardinal Joseph Zen Ze-kiun aus Hongkong unterzeichnet.
In all dem zeigt sich ganz deutlich die schräge und gefährliche Haltung sowie unhaltbare Gesinnung des Kardinal Gerhard Ludwig Müller.
Ursprünglich sollte eine Podiumsdiskussion mit Kardinal Gerhard Müller in der Bochumer St.-Elisabeth-Kirche stattfinden. Nach Widerstand wird die Veranstaltung in die Alte Lohnhalle Wattenscheid verlegt. Kurienkardinal Müller besucht im Rahmen einer Vortragsreise derzeit Nordrhein-Westfalen. Am 6. November erörtert er abends mit Gloria von Thurn und Taxis Wege zum Glauben und den gegenwärtigen Herausforderungen der Weltkirche.
https://www.domradio.de/themen/bist%C3%BCmer/2019-11-06/da-haben-wir-die-reissleine-gezogen-verwirrungen-um-auftritt-von-kardinal-mueller-und-fuerstin
Beide Seiten müssen Meinungen vertragen können. Müller hat ja sonst auch keine Probleme massiv in der Öffentlichkeit aufzutreten und seine Erkenntnisse zu verbreiten. Wenn ich höre, dass er zusammen mit Gloria von Thurn und Taxis eine Büchervorstellung macht und der Eintritt dafür 15 Euro beträgt, ist Kritik angebracht.
In seiner Zeit als Bischof von Regensburg hat Gerhard Müller den Diözesanrat abgeschafft und die Zuständigkeit der Pfarrgemeinderäte einzig und allein auf den beratenden Teil eingrenzen wollen. Insgesamt also eine Visitenkarte für einen Menschen, der die Laien möglichst beschneiden und begrenzen möchte…
Wenn Kardinal Müller aktiv zu einem Besuch in die JVA Bochum eingeladen wurde, wäre spannend zu erfahren gewesen, wie der Kardinal die Arbeit eines Laien (der Kollege ist ja Pastoralreferent) bewertet und wie die weitreichende Kompetenz unseres Kollegen von ihm wertgeschätzt worden ist.
Der zweite Artikel ist eine sinnvolle Ergänzung, um das Bild des Kardinals zu vervollständigen, denn von seiner pastoralen Haltung kommt aus dem Besuchsbericht nichts herüber.
Warum kann man nicht einfach positv stehen lassen und anerkennen, was der Kardinal für die Gefangenen getan hat. Es braucht trotzdem nicht jeder Müller gut zu finden. Reflexartig kommen immer so Dinge, was man über Müller schreibt. Zunächst vertritt Müller das, was in Schrift und Weltkatechismus steht. Das normal Katholische. Rechts von ihm ist traditionalistisch. Von den Piusbrüdern verlangt er uneingeschränkte Anerkennung des Zweiten Vatikanums. Er ist auch für kirchliche Reformen, vielleicht andere, als einige wünschen. Im syndalen Prozess darf ja wohl seine Stimme nicht verboten sein. Seine Kritik an Papst Franziskus ist vergleichsweise behutsam, jedenfalls viel viel behutsamer, als alle etwa Benedikt XVI kritisierten. Und wenn er etwas sagt, begründet er es. Im Gegenteil, er ist sogar sehr papsttreu, wiewohl er vielleicht nicht alles gut findet, was Franzikus macht, der ja auch nicht unkritisierbar ist.
Kardinal Gerhard Ludwig Müller (71) spricht in ungewöhnlich scharfer Form gegen kirchliche Reformprozesse. In einem Beitrag schreibt der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation: „Der so genannte synodale Weg des kirchlichen Establishments in Deutschland zielt auf eine weitere Verweltlichung der Kirche.“ Zudem werde er, vernetzt mit der Amazonas-Synode, „als Hebel zum Umbau der Weltkirche angesetzt“.
„Die Selbstsäkularisierung der Kirche ist nicht der erste Schritt ihrer Modernisierung, sondern der letzte vor ihrer Selbstabschaffung”, schreibt er in seinem neuen Buch „Römische Begegnungen“. Im Buch äußert Müller an vielen Stellen scharfe Kritik an Papst Franziskus. Der deutsche Kardinal wirft dem Vatikan Machtklüngel und dem Kirchenoberhaupt Effekthascherei vor. Die Kirche müsse “arm und dienend, einfach aber auffällig barmherzig sein”, schreibt Müller.
Die vom Papst angestrebten Reformen in der Kirche könne es nur “als Erneuerung in Christus” geben, mahnt der 71 Jahre alte Theologe: “Papst und Bischöfe müssen sich an ihm und nicht an den Meinungen der Massen-Medien orientieren. „Mehr Glaube und Zeugnis, weniger Politik, Intrigen und Machtspiele seien das Gebot der Stunde“, so der Kardinal.