Über 30 Jahre war Josef Feindt Gefängnisseelsorger. Seit 2005 arbeitete er in der Justizvollzugsanstalt Willich II, einem Frauengefängnis. Im Jahr 1989 hat er in der JVA Krefeld im Männergefängnis seinen Dienst hinter Gittern begonnen. Keine leichte Aufgabe für den Pastoralreferenten, doch er setzte sich für die Gefangenen und Bediensteten ein. Nun ist er mit 71 Jahren nach längerer Erkrankung an Sylvester 2023 gestorben.
Josef Feindt
23. Juli 1952 – 31. Dezember 2023
Mit Gottvertrauen hat Josef seine schwere Krankheit angenommen und sie über Jahre gelassen getragen. Seine Zuversicht trug dazu bei, mit seiner Familie auch weiterhin schöne Zeiten zu erfahren. Beharrlich war er in seinem Leben um die Bewahrung der Schöpfung, um Gerechtigkeit und Frieden bemüht, insbesondere in seiner langjährigen Tätigkeit als Gefängnisseelsorger. Wir danken ihm für seine Liebe, die er uns geschenkt hat. Er wird uns ein Vorbild bleiben.
Im Gebet
Dr. Elisabeth Sänger-Feindt
Dr. Gregor Feindt und Dr. Jana Sinram mit Aenne
Dr. Ulrich Feindt und Linda Hellmann
Familien Feindt und Sänger
Freunde und Bekannte
47918 Tönisvorst, Leipziger Str. 119
Anstelle von Blumen und Kränzen bitten wir im Sinne des Verstorbenen um eine Spende an das Hospiz am Blumenplatz in Krefeld…
Kondolenzbuch
Gerne können Sie sich auf dieser Seite weiter unten bei “Feedback” ins digitale Kondolenzbuch eintragen. Schreiben Sie ein paar Worte und Sätze für Josef, den einige Jupp nannten.
Mann mit Empathie
Feindt lebte für seine Arbeit im Knast. Er setzte sich für die Gefangenen ein, feierte Gottesdienste und gab Bibelstunden. Die Gespräche waren ein zentraler Punkt seiner Arbeit – immer unter Wahrung der Schweigepflicht. “Für die meisten ist es einfach wichtig, dass sie sprechen können”, sagte er oft. Jedenfalls dann, wenn sie es schaffen, sich zu öffnen. Manchmal gelänge dies nicht, manchmal wollten sie lieber mit einer Frau reden, weil sie mit Männern schlechte Erfahrungen gemacht haben, erzählte Feindt – und er konnte dies nachvollziehen. Als Mann mit Empathie und Überzeugungskraft begegnete er den Menschen. “Die Taten interessieren mich nicht, das sollen sie mir sagen oder nicht”, sagte er vielmals. Schuld stehe nie zwischen ihnen, denn sein Anliegen sei es, in die Zukunft zu blicken. Respekt voreinander ist dabei wichtig, und dass man sich ernst nimmt.
Ein Gefängnisseelsorger der offenen Worte
“Gottesdienst ist, wenn wir uns um die kümmern, die in Not sind – und der Gefangene ist in Not, das kann ich mir nicht anders vorstellen”, erklärte er in einem Artikel der Katholischen Frauengemeinschaft (kfd) im Jahr 2017. Mit fester Stimme zitierte er Matthäus 25,36: “Ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen”, zitieret er gerne. Davon versuchte er, sich leiten zu lassen: vom Doppelgebot, Gott von ganzem Herzen zu lieben und den Nächsten wie sich selbst, und von der Regel, jeden so zu behandeln, wie man selber behandelt werden möchte. Während seines Theologie-Studiums hat Feindt sich intensiv mit Moraltheologie auseinandergesetzt und damit, dass jedem Menschen Entwicklungsmöglichkeiten zugestanden werden müssen.
Vor Ort und bundesweit aktiv
In Feindts Gottesdiensten ging es oft darum, dass Gott die Menschen zu einer Freiheit erlöst hat und die Menschen, die schwere Straftaten begangen haben, von Gott gewollt sind und er jeden annimmt. Es sei gar nicht leicht für die Gefangenen, dieses Angebot anzunehmen, wusste der Seelsorger. “Immer in seiner Schuld gefangen zu sein – das ist schlimmer als Gefängnis“, betonte er bei Tagungen und Treffen der Gefängnisseelsorge vor Ort und bundesweit. Kontinuierlich war er wie selbstverständlich Teilnehmer solcher Zusammenkünfte unter KollegInnen und brachte seine eigenen Erfahrungen ein. Besonders engagierte er sich für den Ingeborg-Drewitz-Literaturpreis, bei dem Inhaftierte literarische Texte einreichen und diese prämiert werden. In deren Trägerkreis war Feindt Vertreter für die Katholische Gefängnisseelsorge in Deutschland e.V. und zudem Jurymitglied. Josef Feindt hat den Förderverein der Katholischen Gefängnisseelsorge in der Bundesrepublik Deutschland e.V. im Jahr 2007 mitbegründet und war bis 2018 ihr 1. Vorsitzender.
Würdigung seitens der KollegInnen
“Den Förderverein der Katholischen Gefängnisseelsorge gäbe es wohl nicht in dieser Form, ohne sein Engagement. Alle, die ihn kennen, erinnern seine immer hoffnungsvolle und positive Sichtweise auf das Leben und seine kritischen Sichtweisen auf die Vollzugsbedingungen für die einsitzenden Menschen. Sei es zum Thema Lebenslänglich, Transidente Personen, Ersatzfreiheitsstrafen oder seine Mitarbeit bei neuen Gesetzesentwürfen für den Justizvollzug”, so beschreibt die derzeitige Vorsitzende des Fördervereines, Dorothee Wortelkamp-M`Baye von der JVA Köln-Ossendorf, ihren Kollegen. “Josef war für mich ein Weggefährte, den ich sehr schätzte. Auf ihn konnte ich mich immer verlassen. Zusammen waren wir mit der Arbeitsgemeinschaft International in Lettland”, erzählt Heinz-Bernd Wolters von der niedersächsischen JVA Meppen.
Titelfoto: Dirk Jochmann
14 Rückmeldungen
Was soll ich schreiben über Jupp? Er war einer von denen, mit denen ich zusammen in Bonn studiert habe. Er war einer von denen, mit denen ich Jahrzehnte als Gefängnisseelsorger gekämpft habe für so viele Verbesserungen im Vollzug und danach. Er war einer von denen, die nie aufgaben. Und er war einer von denen, mit denen ich zur Entspannung regelmäßig ein Bierchen trinken konnte… und wieder wurden neue Pläne geschmiedet.
In den letzten Jahren ergiff die Krankheit mehr und mehr Besitz von ihm. Aber er ließ sich bei allem, was das bedeutete, nicht unterkriegen. Was bin ich froh, daß ich ihn kurz vor meinem Krankenhausaufenthalt noch einmal zu Hause besucht habe. Selbst da, ca. einen Monat vor seinem Tod, sprach Jupp noch von den Dingen, die sich im Vollzug unbedingt ändern müßten. Jupp war ein Mensch des Evangeliums, des im Knast und außerhalb gelebten Evangeliums, ein Mensch, der in der Nähe zu “denen da unten” keine Kompromisse kannte, weil er davon überzeugt war, daß nach Jesus Gott alle liebt und keinen fallen läßt.
So war er bis zu seinem Tode ein lebendiges Zeichen der unendlichen Liebe Gottes. Und er zeigte dies im persönlichen Umgang, im Formulieren von Forderungen an den Strafvollzug und in öffentlichen Auftritten. So werde ich ihn in Erinnerung behalten und so wird sein Andenken in vielen Menschen weiterleben. Ich bin sehr dankbar, ihn zu meinen Freunden zählen zu können, jetzt in der Welt, in die auch ich einmal eingehen werde.
Josef, du hast immer ein Wohlfühlplatz in meinem Herzen, denn immer, wenn ich an dich denke, fühle ich etwas von dem, was dich auch aus machte: Menschenliebe. Diese Liebe hast du gelebt. Das im Herzen zu spüren, tut gut. Deswegen fühlt sich dein Platz in meinem Herzen so wohl an. Danke, dass du unter uns gelebt hast und auch ich dir begegnen durfte.
Doro
Sehr geehrte Angehörige unseres Mitseelsorgers und Kollegen Josef Feindt,
schon seit geraumer Zeit hat Josef mit seiner Erkrankung zu kämpfen gehabt. Soweit ich es erfahren konnte, ertrug er diese schwere Zeit mit Würde und bewundernswerter Zuversicht. Jetzt ist er aus dieser Welt gegangen und wir hoffen mit ihm und für ihn, dass er jetzt schon bei Gott an dem Ort sein darf, von dem er in vielen Gottesdiensten zu “seiner Gemeinde” gesprochen hat.
Ich möchte auch jetzt von Josef Feindt nicht in der Vergangenheit sprechen, wenn das, woran wir glauben – in welcher Form auch immer – seine und unsere Überzeugung ist:
Josef war und ist ein “Überzeugungstäter”! In den gemeinsamen Kontakten – besonders in unserer gemeinsamen Zeit bei der AG Frauen (u. A. in Augsburg, Wiesbaden, Bad Honnef und Schmochtitz) erlebte ich Josef als einen kompetenten Mitstreiter, wenn es um würdevolle Behandlung und Haftbedingungen im Vollzug geht. Trotz all seines intensiven Engagements blieb er stets sachlich und unaufgeregt. Selbst innerhalb der AG Frauen kam ihm das Talent zu, der “Pontifex” zwischen entzweiten Lagern zu sein, ohne dass er sich um diese Aufgabe gerissen hätte – er tat es eben (wie bereits geschrieben) aus Überzeugung.
In seinem Wirken hat Josef den Menschen, denen er in dieser Welt begegnet ist, durch sich die Nähe Gottes zu den Menschen spürbar vermittelt. Jetzt wünsche ich Dir – lieber Josef – dass diese Nähe Gottes und der damit verbundene unbegrenzte Frieden Dir zugute kommen möge! Für das, was Du in dieser Welt segensreich gewirkt hast, möge die Dankbarkeit und Anerkennung Deiner Mitmenschen jetzt auch “drüben” nachhallen und Dir damit ausdrücken: “Danke, dass Du für uns dagewesen bist!”
Ich wünsche Dir Gottes Liebe und Segen!
Dein Kollege
Andreas Bär
Jupp, wir haben Dich bestattet. Eine würdige Feier mit all den Erinnerungen an Dich. Dein Tod schmerzt. Du lebst in unseren Erinnerungen weiter. Je auf die verschiedenen Weisen. Die Beziehung zu Dir geht weiter. Auch wenn Du nicht (mehr) in Beziehung zu uns treten kannst. Du hast Dir die Texte für Dein “Auferstehungsamt” selbst gewählt. Aus der Offenbarung des Johannes: “Der Tod ist nicht mehr. Noch Trauer noch Klage.” Ein verheißungsvoller Text für die Lebenden. Am Rande wurden Geschichten erzählt, was Dich ausmachte als Gefängnisseelsorger und als Mensch. Eine Tulpe für Dich, für Deine Haltungen sowie Deine Sichtweisen und Überzeugungen, die weiterleben werden. Wir denken an die Angehörigen und sind mit Dir verbunden.
Vergangenen Samstag haben wir hier in unserem Gottesdienst (JVA Willich 2 – Frauenstrafvollzug) für Josef ein Dank- und Friedensgebet gesprochen. Auch wenn er schon einige Jahre außer Dienst war – so gab es doch noch ein paar inhaftierte Frauen, die Josef als Seelsorger kennen- und schätzen gelernt haben. Ebenso sprachen mich einige der Justizvollzugsbeamt*innen auf den Tod von Josef an und drückten ihr tiefes Bedauern aus. Und auch ich, die seine Nachfolge hier im Frauengefängnis angetreten habe, habe Josef als einen sehr verlässlichen und hilfsbereiten Kollegen erfahren dürfen und als einen engagierten Vertreter der Friedensbewegung schon zu seiner Dienstzeit in der Eifel, wo ich ihm als Jugendliche begegnet bin. Ganz besonders habe ich an Josef geschätzt, dass er neue Kolleg*innen als gleichwertig akzeptierte und ihnen (u.a. auch mir) zu jeder Zeit Rede und Antwort gab, wenn sie Fragen als Neulinge hatten. denn seine Devise war: “Wer nicht fragt bleibt dumm und macht unnötige Fehler.”
In seiner Familie fühlte er sich geborgen und gut aufgehoben – mein Glaube lässt mich darauf vertrauen, dass er nun in guten anderen Händen ist.
Lieber Josef,
wir haben uns vor drei Jahrzehnten im Rahmen des Ingeborg-Drewitz-Literaturpreises (IDP) für Gefangene kennengelernt. Du hast in der Jury mitgearbeitet und wichtige Akzente gesetzt. Du warst von dem Wert kreativer Täigkeit der Inhaftierten im Gefängnis überzeugt. Du wusstest um die existenzelle Bedeutung des Schreibens in psychischen und sozialen Grenzsituationen und hast Dich aus der Überzeugung heraus, dass Schreiben zum Überleben beiträgt, engagiert. In den Sitzungen des Ingeborg-Drewitz-Literaturpreises warst Du ein entscheidendes, formendes Mitglied. Empathisch erzähltest Du zum Beispiel von Gesprächen mit Gefangenen und auch über deren intensive Auseinandersetzung mit Texten, wenn Gefangene Gefangenenliteratur lesen. Dein Einfühlungsvermögen in die Situation der Gefangenen gab Dir auch Recht damals bei dem Motto „Gemeinsam einsam“ für die Ausschreibung des Literaturpreises. Wir bekamen so viele Zuschriften wie nie zuvor. Gerne denke ich auch an die vielen, privaten Treffen und Telefonate mit Dir. Du hast es verstanden kritische Fragen zu stellen und auch bei schwierigen Themen nicht auszuweichen. Intensiv konnten wir über gesellschaftliche Probleme und auch über Deine schwere Krankheit reden. Ich habe es sehr geschätzt mit Dir zu sprechen und bin dankbar, dass wir uns begegnet sind.
Danke Ihnen für die Begleitung während meiner Inhaftierung: Für Ihr Wort, Ihre Anteilnahme und Ihre Kritik. Ruhe in Frieden.
Josef kannte sich im System des Justizvollzuges aus. Er sparte nicht mit konstruktiver Kritik. Er war den Menschen nahe, die dort arbeiten und die dort inhaftiert sind. Als ich ihn nach seiner Pensionierung anrief, um etwas von der Geschichte der Gefängnisseelsorge zu erfahren, gab er interessiert Auskunft. Er vermittelte mir ebenso weitere Ansprechpersonen. Danke für all die Gespräche und Begegnungen bei Tagungen auf Bundesebene sowie regional.
Wir haben in Josef einen alten Freund verloren. Vor allem aber war er ein unentwegter Freund der Gefangenen, als Seelsorger, Berater in allen Lebenslagen und als Mitglied der Jury des Ingeborg-Drewitz-Literaturpreises für Gefangene.
Normalerweise hätte ich sie sicher schon von meinem Freund, unserem Kollegen Reiner Spiegel bekommen, aber der liegt im Moment selbst im Krankenhaus.
Die beiden waren unzertrennlich. Deshalb wusste ich auch um Josefs stark lebensverkürzende Krankheit.
Auch ich mochte ihn gern. Ich bin sicher, dass sein tiefes Gottvertrauen ihn so erstaunlich lang am Leben gehalten hat. Ich wünsche ihm Gottes Segen für die Ewigkeit.
Lieber Jupp,
mach es gut.
Gefangen warst du nie, dafür unbefangen für jene die es waren.
Und das unabhängig richterlich festgestellter und abgeurteilter Tatbestände und auch losgelöst davon ob deine Empathie verdient war.
Bedingungslos christlich.
Hallo Jupp!
Dass Du unsere Welt mit all ihren Sorgen, Ängsten und Problemen hast verlassen müssen, kommt mir vor wie ein Schlag ins Gesicht. Wieder ist ein lieber, engagierter Mensch von Gott zu sich gerufen worden. Dass Du so krank warst, wusste ich nicht. Denn seit April 2013 habe ich nicht mehr in der Gefängnisseelsorge gearbeitet, und damit ist der Kontakt zu Dir abgebrochen. Ich habe Dich seinerzeit als engagierten und zuversichtlichen Menschen kennen und schätzen gelernt, der an das Gute in jedem Menschen glaubt, besonders auch an das Gute in jeder und jedem Gefangenen. Da warst Du mir Vorbild. Du hattest mich bei einer Tagung gefragt, ob ich nicht Mitglied des Fördervereins werden möchte. Seitdem bin ich Mitglied – bis heute.
Ich danke Dir, Jupp.
Jetzt hast Du es gut. Jetzt bist Du bei Gott. Aber Du fehlst.
Deinen Angehörigen spreche ich meine herzliche Anteilnahme aus.
Robert Eiteneuer
Gefängnisseelsorger in Köln-Ossendorf von 2005 bis 2013
Der Tod von Josef erschreckte mich. Zwar wusste ich, dass er gesundheitlich angeschlagen war, wollte aber nicht wahrhaben, dass seine die Erkrankung zum Tod führt.
Ich kenne ihn als verbalen Kämpfer mit Scharfsinn. Nicht immer bequem, aber immer bedenkenswert, was er zum Besten gab. Ich vermisse ihn.
Wir denken gerne an viele Erlebnisse mit Jupp zurück und werden ihn nicht vergessen!
Christel und Martin Pott, frühere Kollegen aus dem Bistum Aachen