Einweihung der gestalteten Torwände, die im Hof der Justizvollzugsanstalt Herford aufgestellt wurden. Foto: Konstantin Eulenburg.
Junge Männer im Jugendstrafvollzug der JVA Herford und StudentInnen der Innenarchitektur der Detmolder Schule (Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe) sind zwei Personengruppen mit extrem unterschiedlichen Biographien, Erfahrungen und Lebenssituationen. Die einen sind festgesetzt, die anderen stehen im Aufbruch. In Jahren von 2016 bis 2019 haben sieben Gefangene und ebenso viele StudentInnen in den Werkstätten der JVA für eine Woche zusammen geredet, gearbeitet und gegessen.
Im ersten Jahr befanden sich die teilnehmenden Gefangenen bereits in einer handwerklichen Ausbildung. In den folgenden Jahren ging es eher darum, Konzentrationsvermögen, Frustrationstoleranz, Durchhaltevermögen und auch Deutschkenntnisse zu trainieren, als Voraussetzung für eine Ausbildungsfähigkeit. Vor dem Hintergrund sehr unterschiedlicher Kompetenzen haben wir für jedes Projekt andere Aufgaben entwickelt.
Die jungen Männer in Haft haben sich mit großer Ernsthaftigkeit auf die für sie meist völlig neuen Ausdrucksmöglichkeiten eingelassen. Dabei spielte die Erfahrung von Selbstwirksamkeit – also etwas lernen und schaffen zu können – eine große Rolle. Auch die schnell wachsende Offenheit, die gegenseitige Unterstützung und Inspiration zwischen Gefangenen und Studierenden waren in jedem Jahr beeindruckend. Kommentar eines Gefangenen: „Ich dachte, Ihr seid hochnäsig und wollt mit uns nicht wirklich was zu tun haben. Aber das war gar nicht so“. Für die StudentInnen war die Arbeit unter den in der JVA herrschenden Bedingungen der Abgeschlossenheit eine Herausforderung. Dazu gehörte auch, das Smartphone an der Pforte abgeben zu müssen.
Jede Projektwoche endete mit einem langen Frühstück, bei dem über die gemeinsamen Tage geredet wurde. Die Website 4x Im Gefängnis. lässt Gefangene und StudentInnen in O-Tönen zu Wort kommen und zeigt die entstandenen Arbeiten. Die im ersten Workshop entstandenen Hocker wurden im Museum für Kunst & Gewerbe, Hamburg in der Sammlung „Social Design“ ausgestellt. Drei Hocker sind Teil der Wanderausstellung „Prison im Gefängnis“, einer internationalen Kooperation vom Rotkreuz- und Rothalbmondmuseum in Genf, vom Musée des Confluences in Lyon und vom Deutschen Hygiene-Museum in Dresden.
Die Schneidebretter „Holzgesellen“ werden als Kleinserien zum Verkauf angeboten. Ebenso kann ein Postkartenkalender für das Jahr 2020 mit Bildern aus den Projekten erworben werden. Bestellen kann man den Kalender hier.
Die Bilder und die Holzbretter sind während der vier Projekte von 2016 bis 2119 mit den Gefangenen der JVA Herford und den StudentInnen der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur unter der Leitung von Hendrike Farenholtz und Prof. Verena Wriedt sowie seitens des Erziehungswissenschaftlichen Dienstes der JVA Herford mit Dipl.-Päd. Nicole Sonnenbaum entstanden.