Die baden-württembergische Jugendarrestanstalt (JAA) Rastatt beteiligte sich mit großem Engagement an der 72-Stunden-Aktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). In diesem Rahmen haben fünf Arrestanten einen einzigartigen Barfußpfad in der inklusiven Kindertagesstätte “Pünktchen” in Rastatt angelegt. Die Einrichtung ist in Trägerschaft der Lebenshilfe Rastatt/Murgtal.
Die Finanzierung des Projekts wurde durch die Katholische Gefängnisseelsorge der Justizvollzugsanstalt Karlsruhe und den Bezirksvereinen für Soziale Rechtspflege Baden-Baden/Rastatt sowie Karlsruhe ermöglicht. Ihr Einsatz und deren finanzielle Unterstützung trugen dazu bei, dass das Vorhaben im Rahmen der 72-Stunden-Aktion verwirklicht werden konnte. Die Arrestanten leisten dafür einen positiven Beitrag für die Gesellschaft. Besonders in der inkluisiven Kindertagesstätte der Lebenshilfe steht Vielfalt im Mittelpunkt der pädagogischen Arbeit. “Dabei begegnen wir Menschen mit und ohne Einschränkungen sowie aus verschiedenen Kulturen und Religionen offen und freuen uns über ein buntes Zusammentreffen ohne Ausgrenzung”, so die Aussage in den Leitlinien der Einrichtung mit Namen Pünktchen.
Feierliche Übergabe
Es fand eine feierliche Übergabe des Barfußpfads statt. Der Richter am Amtsgericht Rastatt, Lukas Zeitler, überreichte symbolisch den Pfad an Frau Dudgeon, die Leiterin der Kindertagesstätte “Pünktchen”. Dabei wurden die geleistete Arbeit der Jugendlichen sowie das Engagement aller Beteiligten gewürdigt. Der Barfußpfad stellt nicht nur eine Bereicherung für die Kinder der Kindertagesstätte dar, sondern symbolisiert die Bedeutung von Gemeinschaftsprojekten und sozialem Engagement. Die Jugendarrestanstalt Rastatt setzt damit ein deutliches Zeichen für die Wiedereingliederung von jugendlichen Straftätern in die Gesellschaft und fördert gleichzeitig den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen sozialen Einrichtungen.
Gelernter Bäcker als Künstler
Die Idee für die Teilnahme der JAA Rastatt an der 72-Stunden-Aktion und für dieses Projekt wurde von Nathalie Kolberg, Sozialarbeiterin in der JAA Rastatt, Franziska Böhm, Jugendreferentin im Dekanat Rastatt sowie Michael Drescher, katholischer Gefängnisseelsorger in der Justizvollzugsanstalt Karlsruhe entwickelt. Der freischaffenden Künstler, Dirk Schiebel-Zefferer, zeigte sich verantwortlich für die Planung und die praktische Umsetzung. Besonders Tiere hat der gebürtige Karlsruher, der im Kraichgau aufwuchs und seit 2010 in Straubenhardt lebt, mit Stift und Pinsel in Bildern in Szene gesetzt. Der gelernte Bäcker malt seit Jahrzehnten, war in Island, Russland und Kirgisien unterwegs. Er arbeitet mit Acrylfarben, speziellen Buntstiften und gerne auch mit Ölkreiden. „Der Barfußweg war ein anderes schönes und großartiges Projekt“, sagt der Bildkünstler.
Jugendarrest Rastatt
Die Jugendarrestanstalt Rastatt liegt inmitten der Stadt Rastatt. Es handelt sich dabei, auch wenn man dies dem Gebäude nicht mehr ansieht, um das alte großherzogliche Militärgefängnis aus dem 19. Jahrhundert, das später allerdings aufgestockt wurde. Seine heutige Form bekam das Gebäude im Zuge eines Umbaus von 1962 bis 1967. Seine auffallende rote Farbe kam anlässlich der Renovierung im Jahr 2005 zustande. Bei dieser Renovierung wurde das alte Backsteingemäuer sichtbar, verschwand aber wieder unter der neuen Fassade. Im Zuge der Umstrukturierung des baden-württembergischen Vollzugs wurde beschlossen, das Gebäude zur zentralen Jugendarrestanstalt für Baden zu machen. Als Jugendarrestanstalt ist Rastatt damit für den gesamten badischen Landesteil von der Tauber bis zum Bodensee und darüber hinaus für die Landgerichtsbezirke Heilbronn und Rottweil zuständig.
Die Anstalt verfügt über 51 Arrestplätze, 38 für männliche Arrestanten, 13 für weibliche Arrestantinnen und ist damit eine der drei größten in Deutschland. Jugendarrest ist nicht mit einer Jugendstrafe zu verwechseln. Der Jugendarrest soll erziehen und eindrücklich warnen. Mit der Einführung des Jugendarrestgesetzes (JArrG) wurden die Jugendarrestanstalten in Einrichtungen für soziales Training umgewandelt. Die Leitidee besteht darin, den Alltag in der Jugendarrestanstalt nicht an den einer Haftanstalt, sondern an den einer stationären Einrichtung der Jugendhilfe mit einer sozialtherapeutischen Zielsetzung zu orientieren. Trotzdem ist die Einrichtung als Außenstelle der JVA Karlsruhe angegliedert.
JAA Rastatt