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Glaubwürdig ausdrücken ohne wortgewaltige Macht

1. Juni 2022

Wie schreibe ich einen kurzen Text über ein riesengroßes Thema? Wie kann ich überzeugend argumentieren ohne endlose Begründungen, Referenzen und Literaturangaben? Wie kann ich glaubwürdig ausdrücken, was ich sagen will, ohne wortgewaltig Macht auszuüben? Als Mensch kann ich sagen, was mich bewegt, woran mein Herz hängt, wovor ich mich fürchte.

Als Christ kann ich fragen, was Jesus jetzt tun und verkünden würde. Ich könnte meine Vermutungen dazu äußern und mir auf diese Weise Übersicht verschaffen und für Vereinfachung sorgen. Corona. Das Thema, das aktuell an Nummer zwei rangiert. Das aber seit über zwei Jahren unser Leben dominiert und das wohl auch weiterhin tun wird. Vielleicht wird es ersetzt oder ergänzt durch die neue Bedrohung „Affenpocken“, aber es wird bleiben, so oder so. Wie wäre Jesus wohl damit umgegangen?

Einige rhetorische Fragen

Hätte er alte Leute eingesperrt? Hätte er Kindern eingeredet, dass sie ihre Großeltern töten können? Hätte er Millionen, ja Milliarden von Menschen ihrer Grundrechte beraubt? Hätte er einem großen Teil von ihnen die Lebensgrundlage weggenommen? Hätte er die Angst vor einer Krankheit, die für 99,8 Prozent aller Menschen keine tödliche Bedrohung darstellt, zum Zentrum seiner Predigt gemacht? Was hätte er stattdessen gesagt?Eine grobe Vereinfachung, sicherlich! Fragen, die die Antwort jeweils enthalten, klar! Doch weiter. Hätte Jesus Menschen, die sich kritisch äußern, als Leugner, Schwurbler und Rechtsradikale bezeichnet? Hätte er das offene Lächeln, die Umarmung, das Zusammensein mit Freunden und Verwandten verboten? Hätte er die Kinder gehindert, zur Schule zu gehen und miteinander zu spielen? Hätte er Angst, Misstrauen und Entzweiung gepredigt?

Viel zu einfach gefragt? Oder ist es etwa so einfach? Hätte Jesus den Menschen geraten, nur noch durch Plastikgewebe zu atmen, sich gegenseitig mit fragwürdigen Tests zu piesacken und nach Möglichkeit nicht mehr zum Arzt zu gehen? Oder am konsequentesten: nirgendwo mehr hinzugehen? Hätte Jesus eine in höchstem Maß von enthemmtem Gewinnstreben getriebene Industrie zur Heilsbringerin verklärt? Hätte er den Menschen etwa gesagt: „Vergesst alles, was ihr über Impfungen wisst. Wir erschaffen etwas, das noch nie da war. Wir probieren es einfach aus – an euch. Vielleicht funktioniert es ja, vielleicht auch nicht“?

Was willst Du, was ich Dir tue?

Natürlich hätte Jesus all das nicht getan! Und schon gar nicht hätte er jemanden dazu gezwungen! Das ist so trivial, dass es eigentlich der Erwähnung nicht bedürfte. Jesus hätte gefragt: „Was willst du, dass ich dir tue?“ Er hätte nicht gesagt: „Ich werde dich erpressen. Es muss leider sein.“ Jesus hätte gesagt: „Was ihr einem dieser Kleinen getan habt, das habt ihr mir getan.“ Er hätte nicht gesagt: „Um Menschen zu retten, müssen wir Menschen opfern.“ Die Ära der Menschenopfer ist mit Jesus ein für alle Mal vorbei. Hingabe ist keine Opferung. So viele Menschen sind auf dem Altar der vermeintlichen Sicherheit geopfert worden, auch in der Coronakrise. Hätte Jesus dazu seinen Segen gegeben? Ich kann es mir nicht vorstellen.

Verfasser ist der Redaktion bekannt

 

2 Rückmeldungen

  1. Vaticannews sagt:

    Der Papst hat letztens was Interessantes gepredigt:
    “Denkt einmal darüber nach: Wir sind die Gesellschaft der Müdigkeit. Wir sollten allgemeines Wohlergehen hervorbringen und dulden einen wissenschaftlich selektiven Gesundheitsmarkt. Wir sollten dem Frieden einen Schutzwall bauen, und erleben immer mehr rücksichtslose Kriege gegen wehrlose Menschen. Natürlich macht die Wissenschaft Fortschritte, und das ist gut so. Aber Lebensweisheit ist etwas ganz anderes, und an ihr scheint es immer mehr zu fehlen.

    Und am Ende entzieht diese lieblose und unverantwortliche Vernunft auch der Erkenntnis der Wahrheit Sinn und Energie. Es ist kein Zufall, dass dies die Zeit der Fake News, des kollektiven Aberglaubens und der pseudowissenschaftlichen Wahrheiten ist. Das ist merkwürdig in dieser Kultur des Wissens: In einer Zeit, in der man meint alles zu wissen, hat sich so viel Hexerei verbreitet – eine kultivierte Hexerei, die dazu bringt, ein Leben der Oberflächlichkeit zu führen. Man versucht den Dingen auf den Grund zu gehen, schlägt dann aber den Weg des Aberglaubens ein, der in einem Hexenglauben endet…”

  2. Alexander Rudolf sagt:

    Endlich mal wieder Normalität! Wie oft habe ich diesen Ausruf in den vergangenen Monaten gehört. Mal wieder ohne Maske, ohne Kontaktbeschränkungen, ohne Trennscheiben, ohne Angst vor anstehenden Quarantänen – mal wieder normal. Doch welche Normalität erleben wir in den Gefängnissen – die Normalität der Internierung, der Einsamkeit, der Sehnsucht und der Hoffnungslosigkeit, die Normalität eines Spagates zwischen Wollen und Können, zwischen Hoffen und Angst – Corona hat uns das ganze wie durch ein Mikroskop nochmal genauer anschauen lassen – aber auch miterleben lassen.

    Und jetzt: die Unnormalität einer Pandemie ist scheinbar einer Abnormalität eines Krieges gewichen – bei Gott nicht der einzige auf unserem Planeten, aber einer, der ganz nah an uns heranrückt und das „Nie wieder!“ der Nachkriegszeit sich in Luft auflösen lässt. Wir erleben, dass dadurch Sympathien wie ferngesteuert auf die Probe gestellt werden, auf längst gut bestellten Feldern eines gemeinsamen Lebens –in den Gefängnissen auf engstem Raum – werden plötzlich unergründlich tiefe Gräben gezogen. Kann unser gemeinsamer Glaube an Gott, in den verschiedenen Kirchen ökumenisch vereint und konfessionell gelebt, unsere Hoffnung auf sein Heilshandeln zumindest wieder wacklige Hängebrücken über diese Schluchten aufspannen – ich hoffe – wider alle Hoffnung, glaube – dass es dennoch weitergeht, liebe – wo es beinah nicht mehr möglich: damit die Welt auch morgen noch besteht.

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