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Niemand darf leichtfertig bei Impfstoffen gefährdet werden

6. November 2020

Angesichts der aktuellen Debatte um die Entwicklung und Verteilung von Impfstoffen gegen den SARS-CoV-2 gilt es nach Auffassung des Vorsitzenden der Unterkommission Bioethik der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Gebhard Fürst von der Diözese Rottenburg-Stuttgart, mehrere Aspekte zu berücksichtigen. Dazu erklärt Bischof Fürst: „Trotz der gravierenden gesundheitlichen, sozialen und ökonomischen Belastungen durch die gegenwärtige Pandemie müssen bei der Suche und Erprobung geeigneter Impfstoffe die bisher gültigen strikten Qualitätsstandards aufrecht erhalten werden. Niemand darf leichtfertig gefährdet werden.“

Hierzu gehört selbstverständlich auch eine umfassende Aufklärung über Wirksamkeit und unerwünschte Wirkungen der einzelnen Impfstoffe. Als Reaktion auf ein globales Ereignis muss auch eine Impfstrategie global ausgerichtet sein und den Zugang aller Menschen zu Corona-Impfungen anzielen. Das bedeutet, dass geeignete Impfstoffe auch weltweit zu vertretbaren Preisen zur Verfügung gestellt werden müssen. Nationale Egoismen bei der Verteilung der Impfdosen sind hier ebenso kontraproduktiv wie Versuche der Hersteller, einen möglichst hohen Verkaufspreis durchzusetzen. Dies gilt umso mehr, als erhebliche öffentliche Mittel in die Entwicklung der Impfstoffe investiert worden sind.

Entwicklung und Verteilung von Corona-Impfstoffen

Da die Impfstoffe anfänglich nur in begrenzter Zahl verfügbar sein werden, bedarf es ethisch gut begründeter Priorisierungskriterien für deren Verteilung. Im Wissen darum, dass wahrscheinlich unterschiedliche Impfstoffe auf den Markt kommen, deren Effektivität für unterschiedliche Personengruppen variiert, bedarf es einer Regelung, die sicherstellt, dass Personen mit stark erhöhtem Risikoprofil vorrangig geimpft werden. Auch Personen, die aufgrund ihrer beruflichen Funktion besonders häufig mit infizierten Personen in Kontakt kommen (z. B. Gesundheitspersonal, Polizeikräfte etc.), sollten bei der Verteilung der anfänglich knappen Impfdosen privilegiert werden.

Auch wenn die Impfung grundsätzlich freiwillig sein sollte, soll für ein solidarisches Miteinander geworben werden. Jeder Einzelne soll sich seiner Verpflichtung für den Schutz besonders vulnerabler Personen bewusst sein. Die Bereitschaft zur eigenen Impfung ist konkreter Ausdruck dieser Solidarität. Da noch viele Fragen bezüglich Art und Dauer der durch eine Impfung erreichbaren Immunität zum gegenwärtigen Zeitpunkt offen sind, dürfte davon auszugehen sein, dass die Impfung nur ein – wenn auch besonders wichtiger – Teil einer Gesamtstrategie zur Milderung der desaströsen Folgen der Corona-Pandemie darstellt, die von weiteren (sozial-)politischen und ökonomischen Hilfsmaßnahmen flankiert werden muss.

Die Deutsche Bischofskonferenz ist ein Zusammenschluss der katholischen Bischöfe aller (Erz-)Bistümer in Deutschland. Derzeit gehören ihr 68 Mitglieder (Stand: November 2020) aus den 27 deutschen (Erz-)Bistümern an. Sie wurde eingerichtet zur Förderung gemeinsamer pastoraler Aufgaben, zur Koordinierung der kirchlichen Arbeit, zum gemeinsamen Erlass von Entscheidungen sowie zur Kontaktpflege zu anderen Bischofskonferenzen. Oberstes Gremium der Deutschen Bischofskonferenz ist die Vollversammlung aller Bischöfe, die regelmäßig im Frühjahr und Herbst für mehrere Tage zusammentrifft.

 

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