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Besuchersituation entspannt sich jetzt erheblich

28. Januar 2023

Zu Beginn der Coronapandemie wurde im Jugendvollzug der JVA Herford die Besuchsmöglichkeit nach amerikanischem Vorbild eingerichtet. Kurzerhand hat die Tischlerei den Besuchsraum mit einer Holz- und Plexiglaskonstruktion durchzogen. Dazu wurden Telefone auf beiden Seiten der Plexiglasscheiben installiert. Dies sei nur vorübergehend, hieß es. Mittlerweile sind 3 Jahre vergangen.

Nach vielen Ankündigungen des Rückbaus wurde die Konstruktion Ende Januar 2023 abgebaut. Mit lautem Krachen werfen jugendliche Inhaftierte die Trennwände in die bereitgestellten Container. „Endlich ist dieser Besuch vorbei“, sagt befreit ein 22 jähriger Jugendlicher, der die Besuchssituation schon vor Corona kennt. „Da konnten Besucher und Inhaftierte noch einen Kaffee oder ein Twix am Automaten holen“, erzählt er. Das geht allerdings auch nach dem Abbau der Trennwände noch nicht.

Besucherbereich, aufgrund von Corona mit Abtrennungen, in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Herford. Foto: Julia Steinbrecht, KNA

Gefahr der Drogenübergabe

Besucher können mit einem negativen Test und Mundschutz wieder direkt mit dem Gefangenen in Kontakt treten. „Kontaktbesuch“ nennt sich das. Der Kontakt ist jetzt ohne Telefonhörer und Plexiglasschutz möglich. Manche der Bediensteten sehen dies nicht nur positiv. „Wir müssen die Besucher wieder intensiver kontrollieren. Die illegale Einfuhr von Drogen ist durch den Wegfall der Trennung leichter möglich“, sagt ein Bediensteter. Tatsächlich sind während der Coronazeit weniger Drogensubstanzen in die Anstalt gekommen. „Dafür gab es mehr Mauerüberwürfe“, fügt ein anderer Bediensteter hinzu.

Skype-Besuche weiterhin möglich

Ein Fortschritt durch Corona ist die Möglichkeit via Skype-Telefonie Kontakt nach draußen zu halten. „Manche der Jugendlichen mögen dies lieber, weil sie dadurch noch andere Personen sprechen oder das Umfeld der heimatlichen Wohnung sehen können“, erzählt die Bedienstete der Besuchsabteilung. Dafür wurden drei Skype-Telefonzellen dauerhaft installiert. Diese Gespräche werden visuell im Dienstzimmer der Bediensteten überwacht. „Das wird auch nach Corona bleiben“, versichern die Verantwortlichen.

Kontakt zu eigenen Kindern

Einige Beschwerden an den Justizvollzugsbeauftragten des Lanes NRW gab es durch die Gefangenen zur Corona-Besuchsregelung. Während in anderen Gefängnissen die Standards letztes Jahr stufenweise wieder rückgeführt wurden, gab es in Herford keine Veränderung. Man wolle abwarten und sehen, wie sich die Pandemie entwickle. Jetzt, Ende Januar 2023, fiel die Entscheidung, die vorübergehende Lösung aufzuheben. „Gott sein Dank“, sagt ein 19 Jähriger und fügt hinzu: „Dadurch kann ich mein Kind wieder in die Arme nehmen“, sagt erfreut. Über all die Pandemiejahre war ein persönlicher Kontakt zu Kinder Inhaftierter nicht möglich. „Da hat die Zeit hier im Knast noch schwerer gemacht“, sagt der junge Erwachsene.

Michael King

 

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