GefängnisseelsorgerInnen aus dem gesamten Bundesgebiet treffen sich jährlich zu einer Studientagung. Dies geschieht ökumenisch und innerhalb der Katholischen Gefängnisseelsorge in Deutschland e.V. So nennt sich der gemeinnützige und kanonische Verein mit Sitz in Bonn seit seiner Gründung 2017. Davor setzten sich die GefängnisseelsorgerInnen als Personenkörperschaft zusammen.
Die Verbindung von “Anstaltsgeistlichen”, wie es in den frühen Jahren von 1920 hieß, waren bis Mitte der 1990er Jahre ausschließlich Priester, die in den Gefängnissen als “katholische Geistliche” tätig waren. Mehr und mehr kamen sogenannte LaientheologInnen der pastoralen Berufe hinzu. Fast 300 GefängnisseelsorgerInnen arbeiten heute in den Justizvollzugsanstalten (JVA), Justizvollzugskrankenhäusern (JVK), Jugendarrestanstalten (JAA), Jugendanstalten (JA, JSA) oder im Abschiebegewahrsam (UfA, GfA) in Teil- oder Vollzeit. Zusammen mit der Evangelischen Gefängnisseelsorge in Deutschland bilden sie vor Ort in den staatlichen Einrichtungen den “Fachdienst Seelsorge”. Überwiegend sind die Stellen vom jeweiligen Land in Verträgen mit den (Erz-)Bistümern und Diözesen refinanziert. Daneben gibt es einzelne Anstellungen oder Verbeamtungen des Landes.
Dienst und Ausbildung
Der hauptberuflich tätige muslimische Seelsorger aus Schleswig-Holstein, Dr. Mohamed Shehata, nimmt bei der Studientagung der Katholischen Gefängnisseelsorger in Hildesheim zum inhaltlichen Thema “Alternativen in und zur Haft” zum ersten Mal als Gast teil. Die Teilnahme des Vertreters der Evangelischen Gefängnisseelsorge in Deutschland, Igor Lindner von der JVA Offenburg, gehört traditionell zur Tagung dazu. Die GefängnisseelsorgerInnen arbeiten in ihren Seelsorgekonzepten in einer JVA vor Ort oft unterschiedlich. Sie tun ihren Dienst religionssensibel in Kooperation mit muslimischen BetreuerInnen, der Evangelischen Gefängnisseelsorge, den Fachdiensten und dem Allgemeinen Vollzugsdienst (AVD) zusammen. Neue MitarbeiterInnen werden bei solch einer Tagung begrüßt. In eigens dafür konzipierten Ausbildungskursen und Online-Einsteigerworkshops auf Bundesebene können NeueinsteigerInnen aus- und weitergebildet werden. Diese geschieht im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz. Das Bistum Hildesheim lädt die TeilnehmerInnen aus dem Bundesgebiet zu einem Abendessen in das neu renovierte Refektorium, dem ehemaligen Speisesaal des Mutterhauses der Vinzentinerinnen, ein.
MitgliederInnen-Versammlung
Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung zu Themen des Justizvollzuges, treffen sich die GefängnisseelsorgerInnen im Rahmen der Studientagung zu ihrer MitgliederInnen-Versammlung. Der Bericht des Schatzmeisters und die Prüfung der Vereinsfinanzen steht wie gewohnt am Anfang. Zuvor wird den verstorbenen KollegInnen gedacht. Der Verein steht finanziell auf guten Füßen. Der Vorsitzende, Andreas Bär, von der JVA Nürnberg, dankt in seinem Rechenschaftsbericht: “Ich möchte mich bei den Beiräten und den Verantwortlichen der unterschiedlichen Arbeitsgemeinschaften wie der des Jugend- und Frauenvollzuges, der Sicherungsverwahrung, der Öffentlichkeitsarbeit, International und der Straffälligenhilfe (KAGS) herzlich bedanken. Es kommt immer wieder einmal vor, dass uns der eine oder andere Hinweis auf Entwicklungen in der Landschaft der Gefängnisseelsorge aufmerksam macht, der uns vielleicht sonst entgangen wäre. Wir können uns auf ein Team von wertvollen KollegInnen verlassen”, so Bär.
Open Source Rechtstexte
Schon seit geraumer Zeit wird bedauert, dass der sogenannte „Rote Rehborn“, eine sehr hilfreiche Sammlung an Rechtstexten zum Verhältnis zwischen Kirche und Staat in Bezug auf die Gefängnisseelsorge, nicht mehr auf dem neuesten Stand ist. Professor Dr. Matthias Pulte von der Johannes Gutenberg Universität in Mainz wird als kompetenter Staatskirchenrechtler im Lauf den nächsten Jahren akribisch alles sammeln, sortieren und aufbereiten, was es an Rechtstexten bundesweit und in den Ländern gibt. Die Sammlung von Rechtstexten, die auf dem Server der Universität Mainz hinterlegt werden, sollen sets weiter gepflegt und aktuell gehalten werden. Mittels Schlagwortsuche können Interessierte online auf einer dafür neuen Plattform Texte finden. Außerdem soll erkennbar sein, welche Paragraphen in der Historie wie geändert worden sind.
Michael King