Sie begleiten Trauernde und Sterbende im Hospiz und fahren Harley Davidson. Sie haben den Schwarzen Gürtel in Karate und arbeiten als Klinik- oder GefängnisseelsorgerIn. Sie tauchen in Gefängnissen mit Gitarre und Schlagzeug auf und begegnen Obdachlosen auf der Straße. Sie besuchen die Menschen in Altersheimen und sind von gelben Postengeln zu Dienern des Herrn geworden. Sie sind öfters in Kirchengemeinden zu finden, wo sie predigen, beerdigen und von ihrer seelsorgerlichen Arbeit vor Ort berichten.
Das Wochenende vor Weihnachten steht im Licht der Adventsbotschaft: Gott ist es, der uns lieben kommt! Spiritueller Wegbegleiter des Bistums Fulda, Pfarrer Thomas Meyer, zitiert Madeleine Delbrêl (1904-1964): “Egal, was wir zu tun haben, etwas flicken oder einen Vortrag halten, einen Kranken pflegen oder auf einer Schreibmaschine hämmern. All das ist nur die Rinde einer herrlichen Realität, der Begegnung der Seele mit Gott in jeder neuen Minute. Es ist Gott, der uns lieben kommt. Lassen wir ihn gewähren.“
Im Angesicht der schrecklichen Geschehnisse des 1. Weltkrieges und beeinflusst von den atheistischen Freunden des Vaters, bekannte sich Madeleine Delbrêl mit 16 Jahren überzeugt zum Atheismus. Zu dieser Zeit studierte sie in Paris Kunst und Philosophie. Dort lernte sie Jean Maydieu kennen. Madeleine Delbrêl kam durch Maydieu mit dem Christentum in Kontakt und setzte sich mit ihm auseinander. Doch Jean Maydieu, der schon früher seine Berufung gespürt hatte, verließ sie und trat in das Noviziat der Dominikaner ein.
In der Verarbeitung dieses Schmerzes sucht Delbrêl nach der tiefsten Quelle der Liebe, die sie in der Beziehung erlebt hatte. Zudem imponierte ihr die innere Sicherheit und das Vertrauen, aus dem Jean und seine Kameraden lebten. Sie kam zu dem Schluss, dass die Existenz Gottes logischerweise genauso wahrscheinlich sei wie seine Nicht-Existenz. In dieser Situation entschloss sie sich, zu beten und erlebte in diesen Begegnungen mit Gott ihre Bekehrung.
Wie Delbrêl sind die MitarbeiterInnen Teil der Kirche, aber auch „Leute von der Straße“. Trotz ihrer Ecken und Kanten, glauben sie gemeinsam aus aller Kraft, dass diese Straße ein Ort der Begegnung mit Gott und den Menschen ist. Sie möchten die Menschen dort abholen, wo sie sind und schrecken nicht vor dem konkreten Leben zurück, das ihnen entgegen kommt.
Dr. Stefan Ohnesorg beispielsweise möchte, „an der Seite der Menschen nach vorne schauen.“ Diplom Ingenieur, Wolfgang Gärtner, steht dazu „dem Evangelium (m)ein Gesicht zu geben.“ Wojtek Gofryk sagt mit einem Lächeln: „Mein Glaube wird momentan geprüft – mein Sohn macht gerade Abi.“ Gefängnisseelsorger Meins Coetsier betont, das „dass höchste Glück in uns selbst liegt, nämlich die Sinnhaftigkeit, die Freiheit und den Mut, um Gott überall zu finden, auch wenn ‚Gott’ an Weihnachten in der letzten U-Bahn sitzt.“ MitarbeiterInnen der Kirche(n) sind, wie viele andere Menschen ebenso, nahe am Leben.