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Es gibt leider Täter innerhalb der eigenen Kirche

25. September 2020

Angesichts massenhafter und weltweiter sexualisierter Gewalt seitens katholischer Geistlicher oder anderer kirchlichen Mitarbeiter in der Vergangenheit und in der Gegenwart, kann man nicht verschweigen, dass es Täter innerhalb der eigenen Katholischen Kirche gibt.  Andere Institutionen haben ebenso denselben Seelenmissbrauch hervorgebracht. Doch das kann keine Entschuldigung sein. Allzu oft haben kirchliche Würdenträger beschwichtigt, klein geredet und sich mit ihrem Gott rausgeredet. Nicht nur die Taten an sich sind beschämend, sondern genauso das systematische Vertuschen und Verschweigen.

Irgendwie kann ich die Pressemeldungen und die Zitate der Bischöfe nicht mehr hören. Wie sie alle dasitzen im weißem Kragen… Sie meinen alles dafür getan zu haben, offen und ehrlich zu sein, transparent und tief bestürzt. Und es folgen keinerlei Konsequenzen. Niemand tritt zurück, niemand redet Tacheles. Wie sollte dies auch sein? Die Katholische Kirche ist seit Jahrhunderten her nicht demokratisch, sie ist von „Gott“ eingesetzt und strikt hierarchisch strukturiert. Mögliche Konsequenzen von denen in den Bistümern Verantwortlichen für die Personalpolitik, auf die wartet man bis heute vergebens. Und immer noch scheint den Verantwortlichen in der Kirche nicht klar zu sein, wie sehr der sexuelle Missbrauch mit dem zusammenhängt, was Katholische Kirche dogmatisch über Sexualität, Macht und andere Lebensweisen denkt.

Nicht nur die eigene Missbrauchsstudie hat gezeigt, dass die Täter keine pädophiliefixierten Priester waren, sondern vereinsamte Männer, die über Jahre und Jahrzehnte ihre Sexualität verdrängt haben. Sie haben ihre Macht und ihr Amt missbraucht, um Intimität zu bekommen. Sie haben sich dadurch strafbar und schuldig gemacht. Die Kirche an der Seite der Entrechteten und der Geschädigten? Klar ist, dass es strafrechtliche Ermittlungen gibt und kirchliche Würdenträger verurteilt werden. Doch die Scheinheiligkeit und die Ebene des Nichtstrafbaren geht in alldem unter. Wie viele Priester haben andere Lebensformen gewählt. Unentdeckt, versteckt oder auch offen auslebend. Hauptsache, die Öffentlichkeit bekommt davon nichts mit. Wie viele homosexuelle Partnerschaften gibt es und wie viele Beziehungen von Frauen zu Priestern, die unentdeckt gelebt werden? Dies ist alles nicht strafbar. Doch die Katholische Kirche bestraft Menschen, die in ihr hauptberuflich arbeiten und eine andere Lebensform parallel leben (müssen).

Ich sollte nicht weiter auf diesen Tabuthemen herumreiten. Es ist doch alles menschlich. „Wer bin ich denn, dass ich dies verurteile?“ sagt selbst Papst Franziskus einmal. Wie viele Jahre wird nun schon diskutiert, debattiert und neue pastorale Wege eingeschlagen? Ich habe den Eindruck, gerade jetzt mahlen die Mühlen rückwärtsgewandt. Man und frau darf nicht diskutieren über die Sexualmoral, trotz aller Öffnungen in der Gesellschaft. Man und frau darf nicht weiter reden über das Amt und die Eucharistie und ein gemeinsames (ökumenisches) Feiern. Synodaler Weg hin oder her. Die Katholische Kirche wird sich nicht ändern (wollen). Auch ein Papst Franziskus wird dies nicht bewerkstelligen.

Macht sich Kirche nicht dahingehend „strafbar“, Ideale vorzuhalten und bei „Verstößen“ die Menschen fallen zu lassen? Ein Gefängnisseelsorge-Kollege hat kürzlich geheiratet. Von langer Hand geplant. Dies ist deshalb erwähnenswert, weil er als Priester „geweiht“ wurde und versprochen hat, zölibatär zu leben. Ich kann mir vorstellen, wie schwer diese Entscheidung für ihn war. Die Konsequenzen wird er zu spüren bekommen. Er war mit Leib und Seele katholischer Priester. Er ist es sicher immer noch. Jetzt absolviert er ein Studium in der evangelischen Kirche und will darin als verheirateter Pastor tätig sein. Dort ist auch nicht alles Gold was glänzt, aber eben nicht ganz so verlogen.

Es gibt einfach zu viele Baustellen: Die Nichtzulassung von Frauen zu Weiheämtern, das festgefahrene Eucharistieverständnis, die Machtstrukturen und die immer wiederkehrenden theologischen Argumentationen, warum man nicht dem Zeitgeist entsprechen kann. Warum treten nicht massenhaft Menschen aus und gehen in die Altkatholische Kirche? Dort ist vieles anders und anscheinend leichter. Doch auch hier gibt es Klerikalismus. Ich vermute, nein ich erlebe dies tagtäglich, es wird weiter ein schleichender Ausstieg von Menschen aus der Katholischen Kirche geben. Der größte Teil ist eh schon weg. Da nutzen neue Tapeten auf altem Putz gar nichts. Daneben wird es auserwählte Menschen geben, die diese Art besonders anzieht und glänzend Karriere darin machen.

Ein sich sorgender Mitarbeiter

 

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