Die TeilnehmerInnen der Arbeitsgemeinschaft Frauenvollzug tagten von Sonntag bis Montagnachmittag unmittelbar vor der Studientagung in Herzogenrath bei Aachen. Das Thema in diesem Jahr war identisch mit dem Thema der jährlichen Tagung: Macht und Ohnmacht im Justizvollzug. Jedoch unter dem besonderen Blickwinkel von und auf inhaftierte Frauen.
Als Referentin konnten wir Dr.in Christina Herrmann, Dozentin, Psychologin, Supervisorin und Coachin gewinnen, die einen Vortrag sowie einen Workshop bei der Studientagung leitete. Das Thema Macht und Ohnmacht im Frauenvollzug betrachteten wir unter verschiedenen Gesichtspunkten und Fragestellungen. Am Sonntagabend nach dem Abendessen gab es eine Ankommensrunde mit den Fragen: Wo stehe ich bei meiner Arbeit im Knast und was belastet mich zurzeit? Die Referentin brachte mit Ihrem Blick Neues in die Gruppe: “Coaching ist ein neuer Versuch zu sehen, sich, die anderen, die Welt. Hinsehen, vielleicht umdrehen, aufbrechen. Die Welt ist bunt, nicht rosa, nicht schwarz. Wenn sich der Blick schärft, kann ich auf die Brille verzichten. Das gelingt erst dann, wenn keine Tränen mehr die Augen trüben, ich nicht mehr blind vor Hass und Eifersucht sein möchte oder mein Elend nicht mehr sehen kann”, so die Referentin.
- Frauen sind Opfer, aber auch Täterinnen.
- Wer übt auf wen Macht aus?
- Wo üben wir als GefängnisseelsorgerIn Macht aus, und wo haben wir Macht?
- Wo haben Frauen Macht und üben sie aus, besonders bei männlichen Seelsorgern?
- Gib es in der seelsorgerlichen Begleitung einen Unterschied zwischen Männervollzug und Frauenvollzug?
Supervisorische Begleitung
Am Montagmorgen trafen wir uns mit Dr.in Christina Herrmann, die uns supervisorisch durch den Vormittag begleitete. Anhand von eigenen Beispielen und Erlebnissen aus dem Alltag in der Anstalt schauten wir uns unseren seelsorgerlichen Dienst an. Es war ein sehr guter und ergiebiger Vormittag. Am Montagmittag nach dem Mittagessen tauschten wir uns in einer kurzen Runde aus, um das Thema für die nächste Arbeitsgemeinschaft Frauenvollzug zu finden und festzulegen.
Zwischen Bevormundung + Selbstverwirklichung
Schnell hatten wir ein Thema, das sich alle gut vorstellen können: Zwischen Bevormundung und Selbstverwirklichung. Wo und wie können wir für die Frauen Hilfen anbieten, dass Selbstverwirklichung möglich ist? Was hat dies mit der Würde im Vollzug zu tun? Es gilt, sensibel zu werden für die Würde der Frauen im Vollzug. Auch wenn wir in diesem Jahr eine sehr kleine Gruppe waren, so war es insgesamt eine hilfreiches und spannendes Treffen.
Sr. Sabine Götz, JVA Schwäbisch Gmünd | Richard Willburger, JVA Aichach