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Verschuldete Jugendliche werden schneller kriminell

14. August 2019

Ein überdurchschnittlich hoher Anteil von inhaftierten Menschen ist verschuldet. Überschuldung stellt ein großes Wiedereingliederungshemmnis dar und trägt im Zusammenwirken mit anderen Ursachen in erheblichem Umfang zu kriminellem Verhalten bei, sagt der Leiter der Herforder Justizvollzugsanstalt (JVA) für Jugendliche, Friedrich Waldmann. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Haft können diese Probleme nicht allein bewältigen.

Über das „Medium Comic“ sollen Schüler, Jugendliche und junge Erwachsene sensibilisiert werden. Die Werke stammen aus dem Comic-Wettbewerb, an dem sich viele Schüler, Kinder und Jugendliche beteiligt haben. Die Wanderausstellung ist mobil und kann ausgeliehen werden.

Der Schuldnerberatung kommt im Rahmen der Wiedereingliederung von Inhaftierten ein besonderer Stellenwert zu. Diese werden motiviert, die eigene Verschuldung zu erkennen und aktiv dagegen zu steuern. Dadurch werden die Integration in den Arbeitsmarkt und der Ausstieg aus dem staatlichen Leistungsbezug gefördert. Überschuldung ist jedoch nicht allein das Problem der Menschen im Gefängnis. Der Schuldneratlas der Creditreform von 2016 belegt, dass die Zahl der überschuldeten Bürger weiter deutlich ansteigt. Zum Stichtag 1. Oktober 2016 wurde für Deutschland eine Überschuldungsquote von 10,06 Prozent gemessen. Rund 4,17 Millionen Menschen sind in Deutschland in einer dauerhaften Überschuldung (2006 bis 2016 plus 770.000 Fälle). So sind auch Jugendliche nicht ausgenommen. Derzeit müssen rund 1,66 Millionen junge Menschen in Deutschland (unter 30 Jahre) als überschuldet eingestuft werden.

Die Wanderausstellung mit dem Titel „Schulden sind doof und machen krank“ wurde auf Initiative des Münchner Vereines „H-Team e.V“ mit einem Comic-Wettbewerb im Jahr 2014 erstellt. Die eingereichten Werke tragen Titel wie „Lass dich nicht zum Affen machen“, „Kaufrausch“ oder „Schulden eines Teenagers“ und „Schulden -du bist nicht alleine!“. Die Ergebnisse waren so erfolgreich, dass daraus eine Wanderausstellung entstand, die bundesweit an Schulen, Freizeit- und Beratungseinrichtungen verliehen wird. In der JVA Herford wird sie zum ersten Mal im Bereich des Justizvollzuges zu sehen sein.

Die JVA Herford setzt sich seit einigen Jahren mit dem Thema auseinander. Neben der allgemeinen Schuldnerberatung sowie den stattfindenden Trainings zum Umgang und Vermeidung von Schulden, soll ein weiterer Zugang zur Sensibilisierung geschaffen werden. Hinter Gittern verschulden sich Jugendliche oft auch untereinander, weil sie im reglementierten Alltag des Gefängnisses nach anderen Möglichkeiten suchen, sich das Leben etwas leichter zu machen. Die Ausstellung ist für Jugendliche und junge Erwachsene mit informativen Texten sowie den humorvoll und nachdenklich machenden Comicbildern aufbereitet. Sie umfasst verschiedene Themenbereiche wie z.B. das eigene Girokonto, Verträge abschließen, Schufaeinträge, Kredite, Beeinflussung durch Werbung, Handyverträge und Krankheitssymptomen bei Überschuldung.

Für die Wanderausstellung werden vier junge Strafgefangene als sogenannte „Guides“ ausgebildet. Diese werden durch die Ausstellung führen. Inhaftierte und Bedienstete haben die Möglichkeit innerhalb von zwei Wochen die Ausstellung in der Anstaltskirche zu besuchen. Zur Eröffnung der Ausstellung feiern die Teilnehmer einen ökumenischen Gottesdienst. Zum Thema Schulden finden sich biblische Bezüge und Aussagen, die Hinweise für eine mögliche Lösung einer Schuldenproblematik geben können.

Michael King | JVA Herford

 

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