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Ein Stück Selbstwertgefühl als Schiedsrichter

9. März 2020

In der Justizvollzugsanstalt (JVA) Frankenthal in Rheinland-Pfalz wurden acht Inhaftierte ausgezeichnet, die während der Haftzeit erfolgreich die Ausbildung zum Fußball-Schiedsrichter absolviert haben. Zur Übergabe der Zertifikate kam im Dienste der Sepp-Herberger-Stiftung FIFA-Schiedsrichter Christian Dingert. Knapp 20 Jahre ist Dingert jetzt als Schiedsrichter aktiv. Seit dem Jahr 2010 leitet der 36-jährige Westpfälzer Spiele in der Bundesliga.

Im Jahr 2013 stieg er in den Kreis der FIFA-Referees auf und zählt damit zu den Top Ten der deutschen Schiedsrichtergilde. Wenige Tage nachdem Dingert in Dortmund das Spiel der Borussia gegen Bayer Leverkusen (6:2) leitete, führte ihn sein Weg in die Vorderpfalz. Dort bildete die Schiedsrichtervereinigung Rhein-Pfalz zum dritten Mal in einem speziellen Lehrgang Inhaftierte zu Schiedsrichtern aus. An jedem Dienstagnachmittag schulten Obmann Roland Schäfer und sein Stellvertreter Jens Schmidt acht Männer im Alter von 25 bis 60 Jahren zu Schiedsrichtern. “Das Projekt ist mir zu einem Herzensanliegen geworden”, sagt Schäfer: “Alle Teilnehmer haben engagiert mitgewirkt und die Prüfung erfolgreich bestanden.” Im vergangenen Jahr wurde die Vereinigung aus dem Südwestdeutschen Fußballverband für ihr beispielgebendes Engagement mit der Sepp-Herberger-Urkunde ausgezeichnet.

Erste Spielaufträge nach der Haft

Ehe die erfolgreichen Absolventen aus den Händen des prominenten Gastes die Zertifikate und Schiedsrichter-Sets erhielten, berichtete Dingert über die Anfänge seiner Karriere und die heutigen Spielleitungen in der Bundesliga. “Ihr müsst euch nach jeder Spielleitung kritisch hinterfragen und immer weiter an euch arbeiten”, betonte Dingert, der selbst mindestens drei bis vier Mal pro Woche trainiert und sich umfassend auf seine Partien vorbereitet. “Wir sind Leistungssportler und wollen als solche wahrgenommen werden”, so der bei der Kreisverwaltung Kusel beschäftigte Diplom-Verwaltungswirt.

Im Verlauf der Gesprächsrunde wurde schnell klar, dass die Inhaftierten nach der Haft aktiv zur Pfeife greifen möchten. “Mein Ziel ist es, mindestens in der Bezirksliga zu pfeifen”, sagte ein Teilnehmer, der als Spieler einst selbst in der Oberliga aktiv war. Während es bei den meisten Absolventen noch mehrere Monate dauern wird, ehe die erste Partie außerhalb der Gefängnismauern übernommen werden kann, geht es in einem Fall möglicherweise ganz schnell. “Der Antrag auf Hafterleichterung läuft bereits und ich kann voraussichtlich bereits in wenigen Wochen den ersten Spielauftrag erteilen”, erklärt Schäfer. Am Ende der Veranstaltung fasste ein Teilnehmer seine Eindrücke zusammen: “Ich habe vor einiger Zeit noch 60 Kilo mehr gewogen. Der Lehrgang hat mich motiviert an mir zu arbeiten und ich bin stolz, die Ausbildung geschafft zu haben.” Ein Stück neues Selbstwertgefühl für den Start in ein neues Leben nach der Haft. So soll es sein.

Deutscher Fußball Bund

 

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