Gefängnisseelsorger Alexander Glinka und ein Bediensteter der JVA Dortmund mit Heiko Herrlich und David Kadel (von rechts nach links).
Die Justizvollzugsanstalt Dortmund hat Mitte Dezember zwei Gäste zu Besuch: Heiko Herrlich und David Kadel. Dem einen oder anderen mögen diese Namen bekannt sein: Herrlich war Trainer des FC Augsburg und ist ehemaliger National-Fußballspieler. Kadel ist Kabarettist, Fernsehmoderator und Mutmacher, wie er selbst sagt. Dies zeigen die beiden den Inhaftierten und Bediensteten. Unter dem Titel “Wie man Riesen bekämpft” erzählen die beiden echte Mutmach-Geschichten.
“In deprimierenden Zeiten zwischen Pandemie, Ukraine- und Nahostkrieg sind Mutmach-Geschichten besonders wichtig”, sagt der Autor und Initiator der Initiative David Kadel. Er hat durch seine Eltern iranische Wurzeln. Vier Semester studierte er Englisch und Religion in Gießen. Nach einem Fernseh-Volontariat ist er als Kabaretterist und freischaffend im Medienbereich tätig. Seine ersten eigenen Sendungen moderierte er auf NBC SuperChannel und N24. Für seine Bücher “Mit Gott auf Schalke” und “Die Schalke-Bibel” wurde er mit dem Goldenen Kompaß ausgezeichnet. Er moderierte in der Vergangenheit im Wechsel mit dem Kapuzinerbruder Paulus Terwitte die wöchentliche Talk-Sendung N24 Ethik.
Selbst durchlebt
Mit dem Fußballer und Trainer, Heiko Herrlich, veranstaltet der Fußball-Mentalitäts-Coach David Kadel Mutmach-Events in Gefängnissen. Heiko Herrlich war Trainer des FC Augsburg und war als Fußballprofi nicht nur deutscher Nationalspieler, sondern Champions League Sieger mit Borussia Dortmund. Zwei Stunden lang reden sie in der Dortmunder Anstaltskirche mit Strafgefangenen Herrlich teilt in seiner bewegenden Rede nicht nur seine Erfolge auf dem Fußballfeld, sondern vor allem seinen persönlichen Kampf gegen den “Riesen” seiner besiegten Erkrankung. “Ein siegreicher Kampf mag nach außen hin strahlend erscheinen, doch die inneren Kämpfe, die währenddessen und davor stattfinden, bleiben oft unsichtbar für Außenstehende. Nur derjenige, der den Kampf selbst durchlebt hat, kann nachempfinden, wie es sich anfühlt”, sagt Herrlich den Gefangenen. “Ich habe in dieser schweren Zeit der Erkrankung mit dem Gehirnturmor sehr geschätzt, wie wichtig echte Freundschaften sind. Es erfüllt einen tatsächlich, wenn man intensive Gespräche mit Freunden führen und über alles reden kann, was einen tief drinnen ausmacht: über Sehnsüchte, über Gott, über Träume” erzählt der Trainer bewegend den Inhaftiertten, Bediensteten und Ehrenamtlichen.
Bedeutender Moment
Die Botschaft, die Kadel und Herrlich den Inhaftierten mitgeben, ist klar: Es bedarf nicht der Menschen, die Systeme oder Gruppen spalten, sondern vielmehr derer, die dafür sorgen, dass es den Menschen links und rechts sowie einem selbst gut geht. Diese Haltung stärkt nicht alleine die Gefangenen, sondern ebenso die Bediensteten. Eingeladen und unterstützt durch die Gefängnisseelsorge und betreut vom Team der JVA Freizeitkoordination, ist die Veranstaltung zu einem bedeutenden Moment der etwa 50 Teilnehmenden geworden. Die JVA Dortmund würdigt die beiden Gäste und überreicht Präsente in Form des “Knastkochbuchs”, der “Lore” und des “Förderturms”, die im Knastladen nrw erhältlich sind. Ebenso erhalten die Gäste eine kulinarische Verpflegung durch die Ausbildungsküche der Justizvollzugsanstalt: Neben einer „Knast-Currywurst“ gab es selbstgebackenes Weihnachtsgebäck durch die Kantine.
Quelle der Motivation
Einige Bücher sind als Spende für die Gefangenbibliothek überreicht worden. Besonders hervorzuheben ist das Projekt-Buch des Herausgebers David Kadel mit dem Titel “Wie man Riesen bekämpft”. Hier sind 35 Lebensgeschichten beschreiben, darunter ist die Geschichte des Fußballers Heiko Herrlich. Die Veranstaltung strebt nicht nur an, einen kurzfristigen Impuls zu setzen, sondern nachhaltig positive Eindrücke zu hinterlassen. Die signierten Mutmach-Bücher werden einen Platz in den Hafträumen der Inhaftierten finden. Dem einen oder anderen dienen sie als Quelle der Motivation. Damit erreicht die Botschaft von Hoffnung und Durchhaltevermögen über die Mauern hinweg in die JVA Dortmund.
Alexander Glinka | JVA Dortmund