In der zweiten Staffel des TV-Formats des Fernsehsenders Kabel Eins heißt es für Problem-Teenies wieder “Ab ins Kloster”! Schauplatz der neuen Folge ist eine Frauen-Abtei in den französischen Pyrenäen. Die dortige Gemeinschaft berichtet im Interview, wie sie die Dreharbeiten erlebt hat. Rosenkranz anstelle von Randale für schwierige Jugendliche und dies alles im Fokus von Kameras?
“Faulenzerin Celina, Computer-Spielsüchtiger Till und die aggressive Cece”: So kündigt der TV-Sender Kabel Eins im Trailer zur zweiten Staffel von “Ab ins Kloster – Rosenkranz statt Randale” die Jugendlichen an, die eine Woche bei der “Gemeinschaft der Seligpreisungen” im Kloster Saint-Martin du Canigou in den französischen Pyrenäen verbracht haben. Für die Gemeinschaft war es ein in vielerlei Hinsicht ein Wagnis, sich auf das Experiment einzulassen. Doch deren Mitglieder sind dankbar für die Erfahrung, wie Pascale de Sagazan betont.
Frau de Sagazan, was haben Sie gedacht, als der Sender bei Ihnen im Kloster angefragt hat?
Wir waren am Anfang sehr überrascht und hatten viele Fragen: Was wird die Teilnahme von uns abverlangen? Ist das mit unserer Art zu leben vereinbar? Ja zu sagen bedeutete den Beginn eines Abenteuers mit vielen Ungewissheiten. Dass es sich um eine Reality-Show handelt, hat uns beunruhigt, da dies bedeutet, dass ein Fernsehteam in unseren Lebensraum eindringt.
Wurden Ihre Erwartungen bestätigt?
Im Großen und Ganzen war es so, wie wir uns das vorgestellt hatten, sowohl was die guten Dinge als auch die Schwierigkeiten angeht. Es war eine zugleich sehr lehrreiche, aber auch anspruchsvolle Erfahrung. Wir haben beschlossen, die Anweisungen des Filmteams zu umschiffen, damit wir Wir selbst bleiben können – und das war im Endeffekt auch ein Plus bei der Erfahrung.
Welches Erlebnis hat Sie während der Dreharbeiten am meisten berührt?
Die Verletzlichkeit der Jugendlichen in ihren Problemen, ihre Entwicklung über die Zeit, die Offenheit in ihren Gesichtern, die sie erstrahlen ließ, ihr Lachen, ihr Vertrauen. Aber auch ihre Bereitschaft, sich nach und nach für die Spiritualität und das, was wir ihnen beibringen wollten, zu öffnen und zu sensibilisieren.
Welches Ereignis fanden Sie am schrecklichsten?
Die langen und häufigen Interviews mit den Jugendlichen und den Mitgliedern unseres Ordens, die hauptsächlich gezeigt wurden, zu jeder Uhrzeit. Das Prinzip einer Reality-Show war schwer zu leben, weil man nie wusste, was als nächstes passiert.
Hatten Sie auch ohne Kameras Kontakt zu den Jugendlichen?
Ja, das war für uns sehr schön, wir sind glücklich, sie kennengelernt zu haben.
Welchen Eindruck hatten Sie von den Jugendlichen?
Wir haben Jugendliche zugeteilt bekommen, die mit sich selbst nicht im Reinen waren, aber gleichzeitig lernen wollten. Sie waren liebenswert und berührend. Es war uns sehr wichtig, für sie zu beten und alles zu tun, damit diese Erfahrung für sie Früchte trägt.
Was hat Ihre Gemeinschaft aus den Begegnungen gelernt?
Wir haben eine ganz neue Erfahrung gemacht, die uns dazu gebracht hat, “an die Ränder” zu gehen, wie Papst Franziskus es gesagt hat. Die Jugendlichen und die Reporter zu treffen, war ein Geschenk für uns.
Würden Sie nochmal bei so einem Projekt mitmachen?
Nein. Wir haben es zwar als große Gnade empfunden, beim Dreh mitmachen zu dürfen, und das war eine Freude und Ehre für uns, aber wir verspüren nicht den Wunsch, eine derartige Erfahrung fortzusetzen. Eine Woche lang Kameras im Haus zu haben, hat für eine gewisse Anspannung gesorgt… Ohne die Kameras sind die Jugendlichen aber immer herzlich eingeladen, eine Zeit lang bei uns zu leben!
Matthias Altmann, Meike Kohlhoff, katholisch.de | Fotos: © Kabel Eins
Die Sendung läuft am 3. September 2020 um 20.15 Uhr in Kabel Eins
1 Rückmeldung
Wieder mal eines der Formate im Privat-Fernsehen, die voyeuristisch und vorgegeben die Jugendlichen sowie die Ordensleute bewusst vorführen. Will heißen, dass die Zuschauer die Gegensätze und die damit verbunden Geschichten sehen wollen und die Konfrontationen genauso geplant sind. Die plump getroffenen Aussagen und die zwischengeschaltete Werbung führen nicht gerade dazu, die Problematik hinter der Symptomatik genauer anzusehen.
Die Ordensleute fungieren als gute Gastgeber und sind menschenfreundlich. Und trotzdem sind sie nicht die Retter dieser Jugendlichen mit ihrer Spiritualität. Die 8 Tage Disziplin führt nicht zu einer Änderung. Auch nicht mit Gott. Ich kann nur hoffen und wünschen, dass die Jugendlichen ein Hauch von Zuneigung ohne die Kamera erfahren haben. Interessant ist, dass Jugendliche mit ähnlichen Geschichten, die in Haftanstalten mit vorgegebenen Regeln leben müssen, solche Sendungen besonders gerne sehen.