Warum hast Du Dir für das Thema Radikalisierung vorgenommen?
„Aus meiner Sicht gibt es gerade ein bestimmendes Überthema, außerhalb von solchen Dingen wie Klimawandel, nämlich, wie sich die Menschheit insgesamt weiterentwickelt, was Radikalisierung, rechtsextreme Radikalisierung, islamistische Radikalisierung angeht. Und ich glaube, dass das deswegen so wichtig und so groß geworden ist, weil sich das Internet ziemlich gut eignet für Radikalisierung. Also habe ich mir angeschaut, wie das im Detail funktioniert, und versuche, einen Beitrag zu leisten, wie man Radikalisierung erst verstehen und ihr dann begegnen kann.“
Warum denkst Du, fällt es liberalen Demokratien so schwer, die richtige Antwort zu finden?
„Gerüchteweise habe ich gehört, dass es Radikalisierung auch schon vor dem Internet gegeben haben soll, und Demokratien, liberale Demokratien, sind von Anfang an gar nicht so einfach im Umgang mit Radikalen gewesen. Das fiel ihnen selten leicht. Wir haben eine Vielzahl von Demokratien, die wieder in sich zusammengefallen sind. Da muss man glaube ich in Deutschland gar nicht lange suchen. Ich glaube, dass die liberale Demokratie ihre eigene Stärke wieder neu finden muss, die Zivilgesellschaft. Und das ist insbesondere bei der digitalen Vernetzung und der Kommunikation, die damit möglich ist, umso schwerer geworden. Ich glaube, das ist eine große Herausforderung.“
Kann man VerschwörungstheoretikerInnen überhaupt vom Wert der Wissenschaft und von gesicherten Fakten überzeugen?
„Verschwörungstheorien sind schon sehr alt, und sie funktionieren deshalb so gut, weil sie auf psychologische Mechanismen aufsetzen. Verschwörungstheoretiker fangen an, diese Verschwörungstheorie als Teil ihrer Persönlichkeit zu begreifen. Und deshalb ist es auch so schwierig, ihnen mit Fakten zu begegnen. Man kann sie nur noch ganz schwer davon überzeugen, weil sie sich persönlich angegriffen fühlen.“