Für eine Kabel Eins Serie sind zwei heranwachsende Männer eine Woche ins koptische Kloster nach Höxter in Ostwestfalen gezogen. Bischof Anba Damian erzählt, wie die gemeinsame Zeit die Gäste verändert hat – und auch ihn selbst. Als Bischof Anba Damian das Angebot bekam, zweifelte er. Eine Fernsehproduktionsfirma fragte, ob er sich vorstellen könne, dass für eine Serie in seinem koptischen Kloster Höxter gedreht wird. Der Bischof wusste nicht recht, was er davon halten soll. Denn er besitzt keinen Fernseher. Also fragte er Menschen in seinem Umfeld, von denen er dachte, dass sie es besser wissen.
Alle waren sich einig: „Ab ins Kloster – Rosenkranz statt Randale” sollte hier keinesfalls spielen. Die Idee des Reality TV-Formates ist, dass problematische junge Leute für eine Woche ins Kloster ziehen und dort gemeinsam mit Mönchen und Nonnen den Ordensalltag leben. In dieser fremden Welt sollen sie Struktur und Ordnung lernen. Alles kam anders als gedacht Aber in Höxter-Brenkhausen? Bischof Anba Damian sagte ab. Die Fernsehproduktionsfirma jedoch gab nicht auf, eine Managerin besuchte den Bischof. Der berichtete ihr von dem Misstrauen gegenüber ihrem Vorhaben. Da zeigte sie ihm einen Ausschnitt aus einer alten Folge, in der Jugendliche nach einer Zeit im Kloster ihr Verhalten verändert und gebessert haben – und er dachte plötzlich anders. “Das hat mich ehrlicherweise berührt. ich hatte beinahe Tränen in den Augen”, sagte der Bischof. Als er zugesichert bekam, dass er die Folgen vor der Veröffentlichung sehen und absegnen kann, gab er sein Okay.
Alles kam anders als gedacht
So sollten im Sommer drei Jugendliche und zwei Fernsehteams ins Kloster Höxter einziehen. Doch kurz vor Drehbeginn kamen die Zweifel des Bischofs zurück: “Ich dachte: Oh Gott, wie soll das gehen?” erinnert er sich. Einer der drei Jugendlichen reist schon am zweiten Tag ab, weil er sich nicht wohlfühlte. Der 17 jährige Ian und der 25 jährige Fabian blieben. Dann kam alles anders als gedacht.
Die beiden Männer wurden schnell Teil der Gemeinschaft, sie aßen und beteten mit den Mönchen, halfen in der Bibliothek und interessierten sich für die Welt, die so neu für sie war. Die Dreharbeiten begannen um 5 Uhr morgens und endeten oft erst gegen 21 Uhr. “Sehr diszipliniert” seien die jungen Männer gewesen, sagt Bischof Anba Damian. Am meisten berührt hat ihn ein Moment, in dem die Kamera nicht mehr gelaufen ist: An einem Abend kam einer der beiden auf ihn zu und fragte, ob er beichten dürfe. “Das war für mich das absolut Schönste. in diesem Moment habe ich die Gegenwärtigkeit Gottes gespürt”, sagt Bischof Anba Damian.
Freundschaften geschlossen
Die Zeit der jungen Männer im Kloster wirkt nach. Ian hat dem Bischof versprochen, seinen Schulabschluss zu machen, Fabian will seine Maurerlehre bis zum Ende durchziehen. Auch im Kloster haben die Tage der Dreharbeiten etwas verändert. Seine Mitbrüder hätten reserviert reagiert, erzählt der Bischof: Meine Schäfchen sind sehr scheu und zurückhaltend vor der Kamera.” Er aber hatte Spaß an dem Trubel. er sagt sogar, die beiden Männer seien für ihn Freunde geworden. Geblieben ist dem Bischof nach den Erfahrungen auch eine Erkenntnis: dass es wichtig ist, offen zu sein für junge Menschen. “Als Kloster darf ich meine Türen nicht verschließen”, sagt er. “Ich habe eine Verantwortung gegenüber den Jugendlichen und der Öffentlichkeit.” Wenn die Folgen laufen, will er seine Gemeinde zum Fernsehabend einladen. Und die jungen Leute besonders.
Theresa Brandl | Der Dom Verlagsgruppe Bistumspresse
1 Rückmeldung
Die Einschaltquoten sind wohl sehr hoch bei Kabel Eins zu dieser neuen Staffel “Rosenkranz statt Randale”. Die Leute fasziniert die Konfrontation mit “Heiligem” im Kloster und “unheiligen” Jugendlichen. Zumindest wird dies in der Staffel so dargestellt. Auch wenn der eine Jugendliche “gebeichtet” hat, heißt das noch nicht, dass sein Weg ab diesem Zeitpunkt besser verläuft. Ich mag bezweifeln, dass im Fokus der Kamera die jungen Erwachsenen auch nur ein Hauch eines anderen Blickwinkels mitnehmen. “Gottes Wege sind unergründlich…”, mag sein, aber die Produktionsfirma hat bereits ein Regiebuch erstellt. Darin steht sicher genau, wie die Staffel auszusehen hat. Ein bisschen Kitzel muss ein, sonst wird es uninteressant. Sprich, es ist genauso geplant, dass es Konfrontationen gibt. Im Übrigen, sind die Jugendlichen mit ihrer Art im Mittelpunkt und werden darin noch gefördert. Da kann angepasstes Verhalten hilfreich sein. Zusammen mit dem Jargon der Straße und der Sprache der “Kumpels” wird ein Spannungsbild erzeugt. Dass die ZuschauerInnen solch eine Sendung schauen spricht für sich. Die Geschichte eines jeden einzelnen Jugendlichen wird nicht ernst genommen.