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Weihnachtsmannfreie Zone: Nikolaus in der JVA Köln

26. November 2019

Die bundesweite Nikolaus-Aktion 2019 hat das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Köln eröffnet. Unter dem Titel „Tat.Ort.Nikolaus: Gutes tun kann jeder“ berichten unter anderem drei Inhaftierte von ihrem Alltag in der JVA. „Das Gefängnis bietet uns die Möglichkeit darauf hinzuweisen, dass es auch an Orten des vermeintlichen Scheiterns noch ein großes Maß an Menschlichkeit gibt“, erklärte der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, Monsignore Georg Austen.

Der heilige Nikolaus stehe als Symbol für die Vermittlung von Werten. Er ist heute ein gutes Vorbild für ein christlich inspiriertes Handeln. „Wir wollen den Blickwinkel des Nikolaus einnehmen und nach Tat-Orten suchen, wo wir so handeln wie er“, sagte Austen. „Man ist im Gefängnis aufgrund schlechter Taten, kann sich aber durch gute Taten beweisen“, erläuterte einer der Häftlinge. Bei diesen guten Taten handle es sich oft um kleine Dinge. Als er beispielsweise auf Post gewartet habe, habe ihm ein Mithäftling einen aufmunternden Brief an die Tür gehängt. „Er hat gemerkt, dass es mir schlecht ging und wollte mir helfen. Das hat mir sehr gut getan, auch weil es hier nicht selbstverständlich ist, dass sich jemand für einen interessiert.“

Nikolaus mit Inhaftierten in einem Haftgebäude Alexa (v.l.), Dominik, Ulrich Merz als Nikolaus, Daniel.

Die Strafgefangenen Alexa, Dominik und Daniel bestätigen, dass in der JVA Köln-Ossendorf trotz allem gute Taten geschehen. Wer ins Gefängnis muss, falle in ein tiefes Loch. Ein freundliches Wort, die Einladung zum Kaffee – alles Kleinigkeiten, die einen Neuinhaftierten moralisch aufbauen können. Allerdings besteht die Gefahr, sich von anderen abhängig zu machen. Eine gute Tat, wie z.B. das Teilen von Tabak, ist manches Mal solidarisch gemeint, wird aber auf der anderen Seite ausgenutzt. „Dann kommt man schnell in Abhängigkeit, wenn man z.B. etwas nicht zurück zahlen kann“, meint Daniel. „Durch ihre Taten zeigen Sie, was christliche Nächstenliebe heißt. Sie geben Menschen etwas, aber haben auch selbst etwas davon“, bekräftigt die Kölner Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes in Richtung der Inhaftierten. Voraussetzung sei gegenseitiges Vertrauen und Ehrlichkeit.

In der JVA ist ein Wasserkocher Luxus

Dominik hat sich vorgenommen bei seinem Auszug, seine Elektrogeräte an Zurückbleibende zu verschenken. Besonders begehrt seien Wasserkocher. Damit könne man alles Mögliche kochen, nicht nur Wasser. Es lassen sich Nudeln darin kochen. Alexa widerrum setzt sich für Mitgefangene ein, die nicht deutsch sprechen. Im Gefängnis müsse man für alles einen Antrag stellen. Wer nicht deutsch könne, gehe ohne Hilfe leer aus. Daneben kann alles für Geschäfte genutzt werden. In der Mangelwirtschaft eines Gefängnisses  kann jede Kleinigkeit „zu Geld“ bzw. für Tabak und andere Vergünstigungen nutzbar gemacht werden. Der Nikolaus – nicht zu verwechseln mit dem Weihnachtsmann – hat trotz seines Bischofsamtes Menschen in Not beigestanden. Dies tat er absolut uneigennützig und ohne eine Abhängigkeit des Beschenkten zu erzeugen.

Die Inhaftierten Alexa und Daniel, Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes, Michael Herberger, Tat.Ort.Nikolaus-Unterstützer, Dominik, Inhaftierter in der JVA, Ulrich Merz als Nikolaus, Monsignore Georg Austen, Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, Dekan Stefan Ehrlich, JVA-Leiterin Angela Wotzlaw, Sarah Rummel von der Pfarreiengemeinschaft Roncalli in Köln und Isabel Lubojanski von den SegensOrten Duderstadt (v.l.).

Statt des Weihnachtsmanns

Die „Tat.Ort.Nikolaus“-Aktion ist Teil der seit 2002 bestehenden Kampagne „Weihnachtsmannfreie Zone“ des Bonifatiuswerkes. Es gehe darum, ein Zeichen für den echten Nikolaus setzen, der nicht mit dem Weihnachtsmann gleichzusetzen sei, hieß es. Der „echte Nikolaus“ verkörpere im Gegensatz zum Weihnachtsmann christliche Werte wie Nächstenliebe, Einsatzbereitschaft und Mut. Am 6. Dezember wird der Heilige Nikolaus gefeiert. Dem „Täterprofil“ des heiligen Nikolaus sind schon engagierte Ehrenamtliche aus ganz Deutschland gefolgt. Sie präsentierten, wie auf vielfältige Weise Gutes getan werden kann.

Prominente Unterstützung

Prominente Unterstützung erfährt die „Tat.Ort.Nikolaus“-Aktion unter anderem von der WDR-Moderatorin und Buchautorin Yvonne Willicks. „Es ist kein alter Hut, sich für andere zu engagieren und etwas ehrenamtlich zu machen. Die Ehrenamtlichen müssten das eigentlich viel lauter tun und zeigen, dass das Engagement auch etwas mit unserer christlichen Grundhaltung zu tun hat“, stellte Willicks in einem schriftlichen Gruß heraus. Beim Bonifatiuswerk können Schokonikoläuse über den Online-Shop bestellt werden. Mit der Kampagne werden die katholischen ambulanten Kinderhospizdienste in Berlin und in Halle/Saale unterstützt. Langjährige Patin der „Weihnachtsmannfreien Zone“ ist die Sängerin Maite Kelly.

Theresa Meier, Bonifatiuswerk | Michael King

 

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