Millionen Zuschauer in aller Welt sind gerührt über die Jesus-Serie “The Chosen”. Sie heißt übersetzt „Die Auserwählten“. Der Ideengeber, Showrunner und Regisseur Dallas Jenkins produziert sie. Viels sehen die Serie als ein Phänomen und schon als weltweiter Erfolg. Sie sorgt mittlerweile für Furore – nicht nur in den USA. Auch in Deutschland berührt das Historiendrama über das Leben Jesu die Herzen. Da der Film international durch Spenden finanziert wird, hat die hessische Musikgruppe “Divine Concern” sich bereit erklärt, das Projekt in Form eigener Musikkompositionen zu den Filmsequenzen zu unterstützen.
„Das Geheimrezept von The Chosen ist, dass die Geschichte Jesu aus den Blickwinkeln der Menschen, denen er begegnet, erzählt wird. Wie Jesus plötzlich in ihr Leben tritt und alles anders wird. Das ist besonders spannend,“ erklärt der Gefängnisseelsorger und Frontman der Musikgruppe “Divine Concern”, Diakon Dr. Meins Coetsier. „Die biblische Darstellung von Jesus und den ersten Christinnen und Christen, ist wie eine tiefsinnige Meditation, wobei man bei der gelungenen lebendigen Erzählweise von The Chosen wirklich das Gefühl hat, selbst Teil der Geschichte Jesu zu sein. Einfach klasse!“
Für Diakon Coetsier, ist es ein moderner Weg, das Evangelium zu verkündigen. Bei seiner Diakonweihe 2018, hat der Fuldaer Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez schon betont: „Ihr werdet als Diakone zu Boten des Friedens und der Versöhnung bestellt, zu Überbringern der Frohen Botschaft des Herrn.“ Heutzutage ist diese Aufgabe vielschichtig: es geht nicht nur mit Musik in einem Gefängnis, sondern auch online, um die ganze Welt mit der Botschaft Jesu zu erreichen.
Anerkennung zu Kompositionen
Am 16. August 2021 bekam Divine Concern ein Schreiben vom The Chosen Support Team mit einem grossen Dankeschön: „Vielen Dank für Ihren Support Herr Coetsier! Wir freuen uns, dass Sie dieses wundervolle Video mit uns teilen und natürlich für das Lob und die Anerkennung, die Sie The Chosen zukommen lassen. Herzlichen Dank, dass Sie mit uns auf dieser Reise sind!“ Ja, für Jesus auf unserem Lebensweg Begeisterung zu wecken, ist was The Chosen und Divine Concern zusammen bringt. Coetsier betont, „Wie die biblischen Figuren damals, mit ihren Macken und Problemen, versuchen wir auch in unserer Begrenztheit die menschlichen Emotionen in unserer und durch unsere Musik zu verkörpern.“
Es fühlt sich echt an
Coetsier erläutert: „Wir haben im Gefängnis mit Menschen zu tun, so muss sich unsere Musik einfach echt anfühlen, so ähnlich wie Petrus mit seinem feurigen Temperament oder Johannes der Täufer, der etwas Verrücktes hat. Die Bilder, die Kunstfertigkeit und die vielen historischen Details von The Chosen haben uns einfach dazu inspiriert weiter zu machen.“ The Chosen ist schon jetzt das erfolgreichste Medien-Crowdfunding aller Zeiten. Über die kostenlose App in den bekannten Stores haben Millionen Zuschauer die ersten Folgen gesehen. Die durchschnittliche Bewertung der User von Brasilien bis China liegt bei 9,8 von 10 Punkten.
Meins Coetsier | JVA Fulda und Hünfeld
2 Rückmeldungen
Jetzt gibt es sie auch auf Deutsch – die auf sieben Staffeln angelegte Web-Serie über das Leben Jesu, an den biblischen Geschichten orientiert, aber mit dazu erfundenen neuen Figuren und Episoden. Klischees treffen dabei auf ein naives Glaubensbild.
Die Ausstattung entspricht dem oft üblichen “Sandalenfilm”-Arsenal, die Kulissen erinnern an Freiluft-Passionsspiele. Die Inszenierung ist konventionell und solide, aber etwas umständlich, was sicher auch dem häufigen Orts- und Szenenwechsel geschuldet ist. Es wird ausführlich, in mancher Episode auch langatmig erzählt
In der Haupthandlung werden die ersten Jünger berufen und es geschehen Heilungswunder. All dies ist aus früheren Jesusfilmen oder Bibel-Serien bekannt und wird auch in “The Chosen” nicht neu oder besonders originell geschildert. Vielmehr gleicht die Erzählweise einer Telenovela, in der immer wieder neue Figuren auftreten und Beziehungen ausgelotet sowie kleine und große Probleme zwischen Freunden, Eheleuten oder sonstigen Personen thematisiert werden.
Im Begleitmaterial zur Serie heißt es: “Sie ist lebendig, berührend und zeitgemäß. Sie hebt sich völlig von allen Jesus-Filmen ab, die es bisher gab, und stellt die Menschen in den Mittelpunkt, deren Leben Jesus völlig verändert hat.” Auch mit Superlativen wird nicht gegeizt; die Serie sei eine “unglaubliche Erfolgsgeschichte”.
Vergleicht man “The Chosen” etwa mit dem Serienklassiker “Jesus von Nazareth” von Franco Zeffirelli, werden Ähnlichkeiten sichtbar, etwa in der Figurenzeichnung von Petrus und Matthäus, doch fällt auch auf, dass Zeffirelli vor 45 Jahren dichter und spannender inszenierte. Gleichzeitig wiederholt “The Chosen” aber die Schwäche, thematisch zu sehr an der Oberfläche zu bleiben. Es gibt so gut wie keine Zwischentöne – entweder man glaubt (dann mit Feuereifer) oder eben nicht. Die Figuren bleiben Typen, und das Bekannte wird nur illustriert, nicht neu gedeutet
Dieser Erfolg rührt unter anderem daher, dass “The Chosen” über eine eigene App frei im Netz verfügbar ist und nicht auf das Fernsehen, einen Streamingdienst oder große Filmstudios angewiesen ist. Die Macher sind jedoch keine Unbekannten und fest im Segment der “faith-based movies” verwurzelt, jener Filme für ein christlich-evangelikales Publikum, die den Glauben bestärken und das Christentum als glücklich machende “Feel-Good”-Religion bewerben sollen.
Auszüge aus der Rezension bei katholisch.de
In den 1960er und 1970er Jahre entstanden viele „Jesus-Filme“. Danach kamen lediglich Catherine Hardwickes „Es begab sich aber zu der Zeit…“ (2006), der von der Verkündigung bis zu Jesu Geburt erzählt, sowie Kevin Reynolds „Auferstanden“ (2016), der die Kreuzigung und Auferstehung Jesu durch die Augen eines skeptischen Römers zeigt.
Im Gegensatz zum Mel Gibsons gewaltverherrlichten Film „Die Passion Christi“ (2004) unternimmt die US-amerikanische Serie mit internationaler Besetzung, das öffentliche Leben Jesu aus der Sicht der Menschen, die um ihn herum erzählen, in den Blick. Der Titel ist bereits ab- und ausgrenzend: „The Chosen“ – Die Auserwählten oder Ausgewählten. Zweifel beginnt in mir aufzukommen. Wer ist auserwählt und wer nicht? Die getreue Wiedergabe, praktisch das Nachspielen der Evangelien mit historischem Hintergrund, verfestigt Bilder, denen sich eher konservativ-charismatische Kreise bedienen.
Ein katholischer Priester, ein freikirchlicher Pastor und ein Rabbi sind bei der fiktionalen Charakterisierung verschiedener Figuren mit von der Partie. Der evangelikale Regisseur Dallas Jenkins sagt selbst: „Wir wollen den Menschen einfach die Bibel näher bringen, ohne etwas Neues zu schaffen oder zu interpretieren.“ Das Feilen an den Figuren ist bereits eine Interpretation. Da kann sich niemand herausnehmen, seine subjektive Sicht einzubringen. So, oder so ähnlich könnte es gewesen sein. Hypothese irreal… Eine angebliche Wahrheit und historische Hintergründe werden zu einer engführenden Gesamtdarstellung. Die Personen und deren Geschichten um Jesus von Nazareth sind fiktiv und nicht belegt. Es könnte genauso anders gewesen sein, oder etwa nicht? Um all die Bemühungen um eine evangeliumsgemäße Darstellung leidet die eigentliche Botschaft Jesu “dahinter”. Oder anders ausgedrückt: Was wollen die verschiedenen VerfasserInnen eines biblischen Textes in mündlicher und schriftlicher Form neben den historischen Ereignissen theologisch ausdrücken? Die Botschaft wird immer kontextuell gesehen werden.
Genau dies stört mich als Zuschauer. Schade, dass die Botschaft der Evangelien nicht ins heute übersetzt wird. Aktuelle Themen hätten wir nun wirklich genug. Stattdessen flüchtet man sich in die Welt der Menschen von damals. Ob ich mich und andere sich darin wiederentdecken? Ich mag es bezweifeln. Ich frage mich, wer sich die Serie anschaut und welche Erkenntnisse er oder sie daraus zieht? Im Grunde ist es wie bei “Berlin – Tag und Nacht”, eine deutsche Daily-Soap, die täglich bei RTL2 ausgestrahlt wird… Ist die Soap deshalb so interessant, weil man in den gezeigten Lebens-Problematiken von sich selbst ablenken kann? Da kann ich nicht wirklich begeistert sein.