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Die Initiative Maria 2.0 ruft zum Kirchenstreik

10. Mai 2019

Die Frauen kämpfen für eine Erneuerung der Kirche und treten in den Streik: Aus der kleinen Initiative ist ein bundesweiter Protest geworden. Es hat ganz klein angefangen: Fünf Frauen von Heilig Kreuz in Münster finden sich nicht damit ab, dass Ämter in der katholischen Kirche nur Männern vorbehalten sind – und haben für den 11. bis 18. Mai zu einem „Kirchenstreik“ aufgerufen. Mit ihrer Initiative „Maria 2.0“ kämpfen sie angesichts des Missbrauchsskandals für eine Erneuerung der Kirche und für andere Machtstrukturen.

Inzwischen hat sich aus der Aktion der kleinen Gruppe eine bundesweite Protestwelle entwickelt: Die Aktionswoche gegen eine männerdominierte Kirche findet an mindestens 50 Orten statt. Von Samstag bis Samstag sollen Frauen kein Gotteshaus betreten und keine ehrenamtlichen Dienste verrichten. Mit ihren Anliegen reiht sich „Maria 2.0“ in die Proteste der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) ein. Im Dezember hatte sie die Aktion „#MachtLichtAn“ gestartet, um Solidarität mit Missbrauchsopfern zu zeigen. Auch beim Frühjahrstreffen der Bischöfe in Lingen demonstrierten rund 300 Frauen medienwirksam für eine entschiedenere Aufklärung und für Reformen in der Kirche. „Kein Amt für Täter“ oder „Frauen in alle Weihe-Ämter“, hieß es auf Transparenten.

„Maria 2.0“ wendet sich zusätzlich zur Aktionswoche in einem offenen Brief direkt an Papst Franziskus. Auch darin beklagen die Frauen die Missbrauchsfälle sowie „deren Vertuschung und Verdunkelung durch Amtsträger“. Ihr Hauptanliegen ist es aber, dass sich die Ämterstruktur in der Kirche ändert.

Bewegung erhält deutschlandweit Zuspruch

Frauenlob wird gerne von Kirchenmännern gesungen, die aber allein bestimmen, wo Frauen ihre Talente in der Kirche einbringen dürfen“, heißt es in dem Brief: „In ihrer Mitte dulden sie nur eine Frau: Maria. Auf ihrem Sockel. Da steht sie. Und darf nur schweigen.“ Stattdessen solle Maria – stellvertretend für alle Frauen – in die Mitte gerückt werden: „als Schwester, die in die gleiche Richtung schaut wie wir“.

Die Bewegung erhält deutschlandweit Zuspruch: Allein auf der Homepage von „Maria 2.0“ sind 50 Orte verzeichnet, wo sich Anhänger an der Aktion beteiligen wollen, und das nicht nur mit selbst organisierten Gottesdiensten vor der Kirche. In Essen-Burgaltendorf etwa haben sich alle Ehrenamtlichen – auch die Männer – dem Streik angeschlossen und stoßen damit sogar auf Verständnis bei der Bistumsleitung. Und in Münster gibt es am Sonntag eine zentrale Mahnwache auf dem Domplatz, bei der es auch um die Aufhebung des Pflichtzölibats und eine Neuausrichtung der kirchlichen Sexualmoral geht.

Lob und Gegenstimmen

„Wir werden informieren und diskutieren und deutlich machen, dass jetzt die Zeit ist und die Stunde, um zu handeln“, betonen die Initiatorinnen. Auch international wird über die Bewegung gesprochen: Medien aus Belgien, Österreich, der Schweiz, Italien, Frankreich und den USA berichten über die Aktion. Lob findet die Initiative auch in der Politik, etwa bei der Bundestagsabgeordneten Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD). Während in diesem Jahr 100 Jahre Wahlrecht der Frauen gefeiert werde, schließe die Kirche Frauen immer noch von wichtigen Ämtern aus, kritisiert die Umwelt-Staatssekretärin, die sich als gläubige Katholikin bezeichnet.

Aber auch Gegenstimmen werden laut. So warnte etwa Kurienerzbischof Georg Gänswein davor, selbst gesponnene Theorien zu verkünden. Wer eine neue Kirche erfinden wolle und an ihrer DNA herumschraube, der sei auf dem Holzweg, sagte der Privatsekretär des emeritierten Papstes Benedikt XVI. Ende April im Stift Heiligenkreuz bei Wien. Auch konservative Internetportale kritisieren „Maria 2.0“, unter anderem weil deren Forderungsliste im Widerspruch stehe zum Schreiben „Ordinatio sacerdotalis“ von Papst Johannes Paul II. Dort sei eindeutig und endgültig festgelegt, dass die Kirche keine Vollmacht habe, Frauen zu Priestern zu weihen.

Diesen Einwänden widerspricht die Initiative auf ihrer Facebook-Seite. Außerdem heißt es dort, es wäre schön, „wenn die alten weißen Männer in Rom sich nicht immer nur Gedanken um ihre Kirche machen müssten“. Dann bekämen sie „vielleicht das Herz frei für die Sorge um den Glauben und dass er gelebt und geliebt wird“.

Bonifatiusbote Bistum Fulda

 

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