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Männer, die den Platz „des Herrn“ einnehmen und ihn repräsentieren

10. August 2025

Warten bedeutet Vorbereiten, gespannt sein, Vorfreude. Warten teilt sich in unterschiedliche Phasen auf: Ankündigung des Kommens, Überlegungen zum Empfang, zum Bewirten, was auch immer. Ein Spannungsbogen entsteht. Er wird um so größer, wie die Erfüllung naht, er wird um so flacher, wie weit sie entfernt erscheint.

„Seid wie Menschen, die auf ihren Herrn warten, der von einer Hochzeit zurückkehrt“ Das ist ein kurzer Zeitraum. Naherwartung hat man es genannt. Aber der Herr blieb aus… Wer wartet, lebt mit Abwesenheit. Die Erfahrung, dass der Herr nicht kommt, hat den Spannungsbogen flach werden lassen; hat Menschen, meist Männer, mächtig gemacht, die den Platz des Herrn einnehmen und ihn repräsentieren (wollen): Platzhalter. Halten sie frei oder besetzen sie? Mit Abwesenheit leben ist herausfordernd. Je länger die Abwesenheit währt, wächst die Herausforderung, leidenschaftlich zu bleiben. Je länger die Abwesenheit währt, wächst die Tendenz, sich Ersatz zu beschaffen. Der Herr des Alls tritt in den Hintergrund – und die Herren der Welt treten in den Vordergrund.

Wie lebt man mit Abwesenheit?

Vielleicht reden wir zu wenig darüber. Verdrängen sie. Und füllen den Hohlraum, die Leere mit Ritualen, Worten und Vollzügen, von denen wir glauben, sie stünden für den, den wir erwarten. Und fragen uns manchmal dann doch: Passt das zusammen? Die goldenen Gefäße für das sakramentale Brot? Die vergrößernde Mitra für den erniedrigten Jesus? Die ausschließenden Regeln und das Wort, das besagt, dass alle in Christus eins sind? Wie lebt man mit Abwesenheit? Oder ist Jesus gar nicht abwesend? Bricht ein in plötzlichen Gedanken, in bedrängenden Fragen, in Herausforderungen, in ruhigen Momenten, in berührenden Augenblicken? Wie lebe ich mit dem abwesend Anwesenden und dem anwesend Abwesenden

Stärken mich Augenblicke

Ich finde, alles, was wir sagen, beten und tun, ist vorläufig. Provisorium. Überbrückung. Ich möchte sensibel werden für Menschen, die angeben, auf Jesus zu verweisen, aber eigentlich sich selbst in Szene setzen, sich selbst darstellen. Ich möchte genau in mich hinein hören, ob es stimmt, wenn ich sage: Jesus fehlt mir – was daran stimmt und was nicht. Und ich möchte den Augenblicken nachspüren, von denen ich glaube, da hat mich nicht nur etwas berührt, sondern der Himmel oder Gott, und mich fragen, was mir diese Augenblicke wert sind und wie sie mich stärken. Und mich fragen, wie das wäre, säße Jesus jetzt direkt mir gegenüber, und mich fragen, warum ich frage, wie das WÄRE, und warum ich nicht davon ausgehe, dass er mir gegenüber oder neben mir sitzt.

Bernd Mönkebüscher | Lukas, 12, 35-40

 

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