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Krieg kennt nur Opfer: Gedanken zur Todesfahrt in Magdeburg

22. Dezember 2024

Ein Krieg kennt nur Opfer. Auch wenn dieser Krieg ein Terrorakt ist, ein Anschlag oder eine Todesfahrt wie die auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt. Es gibt nur Opfer, keine Sieger. Das erste Opfer ist die Person, die mit dem Krieg beginnt. Worte und Gedanken zur entsetzlichen Todesfahrt auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg.

In Magdeburg hat ein Mensch, der als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie im Maßregelvollzug der Salus-Klinik in Bernburg gearbeitet hat, Menschen mit einem Mietauto brutal zu Tode gefahren. Hat die Wut in ihm zu Hass und schließlich in den Wahn geführt? Wie viele Menschen gibt es unter uns, in denen Wut das Potential zu Hass und Wahn hat? Und dieser Wahn führte zum Tod und zu schwersten Verletzungen so vieler Menschen.

Abgründe von Menschen

Solche Taten und alle anderen Kriege hinterlassen Spuren über Generationen. Sie traumatisieren Menschen, führen schlimmstenfalls in Einsamkeit, Lebensverweigerung und wieder in Hass gegen sich selbst und andere. Es soll Menschen gegeben haben, die angesichts der Todesfahrt auf dem Alten Markt in Magdeburg lauthals gejubelt haben. Andere haben sich am Abend des Gedenkens der Toten und all des Leids zu einer Demonstration durch die Stadt versammelt und riefen rechtsradikale Parolen. Es ist kaum auszuhalten, welche Abgründe im Menschen sich auftun können.

Sorge tragen, dass Leid weniger wird

Andererseits gibt es Menschen, die jetzt Hilfe anbieten, einander halten und trösten, Blut spenden, miteinander beten. Auch das ist eine menschliche Wirklichkeit. Sie war und ist zu erfahren auf den Straßen, in den Kliniken, auf dem Magdeburger Domplatz zum Gedenkgottesdienst, und an vielen Orten, wo Menschen sich begegnen. Wir werden nicht verhindern können, dass Leid geschieht. Aber wir können dafür Sorge tragen, dass dies geringer wird, wo immer wir es miteinander in Mitgefühl tragen. Dazu brauchen wir nicht abwarten, bis endlich die Politik sich ändert.

Kraft der Liebe

Jetzt kommt das Weihnachtsfest: Gott selbst hat nicht gewartet, bis ihm diese Schöpfung Mensch gefallen hat – er hat bedingungslos seine Liebe zugesagt – und ist selbst Mensch geworden. Machen wir es wie Gott. Ich habe beschlossen, ab sofort nicht mehr unfreundlich zu sein, weder gegen mich selbst noch gegen andere. Und ich weiß, dass ich im nächsten Moment diesen Beschluss womöglich schon wieder vergesse – doch ich habe den Spiegelneuronen, also dem Resonanzraum im Gehirn für Gefühle und Stimmungen anderer Menschen, aufgetragen, mich immer wieder neu im Sinne dieses Beschlusses wach zu machen. Nicht zuletzt vertraue ich in diesen Dingen auch jener Kraft der Liebe, die ich Gott nenne.

Christoph Kunz | Gedanken zur Todesfahrt über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg, 20.12.2024

 

1 Rückmeldung

  1. Ansgar sagt:

    In einer Gemeinsamen Stellungnahme des Kommissariats der deutschen Bischöfe – Katholisches Büro in Berlin – und der Bevollmächtigten des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union äußern sich die beiden Kirchen strikt ablehnend zum sogenannten „Zustrombegrenzungsgesetz“.

    Auszüge
    „Zeitpunkt und Tonlage der aktuell geführten Debatte befremden uns zutiefst. Sie ist dazu geeignet, alle in Deutschland lebenden Migrantinnen und Migranten zu diffamieren, Vorurteile zu schüren und trägt unserer Meinung nach nicht zur Lösung der tatsächlich bestehenden Fragen bei. Die nun vorgeschlagenen Verschärfungen sind nicht zielführend, vergleichbare Taten zu verhindern und tragfähige Antworten auf das öffentliche Sicherheitsbedürfnis zu geben. […]

    Die beiden großen Kirchen weisen hiermit darauf hin, dass die nun vorgeschlagenen Gesetzesänderungen nach aktuellem Wissensstand keinen der Anschläge verhindert hätten. Die Attentate von Magdeburg am 20. Dezember 2024 und Aschaffenburg am 22. Januar 2025 wurden von offensichtlich psychisch kranken Personen begangen. Die Taten zeigen aus Sicht der Kirchen daher ein Defizit hinsichtlich des Informationsaustausches unterschiedlicher Behörden und einen eklatanten Mangel an adäquater Versorgung psychisch Kranker auf. […]
    Der Gesetzentwurf ist aus Sicht der Kirchen daher nicht geeignet, zur Lösung der anstehenden migrationspolitischen Fragen beizutragen.“ Stellungnahme…

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