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Vena. Ein realistisch-sensibler Film mit offenem Ende

25. September 2024

Ende November 2024 startet bundesweit der Kinofilm mit dem Titel VENA. Es geht um die Geschichte der werdenden Mutter Jenny, die es trotz ihrer Suchtgeschichte und einer anstehenden Haftstrafe mühsam schafft, gesunden Selbstwert aufzubauen. In ihrem Debütfilm an der Filmakademie Baden-Württemberg beweist die Regisseurin Chiara Fleischhacker ein gutes Gespür für sensibles Erzählen. Die geschilderte Lebenssituation verweist ebenso auf strukturelle Benachteiligung innerhalb unseres Gesellschafts- und Justizsystems.

Es ist ein Film über die Notwendigkeit von Familienhilfe, von Hilfen für Frauen in Notlagen und über den notwendigen Schutz der Mutter-Kind-Bindung in belastenden Situationen. Es geht um das Spannungsfeld nachhaltiger, sinnvoller versus traumatisierender Strafen. Der Film zeigt sehr gut das Dilemma, was es bedeutet, sich aus dysfunktionalen Strukturen wie der Sucht und persönlicher Krise zu befreien. Die Kraft aus dem Mutterwerden zu schöpfen gelingt nicht, weil die junge Frau aus gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zurückgeworfen wird.

Die Szeneri(en)

Jenny liebt ihren Freund Bolle, mit dem sie ein Kind erwartet. Was für andere das größte Glück bedeutet, löst in Jenny ambivalente Gefühle aus, denn das Leben hat ihr zuvor viel zugemutet. Sie ist mit der Justiz und dem Jugendamt aneinandergeraten und ihre Beziehung mit Bolle leidet zunehmend unter der Drogenabhängigkeit der beiden. Als ihnen die Familienhebamme Marla zugewiesen wird, reagiert Jenny zunächst ablehnend. Doch Marla verurteilt sie nicht und schafft es mit stoischer Geduld, ihr Vertrauen zu gewinnen. Je mehr Jenny Marla in ihr Leben lässt, desto mehr begreift sie, dass sie Verantwortung übernehmen muss – für ihre Vergangenheit, ihre Zukunft und das neue Leben, das in ihr heranwächst. VENA erzählt kraftvoll die Geschichte einer Frau, deren erdrückende Lebensrealität wenig Perspektiven für ihr Leben zulässt, und die regelmäßig in den Rausch flüchtet, bis sie ungewollt schwanger wird. Für ihr Baby und eine bessere Zukunft stellt sie sich mit Unterstützung der Hebamme Marla ihrer Sucht, muss aber trotzdem schwanger ihre Gefängnisstrafe antreten, wo sie nach der Geburt in einem Justizsystem, das nicht auf Mütter ausgelegt ist, von ihrem Baby getrennt wird…

Recherchen zum Film

Die umfangreiche Recherche zu VENA hat sich über einen Zeitraum von zwei Jahren erstreckt. “Mir war es besonders wichtig, Jennys Welt authentisch und wertschätzend darzustellen. Ich wollte mit Menschen sprechen, die Jennys Perspektive, ihren Umgang mit Drogensucht und Schwangerschaft in Haft deutlich machen können, aber auch die Sichtweise ihrer Mutter Renate, ihres Partners Bolle, ihres großen Sohnes Luki und der vielen Menschen aufzeigen, die versuchen, Frauen wie Jenny auf ihrem Weg zu begleiten”, erzählt die Regisseurin Chiara Fleischhacker. Aus den Erzählungen der jungen Alina aus Erfurt, die nach mehreren Jahren des Crystalkonsums clean wurde, wurde die Art, das Crystal zuzubereiten; das Ziehbrett mit den Fotos, das nervöse Wippen mit den Füßen und die Bezeichnung „vom Stein“, die größere Kristalle beschreibt, übernommen. Von einer Mutter aus einem betreuten Mutter-Kind-Wohnen stammt die Idee, ihr Baby nach ihrer Lieblingsfigur aus einem Videospiel zu benennen.

Erkenntnisse erarbeiten

Ein Film, der einem beim Zuschauen immer wieder erschauern lässt. Man möchte der jungen Frau zurufen, sie solle doch die Drogen und ihren Freund Bolle links liegen lassen. Doch das nutzt nichts. Die werdende Mutter muss selbst Erfahrungen machen. Nur mühsam in Minischritten wächst die Erkenntnis, dass sie für sich und Ihr Kind andere Wege einschlagen muss. In der Pflege ihrer Orchideen zeigt Jenny Feingefühl. Die Hebamme Marla spielt in der Auseinandersetzung mit sich eine wichtige Rolle. Die Geburt des Kindes wird in vielen Einzelheiten dargestellt. Und: Wie das Kind direkt nach der Geburt von der Mutter in die Obhut einer Pflegefamilie gegeben wird. Das Justizsystem und deren Zusage auf ein Mutter-Kind-Platz schlägt fehl. Am Ende bleibt alles offen. Der Film geht behutsam mit den Themen Drogenkonsum und der toxischen Abhängigkeit in der Beziehung um. Es macht Risse in einem gesellschaftlichen System deutlich, ohne dabei jemandem die Schuld zuzuweisen. Durch die emotionale Nähe wird Jenny eine vielschichtige, weibliche Identifikationsfigur, die Hoffnung und Mut macht, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Weitere Informationen im Presseheft | Fotos: Neue Bioskop Film

 

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