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Hohenasperg aus dem Familienalbum bekannt

7. Mai 2024

Die Festung Hohenasperg war von 1535 bis 1693 eine aktive Festung des Landes Württemberg auf dem Berg „Asperg“, auch Hohenasperg genannt. Diese liegt in der gleichnamigen Stadt Asperg im heutigen Landkreis Ludwigsburg in Baden-Württemberg. Die Festung dient seit Anfang des 18. Jahrhunderts als Gefängnis, in dem in der NS-Zeit politische Gefangene inhaftiert waren. Seit 1968 ist es ein Vollzugskrankenhaus der baden-württembergischen Justiz. Manfred Jarmer, ehemaliger Gefängnisseelsorger der JVA Diez in Rheinland-Pfalz, ist dieser Ort aus dem Familienalbum vertraut.

Luftaufnahme der Festung Hohenasperg im Sonnenaufgang. Foto: Imago, Manuel Kamuf.

Der Hohe Asperg ist mir aus dem Familienalbum vertraut. Es war ca. 1948, 10 Jahre vor meiner Geburt, als meine Großeltern nach Asperg ausgesiedelt worden waren. Da es Diaspora war, mussten sie auf den Tränenberg, wie Petrus Ceelen ihn immer genannt hat, und dort in den Gottesdienst gehen. Erst kamen die Gefangenen, dann der Priester. Er hielt den Gottesdienst. Danach verließen die Gefangenen die Kirche und anschließend die externen Gottesdienstbesucher. Davon existiert ein Foto. Die zweite Frau von links ist meine Oma, die dritte meine Mutter. Aufgrund dessen, hat es mich immer „nach oben“ gezogen.

Selbst im Knast tätig

So nutzte ich 1981 die Gelegenheit mich als junger Student bei Petrus als Praktikant zu bewerben. Der begrüßte mich in diesem Jahr mit den Worten „Oh Gott, nicht schon wieder ein Praktikant!“ Durch diese Bemerkung sah ich meine Felle davonschwimmen, wurde aber von ihm zu Gefäbgnispfarrer Karl Halder nach Ludwigsburg vermittelt. So konnte ich erste Erfahrungen im Vollzug sammeln, machte 1982 erneut bei ihm ein Praktikum. Im Jahr 1992 wurde ich als Gefängnisseelsorger in Preungesheim im Bistum Limburg angestellt. Dort traf ich den Autor, Aids-Seelsorger und Freund Petrus Ceelen erneut auf der Bundeskonferenz der Gefängnisseelsorge in Dresden. Dort hielt er seinen Vortrag über Allah, den All-Erbarmer. Dieser Kontakt ging am 10. März 2024 mit dem Tod von Petrus zu Ende. Petrus hat in seinem „Unruhestand“ wiederholt Lesungen in JVA´en mit Gefangenen und Untergebrachten gehalten.

Der Tränenberg

Der Hohenasperg wurde vom späten Mittelalter bis heute nahezu ununterbrochen als Gefängnis für rechtmäßig verurteilte Straftäter genutzt. Der prominenteste politische Häftling war und ist sicherlich der Journalist, Dichter und Musiker Christian Friedrich Daniel Schubart (1739–1791). Schubart zum Idol der Anhänger der Revolution von 1848, die ihm in großer Zahl auf den „Tränenbuckel“ folgen sollten. Man sagt, der Asperg sei „Württembergs höchster Berg“. Es dauere nur fünf Minuten, um hinauf zu kommen, aber Jahre, um wieder herunter zu gelangen. Der Satz „Auf den Bergen wohnt die Freiheit, auf dem Asperg aber nicht“ bezeichnet zynisch den Ort.  Auf dem Tränenberg waren nicht nur „normale“ Kriminelle inhaftiert, sondern viele freiheitsliebende politische Gefangene. Als der Absolutismus zu bröckeln begann, wurden dort viele seiner Gegner inhaftiert. Auch die Nazis verachteten die Freiheit und setzten dort oben u.a. Eugen Bolz, von der Zentrumspartei fest. Bis 1933 war er der Staatspräsident des freien Volksstaates Württemberg. Später beteiligte sich Bolz am Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Nach dem missglückten Attentat vom 20. Juli 1944 auf Hitler wurde er denunziert, am 12. August 1944 verhaftet, am 21. Dezember vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Ende Januar 1945 ist Bolz in Berlin-Plötzensee enthauptet worden. Im kollektiven Bewusstsein spielt der Berg bei den Württembergern bis heute eine große Rolle.

Manfred Jarmer

 

1 Rückmeldung

  1. Wolfram Kaier sagt:

    Als Württemberger ist einem der Hohenasperg natürlich als „Demokratenbuckel“ bestens bekannt – und auch sein wohl prominentester Gefangener Schubart. Für alle geschichtlich Interessierten empfehle ich zum Weiterlesen die Informationen von der Landeszetrale für politische Bildung Baden-Württemberg (lpb).

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