Gefangen in Sommerhitze der Justizvollzugsanstalt

24. Juli 2019

Besonders heiß ist den 550 Gefangenen in der aus Beton gebauten Bielefelder JVA Brackwede. Der Baustoff strahlt die Wärme wie ein Kachelofen ab. Etwas erträglicher sind die Temperaturen in den älteren Gefängnisbauten in Herford und Detmold, sagen die dortigen Leiter. Aber auch dort steigen die Werte im Inneren teils auf weit über 25 Grad. Besonders hohe Temperaturen herrschen auch in den Gefängnis-Werkstätten, beispielsweise in der Wäscherei der Bielefelder JVA, in der 30 Gefangene arbeiten. Das Pensum in den Werkstätten werde derzeit etwas reduziert, heißt es aus dem Herforder Gefängnis.

Vor allem für Untersuchungshäftlinge und für Gefangene, die nicht arbeiten oder Sport treiben, wird die Hitze in vielen Justizvollzugsanstalten zur Qual. Sie verbringen meist mehr als 20 Stunden in ihren aufgeheizten Zellen und haben in der Regel nur zweimal wöchentlich Zugang zu Duschen. Dies geht zurück auf einen Beschluss am Oberlandesgericht in Hamm 2016. Landesweit geltende Hitze-Regelungen für den Gefängnisbetrieb gebe es nicht, sagt ein Sprecher des NRW-Justizministeriums. Jede JVA müsse selber entscheiden, wie sie den Inhaftierten die Zeit erträglicher mache.

Beschluss des Oberlandesgerichtes

In der JVA Köln, wo 1.200 Gefangene einsitzen, stehen jetzt extra aufgestellte Gartenduschen im Innenhof bereit, die Häftlinge während ihrer einen Freistunde am Tag nutzen können. Wenn es die Personallage erlaube, versuche man derzeit, die Freistunden etwas auszudehnen, sagt der stellvertretende Anstaltsleiter Wolfgang Schriever. Außerdem gebe es Kaltgetränke für Gefangene und Bedienstete. In einigen besonders der Sonne ausgesetzten Gebäudeteilen stünden Klimageräte auf den Gängen.

Auch in der JVA Schwerte fließe der Schweiß, sagt Leiterin Gabriele Harms. Nicht nur bei den Gefangenen, auch bei den Vollzugsbeamten, die laut Vorschrift ihre wenig luftigen Uniformen aus einem Synthetik-Gemisch tragen müssen. In der reinen Männer-Haftanstalt sei derzeit das Sportangebot eingeschränkt, da „manche Männer bei der Hitze nicht gut auf sich Acht geben“, sagt die Leiterin. Es gebe mehr Obst als sonst, und auch in Bereichen, in denen die Türen normalerweise verschlossen sind, würden abends eine Stunde lang Türen und Fenster geöffnet, um Durchzug herzustellen. Abweichend von der landesweiten Regel können die meisten Insassen in Schwerte drei bis viermal pro Woche duschen – unabhängig von der Hitze.

Nicht gern gesehen ist es, wenn Fachdienst-MitarbeiterInnen in kurzen Hosen ihren Dienst in der JVA tun. Die Kleiderordnung beim uniformierten Dienst ist klar geregelt. Für die anderen „zivilen“ Bediensteten gibt es keine Regelung. Es heißt nur, „man solle angemessen“ zum Dienst kommen. Für Gefangene sind kurze Hosen in der Schule und während der Arbeit tabu. Nur in der Freistunde dürfen Inhaftierte Ihre Jogginghose hochkrempeln oder kurze Hosen tragen. Diese sind in der Ausstattung der einheitlichen Anstaltskleidung enthalten.

Quelle: WDR, Ostwestfalen-Lippe

 

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