Vier Gefängnisseelsorgende verabschieden sich auf der Mitgliederversammlung der Katholischen Gefängnisseelsorge in Deutschland e.V. in Fulda bei ihrer letzten Studientagung. Sie sind bereits in Pension oder werden in den nächsten Monaten ihren Dienst in den “Ruhestand” antreten. Nicht ohne Wehmut blicken sie auf die Zeit ihrer Dienstjahre zurück.
Alle vier Gefängnisseelsorgetätigen werden bei der Mitgliederversammlung des gemeinnützigen und kirchlichen Vereines der Katholischen Gefängnisseelsorge in Deutschland e.V. aufgerufen nach vorn auf “die Bühne” zu kommen. Mit am längsten dabei ist Klaus Uhlenküken von der Hamburger Untersuchungshaftanstalt (UHA). Die Untersuchungshaftanstalt Hamburg ist eine Anstalt des geschlossenen Vollzugs mit etwa 480 Haftplätzen. Viele Geschichten kann Uhleküken aus dem Vollzug erzählen. Offen und kritisch begleitete der ehemalige Paderborner Theologiestudent die Belange Inhaftierter und Bediensteter. Über all die Jahre war der Wahl-Hamburger aktiv im bundesweiten Zusammenschluss von GefängnisseelsorgerInnen aktiv.
In Bremen verabschiedet sich Diakon Dr. Richard Goritzka, der seit 2010 in der JVA Bremen-Oslebshausen tätig ist. Er gehe mit Dankbarkeit und Demut, sagt er den versammelten GefängnisseelsofrgerInnen im Bonifatiushaus Fulda. Goritzka arbeitete bereits als Seelsorger in der Justizvollzugsanstalt Meppen in der Abteilung Aurich und in den Kirchengemeinden in Aurich, Sande, Wiesmoor und Wittmund. Auch in Bremen wurde er „geteilt“. Der Familienvater ist als hauptamtlicher Diakon zu 75 Prozent in der JVA Oslebshausen und zu 25 Prozent in der katholischen Pfarrei St. Raphael im Bremer Osten tätig gewesen.
433 Haftplätze für Frauen und 124 für Männer hat die bayerische Justizvollzugsanstalt Aichach. Nicht nur christliche Inhaftierte können mit dem Gefängnisseelsorger das Gespräch suchen. “Meine Gespräche sind manches Mal anstrengend. Es tauchen viele Emotionen bei den Inhaftierten auf”, sagt Richard Willburger. In der JVA Aichach ist der gebürtige Allgäuer auch für inhaftierte Frauen zuständig. „Das ist ein besonderes herausforderndes Feld“, sagt er. Unterstützung findet Willburger in den jährlich stattfindenden Treffen der Arbeitsgemeinschaft Frauenvollzug auf Bundesebene. Dort zeigt sich der ausgezeichnete Musiker mit seinen kirchenmusikalischen Fähigkeiten. Sein persönliches Engagement wird auf vielen Ebenen eine Lücke hinterlassen.
Aus dem Süden meldet sich die Untermarchtaler barmherzige Schwester vom Heiligen Vinzenz, Sr. Sabine Götz, ab. Die ehemalige Gemeindereferentin trat 2011 ihren Dienst in der JVA Schwäbisch-Gmünd an. Dass es, schwäbisch gesagt, „bloß a ganz klois Schtückle“ geworden ist, ist übertrieben. Über viele Jahre begleitet sie inhaftierte Frauen und hatte zuletzt den Vorsitz in der Arbeitsgemeinschaft Frauenvollzug inne. Die bescheidene Schwester gibt sich gelassen. “Danke für die Unterstützung und die Zugewandtheit für die Belange im Frauenvollzug”, sagt sie zum Abschluss. Auch wenn sie sich nicht wortgewandt in den Vordergrund rückte, ist sie eine wichtige Ansprechperson für die Belange der Frauen in Haft.
Der Vorsitzende des Vereins, Andreas Bär von der JVA Nürnberg, dankt den Kollegen und der Kollegin herzlich für Ihren Dienst und wünscht Ihnen für die “neuen Jahre nach Haft” alles Gute. Er überreicht nicht nur den scheidenden Gefängnisseelsorgenden eine Würdetafel mit dem eingebrannten Worten “Würde unantastbar”. “Wichtig ist die Krone, die unsichtbar in jedem ist”, sagt Bär und spielt auf das Projekt von Ralf Knoblauch in Bonn an. Sie alle haben würdevoll ihren Dienst ausgeführt und sich für Gefangene eingesetzt. Bär schenkt ihnen als Zeichen der Anerkennung die Bronzetafel des Heiligen Leonhard und einen Frankenwein.
Michael King